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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIII (1968 / Heft 97)

Johannes lNen. Aufstieg und Ruhepunkl, 1919. Ol auf 
Leinwand, 130x115 cm 
Johannes lHen. HorizonmI-Verlikal, 1917. Öl auf 
Lexnwcmd, 55x45 cm 
Johannes lNen. Horizoniul-Verlikul, 1917. Farbslifi, 
22 x 22 cm 
1 Johannes ltteri. Aufstieg und Ruhepunkt, 1919. Ol auf 
Leinwand, 230x115 cm 
2 Johannes ltten, Horizontal-Vertikal, 1917, Öl auf 
lcinwand, 55x45 cm 
3 Johannes ltteri, Horizontal-vertikal. 1917. Furbstift. 
22x22 (VTt 
unter dem Sammelnarnen Konkrete Kunst' 
zusammenzufassen sind. . , In ihren Bildern werden 
ungegenständliche, meist geometrische Formen 
und reine Spektralfarben wie real erfaßbare 
OblCklC gestaltet" (l. ttten: „Kunst der Farbe", 
Ravensburg 1961). 
Betrachtet man die Bilder der Wiener Periode. 
die zum größten Teil in einer Ausstellung der 
Galerie nächst St. Stephan im Oktober 1967 in 
Wien zu sehen waren. so springt zunächst der 
überinactitige Einfluß von Robert Delaunay ins 
Auge Es ist jenes Element in der Malerei des Ehe- 
paares Delaunay, das Guilleaunrie Apollinaire i 
0b zu Recht, bleibe dahingestellt e als "orphislisch" 
bezeichnet hat, das ltten am meisten anzieht. Die 
Problematik von "Sonne. Turm, Flugzeug" von 
Robert Delaunay (1913), die theoretischen Über? 
tegungen, die der „Simultanscheibe" (1912) des- 
selben Malers zugrunde liegen, werden zur Kern- 
substanz der Bemühungen lttens in den Wiener 
Jahren .,lch arbeitete an geometrisch-abstrakten 
Bildern, die auf sorgfältigen Bildkonstruktionen 
beruhten", schrieb er später über diese Versuche 
(l. ltten' .,Mein Vorkurs am Bauhaus", Ravensburg 
1963) Als reifste Frucht dieser Bemühungen darf 
„Aufstieg und Ruhepunkt" (1919) angesehen 
werden (Abb.1). 
In seinen Versuchen mit "Farbktangen" ist ltten 
auf dem Umwege über Delaunay van den Er- 
kenntnissen der Nea-lmpressionisten abhängig. 
Delaunay hat seine eigene Beziehung zu Seurat in 
verschiedenen, etwas unklaren Äußerungen dar- 
gelegt. Er übernehme von ihm zwar ..die Zer- 
legung der Farbe nach den Gesetzen der kamplee 
mentären Töne, benutze die Farbkantraste aber 
nicht dazu, dem Betrachter die Natur in ihrer 
Farbigkeit intensiv var Augen zu fuhren, sondern 
zerlege das Licht in die Bestandteile des Spektrums 
und fugi: die Farben auf der Leinwand neu zu- 
sammen" Michel Seuphar spricht van einer „Über? 
tragung der kubistischen Analyse des Gegenstandes 
auf das Licht" (M. Seuphor: „Abstract art". New 
York 1961). Auch Werner llaltmann sieht im 
„Orphisrniis" die "Ausweitung der aus rein bild- 
nerischen Vorstellungen und Erwägungen ente 
standenen Bildkanstruktionen in die Sphäre des 
Ausdrucks und der Dichtung" Der ureigenste 
Beitrag des .,Orphisrnus" ist ,.der in den Bahnen 
der kubistischen Analytik und in ihrer Anwendung 
auf Farbe und Licht heraufgezuchtete Farblicht- 
raurn" (Beide Zitate aus W. t-tattrnann, „MCtiEFEl 
irn EO, Jahrhundert". München 1955). Werner 
lrlofmann spricht von dem Versuch Delaunays, 
„die Dingfläche mit der Allmacht der Farbe zu 
orchestrieren, um daraus die Vorstellung einer 
universalen Wirklichkeit von größter Tiefen- 
wirkung zu gewinnen", gleichzeitig verweist er 
darauf. dafS „Vergleiche zur Gesetzlichkeit der 
Musik neuerlich aktuell" werden (WJ-lofrnann: 
„Grundlagen der modernen Kunst", Stuttgart 
196a) 
Wir haben diese Entwicklungslinien der „orphi- 
schon Malerei" deshalb so eingehend dargestellt. 
weil sie auch für den Weg des Johannes ltten in 
den Wiener Jahren, also von der „kubistischen 
Analyse" des „Bachsüngers" ilber "Lichtkreis" 
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