Als der 1927 in Kitzbühel in TlFOi geborene Maler
und Graphiker Ernst lnsam im Mai des Vorjahres
ersimuls mii einer größeren Kollektive neuer
Ölbilder in der Wiener Secession im Rahmen der
„Aciion Tusch" an die Öffentlichkeit tral, fand
das Debüt des in Wien lebenden Künstlers nicht
nur von sehen der Kritik Beachiung und posiiive
Resonanz. Biszu diesem Zeitpunki kannte man zwar
den in gleicher Weise wandlungsfühigen wie ori-
ginären Werbegraphiker. von der Exis1enz des
freien Malers wußten jedoch nur wenige. Die
fünfundvierzig Arbeiien umfassende Auss1ellung
lnsams in der Secession war daher selbst für den
profunden Kenner der österreichischen Gegen-
wartskunst eine lohnende Entdeckung, in die man
Hoffnungen setzen konnte; Hoffnungen. die sich
- wie die inzwischen entstandene „Praduktion"
beweist - in immer wesentlicherem Maße er-
füllten und vermutlich auch in Zukunft weiterhin
erfüllen werden.
Die permanente Frage nach dem Wie und Warum
von Malerei erfährt durch lnsams vitale Bilder,
die so gar nicht in den Rahmen dessen passen,
was hierorts en vogue ist, echte Möglichkeiten
von Deutung und Bedeutung. „Kunst besteht nie
in Regeln, sondern immer in Ausnahmen vom
Standpunkt des Erfahrungsmüßigen." Dieser Satz
von Willi Baumeister findet sich durch die einer
sehr intensiven Farbigkeit verpflichteten Bilder
von Ernst lnsam einmal mehr bestätigt, ohne des-
wegen bestreiten zu wollen, dat] sie sich in gewissen
Äußerlichkeiten wie im Grundsützlichen mit man-
chem von dem decken. was ein Asger Jorn,
Willem de Kooning oder Karel Appel zur Malerei
des 20. Jahrhunderts wesentlich beitrugen. Doch
gerade in dieser wichtigen Übereinstimmung, die
sich in elementarer Parallelität und nicht in miße
verstandenem Epigonentum zeigt. können Wert
und Zukunftsaspekte der in voller Entwicklung
begriffenen Malerei von lnsam gesehen werden.
Mehr als für andere bedeutet Malerei für diesen
Künstler autonomes Farbgeschehen. bestimmte
gestisch-formale Artikulation, überprüfbare Mate-
rialanhöufung auf neutraler Flache. primär aus-
gelöst und ermöglicht im Dialog des Malers mit
dem entstehenden Werk. In der Konzentration
auf das Wie - die geschaffene neue Wirklich-
1 Ernsä lnsum wm Atelier
Z Ernsi lnsurn, Skizze. 1968 Olkreldc. 44x67. cm
3 Ems! Insarn. Landschaft 1967. Aquarell, 62x44 cm