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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIII (1968 / Heft 100)

den von uns gedachten zu tun haben. Eine wohl 
von der menschlichen Varstellungs- und Erfah- 
rungswelt beeinflußte, doch gänzlich neue. nicht 
aber fremdartige Dingwelt wird hier geschaffen. 
Und das scheint der Künstler auch zu wollen: 
zweckfreie Gebilde des Hcmo ludens, mit denen 
noch der Betrachter - wie bei jenem an ein 
Stehaufmanderl erinnernden Gebilde. das Giron- 
coli in seiner Ausstellung in der Galerie nächst 
St. Stephan 1967 zeigte 7 spielen kann und soll. 
Ein großes Projekt für ein Objekt. das man. 
gleich einem riesigen Puzzlespiel. auseinander- 
nehmen und wieder zusammenfügen kann. liegt 
im Plan vor (es wäre mehr wert. finanziert zu 
werden, als manches anderel). Um diese Gegen- 
stünde aber sowohl von ihrem Material her als 
auch von der Umwelt zu isolieren. werden ihre 
Oberflächen mit Bronze- oder Silberfarben be- 
spritzt. womit eine gewisse Verfremdung, aber 
auch eine Sammlung des Lichles erreicht wird. 
Mit diesen neuen. vertrauten Dingen wird ein 
seltener Weg in unserer Zeit beschritten: ein 
frohsinniger. irgendwie Verkrampfungen lösender 
Weg. der vielleicht geheimnisvoller ist, als wir 
denken. 
Zu einer mehr vom technischen. maschinenartigen 
Duktus geprägten Formulierung fand Barna von 
Sartory, Jahrgang 1927. der ja schon mit seinen 
schlüssellochöhnlichen Assoziationen in Stein bei 
dem Symposien von St. Margarethen einen 
durch einen EngpaB zum Raumerschreiten ver- 
lockenden Aspekt bot. In den Gruppierungs- 
elementen. die er in seiner letzten Ausstellung in 
der Galerie im Griechenbeisl zeigte. wird diese 
Verlockung wieder verifiziert. Mit Farbe be- 
strichene Metallelemente gliedern einen Innen- 
raum in einer fast feierlichen Rhythmik. so daß 
wir unwillkürlich an einen Kultraum erinnert 
werden. Die jedem Zweck entfremdeten Maschi- 
nenleile werden in die Bedeutungsnühe imaginörer 
Ritualobjekte gehoben. Noch mehr ins rein Tech- 
nische weisen die zweckfreien, riesigen Maschinen- 
objekte. die Sartory in Berlin und in Ostrava (CSSR) 
baute. Hier werden sehr starke ästhetische Mo- 
mente auf einem Gebiet bewußt gemacht, die von 
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diesem nur peripher erreicht wurden. Monumen- 
tale Röhren? und Kesselsysteme, in kräftigen Farben 
gestrichen, zeigen uns ein räumliches Gestalten 
mit industriellen Bauelementen. 
Finden wir also auf der einen Seite Formbemü- 
hungen mit einfachsten architektonischen Körpern, 
um den Menschen zum Mitwirken zu aktivieren, 
um ihm neue Erfahrungen bewußt werden zu 
lassen. so sehen wir auf der anderen Seite die 
zweckfreie Maschine, technische Anlagen zum 
ästhetischen Objekt. zum Erbouungsmodulator 
erhoben. 
In gewissem Sinne wäre damit wieder der Kreis 
zu dem in der Überlieferung stehenden künstle- 
rischen Bilden in drei Dimensionen, nur mit einem 
anderen Einsatz, geschlossen. 
Ein Aufzeigen neuer Bestrebungen des räumlichen 
Bildens in Österreich wäre aber unvollkommen, 
würde man die „Funktionelle Kunst" Curt Sten- 
vertsö und Adolf Frohners schockierende Reali- 
tätsmontagen dabei unerwähnt lassen. Auch 
Stenvert will den Betrachter verändern, sein 
Bewußtsein steigern, allerdings nicht in einer 
ungewissen Weise, sondern gezielt zu einer den 
Geist aktivierenden, mit dem gezeigten Geschehen 
kommunizierenden Funktion mit Folgerung. Die 
in Glaskasten montierten „Menschlichen Zwangs- 
situationen" beziehen uns durch die Spiegelung 
der Scheiben in das Geschehen ein. Bei dem Ob 
"Stalingrad" wird zusätzlich noch ein Spll 
verwendet und der Betrachter aufgefordert, 
der Hand über seine Stirn zum Nacken zu streicl 
Bei Stenvert ist, neben dem optischen. vor al 
ein gedankliches Erschreiten der Objekte erfori 
lich. Man könnte sich vorstellen, duß Stenx 
Montagen bei Weiterverfalgung seiner ldeer 
einer subtilen Form des Happenings enden. 
Frohners plastisches Schaffen kommt von a: 
Anfang aus dem Bereich der Aktion" und 
FOP-art. Hat er in seinen Schaugläsern urspri 
lich Realitäten gesammeit. die in dieser l 
fremdung und Massierung dem Betrachter scl 
kierend einen kryptobewußten Fundus vor AL 
stellen. so wendet er sich mit der Einbezier 
verschiedener Abtallobjekte in sein Gestaltu 
bereich zu einer Aktivierung neuer Wertigke 
„Wer zum Beispiel die unerkannte, unbeka 
Schönheit sucht, wird sie im Häßlichen tint 
vielleicht in einem Haufen verfdulten St! 
aut einem Müllabladeplatz, an einer zerbröcki 
Mauer, in hervorquellendem Matratzenhua 
Es ist allerdings eine andere Schönheit als 
der bürgerlichen Überlieferung und ihre S 
muB erst geschaffen werden. doch "alles, wa 
und sei es ouf welche Weise auch immer 7 sc 
es seiend ist, ist gut"'".
	        
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