Nr. 16
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Seite 167
der 21. und 22. Dynastie Interesse beanspruchen.
Von der Vielseitigkeit Ant. W. M. Mensings als
Sammler legen auch die übrigen Abteilungen be
redtes Zeugnis ab. Es sind da, um nur das Wich
tigste zu nennen, Automaten uhren aus dem
16. und 17. Jahrhundert, darunter Arbeiten von J.
Dallier Antonio Sasso, Joseph Kopp, Wien, Franz
Antoni Hauck, Bamberg, Maniere, Paris, Skulp
turen von Joseph Chinard, dem berühmten Lyoner
Bildhauer. (Büste des Jean Marie Roland de la Pla
ttere), von G. Kerrix (Büste des Königs Maximi
lian Emanuel von Bayern), Bronzen von Bertos,
Alessandro Vittorio, Andrea Riccio . (Tintenfaß, ge
krönt von drei Satyren, deren Füße in Voluten über
gehen), Philippe Caffiere (drei Paar zweiarmige App-
liken aus ziselierter Bronze, vergoldet mit Blattmo
tiven, und anderen, bedeutenden Künstlern in diesem
Fache.
Besonders reichhaltig sind die Porzellane
vertreten. Wiener Sammler werden überrascht sein,
hier vielen der reizenden Altwiener Kaffeeschalen
zu begegnen, um die sie bei der Auktion der Samn>
lung Karl Mayer im November 1928 bei Glück
selig in Wien heiß gekämpft haben. Sie ahnten da
mals nicht, gegen wen sie unterlegen sind, nun wer
den sie es aus dem Katalog erfahren, der auch
verrät, daß ein Großteil der Kunstgegenstände Ca-
stiglionis, die ungefähr um dieselbe Zeit in Am
sterdam unter den Hammer kamen, von Mensing
erstanden wurden.
Neben den Wiener Porzellanen brillieren in der
Sammlung herrliche Stücke aus den Manufakturen
von Meißen, Fuchs, Berlin und Ludwigsburg. Unter
den Keramikern stechen besonders die von Ca-
stel Durante, Deruta und Faenza hervor. Die Abtei
lung wird durch treffliche China-Porzellane vervoll
ständigt.
Kunstvolle Silberarbeiten aus dem 16., 17.
und 18. Jahrhundert leiten zu Vitrinenstücken und
den Tapisserien über, unter denen Liebhabern die
Wahl gewiß nicht leicht fallen wird. Die Darstel
lungen . auf den Gobelins schwelgen in den Stilen
berühmter Maler des 16. bis 19. Jahrhunderts.
Im Anschlüsse an die Sammlung Mensing ge
langen goldene und emaillierte Vitrinenobjekte und
Miniaturen aus der Sammlung Omnes de Nijen-
rode zur Versteigerung, über die ein Supplement
zum Mensing-Katalog geriaüestens unterrichtet.
Rettung der Wiltener Kunstschä^e.
Das Land Tirol hat in den letzten Jahren so
viele Kunstschätze verloren, daß es wie ein Alarmruf
wirkte, als bekannt wurde, daß das Prämonstrateser-
Stift Wilten bei Innsbruck die Absicht habe, sich
einer Reihe seiner Kunstobjekte zu entäußern. Es
verlautete, daß das Stift insbesondere wegen Verkaufs
des Henkelkel nh's, eines Gegenstückes zum Tas
silo-Kelch des Stiftes Kremsmünster, vier Tafelbilder
von Michael Pacher, dreier Gemälde des Tiroler
Malers Max Reichlich aus der Zeit Maximilians I.
und einer Kreuzigung Christi, eines Tiroler Meister
werkes aus dem Jahre 1410, mit auswärtigen Kunst
händlern in Unterhandlungen stehe.
Nun ist die Gefahr der Abwanderung dieser
Kunstschätze beseitigt worden. Das Kunsthistorische
Museum in Wien hat dank der Munifizenz eines
Spenders, der nicht genannt sein will, die Krcuzi-
gungstafel aus dem Jahre 1410 erworben. Das Mu
seum Ferdinandeum in Innsbruck konnte sich zwei
doppelseitige Bilder von Reichlich, zwei Tafelge
mälde eines Südtiroler Meiste©, und ein Gemälde
Pachers sichern. Das dritte Gemälde Reichlichs wurde
für den Verkauf ins Ausland freigegeben.
Bezüglich des Verkaufes des Henkel-Kelchs sol
len noch Unterhandlungen im Zuge sein, doch
kommt, wie man uns versichert, ein Verkauf dersel
ben ins Ausland keineswegs in Frage, da die Zen
tralstelle für Denkmalschutz nie die Ausfuhrerlaub
nis erteilen würde. Der Kelch sollte schon im
Jahre 1909 von den Bayern eingeschmolzen werden,
was jedoch vom damaligen Abt des Stiftes gemein
sam mit Andreas II o f er verhindert würde. Der
Kelch stand bei der Abtwahl als Urne in Verwen
dung und ist als Schenkung der Andechser, der
Herren von Innsbruck, das frühest erhaltene
Stück ans der mittelalterlichen Geschichte Tirols
und seiner heutigen Landeshauptstadt.
Auflösung der
Am 13. November versteigert Math. Lempertz
in Köln die reichhaltigen Bestände von Gemälden
alter und neuer Meister der Düsseldorfer Galerie
Stern. Es handelt sich, wie der mit 48 Abbildungs
tafeln geschmücke Katalog besagt, keineswegs um
Restbestände im üblichen Sinne, selbst die regelmä
ßigen Besucher der Galerie werden bei. Durchsicht
des Katalogs fcststellen, daß sie die zahlreichen be
deutenden Erwerbungen, die in den letzten Monaten
zusammengetragen wurden, noch nicht kennen.
Die Düsseldorfer, Münchener und niederländische
Kunst des 19. Jahrhunderts ist mit vielen wert
vollen Erzeugnissen vertreten. Besonders hervorgeho
ben seien: ..Das Mädchen aus den „Sabiner Ber
gen“ des Fürstenmalers und Malerfürsten Franz Xa
ver Winterhalter, das reife Selbstbildnis WiJ
heim von Schadows, die Landschaften von Tho -
ma, der ,.Rheinfall bei Schaffhausen“ von Schön
b e r g e r und vor allem die interessanten Selbstbild-
Galerie Stern.
nisse und Charakterköpfe von Ed. von Gebhardt.
Wir finden ferner reizvolle Werke der großen Düs
seldorfer Landschafter A. und O. Achenbach, Gre
gor Bo chm an n, Hugo Mühlig, der Jagdmaler
Kröner, und Deik er, daneben kleinformatige Ka
binettbilder von Vaut i er, Bendemann, Rudolf
Jordan, Wilhelm Camphausen, Wilhelm von
K rafft und Vincent St. Lerche. Unter den Mün
chener Malern taucht der selten vorkornmende Theo
dor Alt, ('in Freund Leibis, mit einem schönen
Landschaftsapiarell auf. Es fehlt aber auch der Mei
ster nicht, den gerade die Galerie Stern in früheren
Jahren häufig ausgestellt hat, H. v. Zügel. Die de
korative Seite der Münchener Kunst wird eindrucks
voll durch F. A. v. Kaulbach vertreten.
Besondere Beachtung verdienen auch die in rei
cher Fülle vorhandenen Arbeiten der niederländi
schen Malerei des 19. Jahrhunderts, denen, im Rhein
fand und Westfalen stets reges Interesse entgegerige-