Umleitung in einen außen um die Türme
hcrumgelegten Stahlbetonmantel von 20
und 30 cm Stärke und Rückführung unter-
halb der Gemäldczone in das alte Mauer-
werk. Die kirchenseitigen Scheiben dieses
Stahlbetonmantels sind aus arbeitstechni-
schen Gründen mit Zugankern kombiniert.
Durch diese Operation wurde das Mauer-
werk der Gemäldezune aus dem Lasteni-luß
ausgeklammert. An den alten Gewichtsver-
hältnissen ändert sich nichts, da die Last der
neu hinzugekommenen Stahlbetonstützkon-
struktion etwa der des entfernten barocken
Verstärkungsmauerwerkes entspricht.
Kirche und Kloster stehen auf einer dilu-
vialen Schotterzunge unterhalb der Ein-
mündung der Ager in die Traun, und die
Bodenuntersuehungen haben ergeben, daß
harter Schlier erst in einer Tiefe von 24 m
unter verschieden starken Zonen von An-
schüttmaterial, Kies und Sand, liegt. Eine
in der ersten Planungsphase erwogene
direkte Umleitung des LastenHusses in die
Fundamente hätte eine Störung des Gleich-
gewichtes in der Bodenfuge mit nicht ab-
sehbarcn Folgen bedingt. Die Last-Rück-
leitung oberhalb des Bodens ist daher das
Prinzip des Statikerproiektes geworden. Sie
erfolgte so, daß der zwischen C und D
(Abb. Z) eingezogen gewesene und die
Gemäldezone anschneidende Läuthausfuß-
boden bis etwa Z5 cm unter den Mäander
abgesenkt werden konnte. Die Wahl dieser
Kote war durch mehrere Feststellungen
bedingt. Die wichtigste ist, daß die 182 cm
hohe Sockelzone zwischen dem alten West-
chorboden und der Gemäldeunterkante
unbemalt war. Eine Legung des Bodens
auf das alte Niveau hätte die ursprünglichen
Höhen lediglich in den beiden Türmen und
in dem dazwischen liegenden Joch wieder-
hergestellt, während wesentliche Teile des
alten Westchores verloren sind und un-
wiederherstellbar bleiben: die bemalte West-
apsis, die Kommunikation der drei Ost-
arkaden zur Kirche, der Ostarm des Chores
und die ursprünglichen Lichtverhältnisse.
Weiterhin hätte eine solche Absenkung eine
erhebliche Verschlechterung der Sicht-
bedingungen für die Malereien und die
Zerstörung des barocken Haupteinganges
in die Kirche zur Folge gehabt. Es erschien
daher zweckmäßiger, auf unvollständige
und problematische Rekonstruktionen zu
verzichten und das Westchorfragment unter
Wahrung möglichst günstiger Sichtverhält-
nisse für den gewonnenen Freskenbestand
bestehen zu lassen 16.
Die nunmehr ein Dezennium dauernden
Arbeiten sind im wesentlichen abgeschlos-
sen. In den beiden vor dem Freskenraum
liegenden Räumen ist die Darbietung be-
deutenderer, im Zuge des Vorhabens ge-
borgenen: Grabungs- und Gemäldefragmente
sowie die Dokumentation der wichtigsten
Arbeitsphasen mit Zeichnungen, Photos und
Modell geplant. Die wegen des Zustandes
des Freskoträgers sehr umfangreiche und
schwierige Konservierung der Malereien
respektierte den Bestand als Dokument
ohne jede Ergänzung. Die Freigabe für die
Ölfentlichkeit erfolgte am 14. Okt0ber1967.
6
Aurleilung im Raum um] Pragramzzl
Die Malereien befinden sich im ehemaligen
Läuthaus an den Gewölben und Innen-
wänden der beiden Türme, welche den
gegenüber den alten Langhausmauern leicht
vorspringenden Querarm des alten West-
chores bildeten, sowie in der dazwischen
liegenden Travee: an den Gurrbögen und
Lisenen sowie in den Zwickeln vorwiegend
ornamentaler Bestand, die figuralen Szenen
im übrigen Bereich. Von der ehemaligen
Apsisausmalung existieren bloß die Frag-
mente 19 und 20 (Abb. 2); sie liegen an
jenen Resten der Nord- und Südwancl der
Apsis, welche mit den inneren Schmalseiren
der Westmauern der beiden Türme identisch
sind.
Soweit die noch nicht abgeschlossenen
technologischen Untersuchungen37 et-
geben haben, handelt es sich um ein echtes
Fresko mit teilweisen Seccoauflagen bei
vorwiegender Verwendung von Erdfarben.
Geometrische Hilfsliixien, mit in Ocker
eingcfärbter Schnur und mit dem Schnur-
zirkel geschlagen, lassen sich nachweisen.
Der Farbaufbau ist in großen Partien voll-
ständig erhalten, in anderen Teilen gibt es
Fragmentierungen und Fehlstellen. Zahl-
reiche Graffiti des Mittelalters und der Neu-
zeit linden sich in den unteren Gemälde-
pnrtien; mehrere sind datiert. Ihre Erfas-
sung und Auswertung steht noch aus.
Das Programm der Westchorausstattung
läßt sich, da die Apsis fehlt, nicht voll-
ständig angeben. Vorhandcn sind 23 Sze-
nen und Szenenfragmente mit Darstellun-
gen aus der Kindheits- und jugendge-
schichte sowie dem öffentlichen Wirken
Christi bei auffallender Betonung der
Magier- und Herodeshistorie, ferner vier
teilweise stark beschädigte alttestamenta-
rische Standl-iguren. Einige Szenenfrag-
mente sind nicht exakt bestimmbar. Mit
Ausnahme der Kirchenseite zeigen alle
Wände zweizonigc Anordnung der Bild-
felder. Sie muß sich, nach Ausweis der
Lage der Fragmente 19 und 20, an der
Nord- und Südwand der Apsis fortgesetzt
haben. Chronologie des Geschehens und
Lesefolge decken sich nicht durchgehend;
es kommt auch die Reihung der Darstel-
lungen im Gegensinne vor. Immerhin ist
im wesentlichen eine chronologische Ab-
folge in Schichten von oben nach unten
feststellbar. Offen bleibt die Frage nach
den Darstellungen in der Wölbung, an der
Westwand und in den oberen Registern
der Süd- und Nordwand der Apsis sowie
allenfalls in den seitlichen Annexräumen,
schließlich, in weiterer Folge, nach dem
Programm des verlorenen Langhauses und
Ostchores des Erstbaues. Wir haben es mit
dem -- immerhin ansehnlichen - Teil
einer Kirchenausstatrung zu tun, die ur-
sprünglich reicher gewesen ist.
Die Schwerpunktbildung des erkennbaren
Teiles der Gesamtausstartung um die
Theophanie und assoziierbare Inhalte ist
von liturgischen Gepflogenheiten mitbe-
stimmt worden. Nachgewiesen ist ein in-
halrlieher Nexus zwischen geistlichem
Dramalß und dem Epiphaniebild der