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lawsaal, geprägt sind. Wie diese Hofkunst
sich königlich gibt, so sind die Schränke
von adeligem Selbstbewußtsein gekenn-
zeichnet und sollen für die kommenden
Generationen Denkmale der ehelichen Ver-
bindung zweier mächtiger Geschlechter
sein. Anderseits ist aber nicht zu übersehen,
daß neben der Analogie im Grundsätzlichen
doch auch Details, wie z. B. die ungewöhn-
lich prächtigen Kapitelle mit ihren großen
Akanthusblättern und den Blüten zwischen
den-Voluten (hier Rosen), an die von Ried
entworfenen Bauplastiken am Wladislaw-
saal erinnern. Nur sind die Einzelheiten bei
den Schrankkapitellen, bedingt durch das
andere Material und die andere Bearbei-
tungstechnik, schärfer durchgeformt, stärker
untersehnitten, als das bei den Prager
steinernen Fenster- und Portalkapitellen der
Fall ist. Schließlich weisen auch die Auf-
sätze der Schränke eine gewisse Ähnlichkeit
mit der Bekrönung des Kanzelportals der
Launer Stadtkirche (Abb. 5) auf, dem letzten
Werk Benedikt Rieds, das erst nach seinem
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Tod fertiggestellt wurde (die Kanzel 1540).
Der Kielbogen wird hier nach oben von
Delphinen abgeschlossen, auf denen Putten
sitzen, wie auf den Drachen in Neuhaus.
Auch Enden sich an dieser Stelle wieder
besonders reich durchgebildete Kapitelle.
Die Schrankform, besonders die Gestaltung
der Aufsätze, erweist sich als eine Kombi!
nation italienischer und süddeutsch-augs-
burgischer Anregungen. Dem italienischen
Einfluß verpflichtet sind die Dreiecksgiebel
und die flankierenden Kandelaber. Dieses
letztere Motiv, das sehr oft in der Bauplastik
Verwendung fand, begegnet uns in ähnlich
abschließender Funktion auch auf Retabeln
und auf Marmoraltären oder Grabmälern
des Quattrocento. Nichts wäre naheliegen-
der gewesen, als sich dieser für die
Renaissancedekoration so bezeichnenden
Zierform auch zum Schmuck von Möbeln
besonderer Größe und Bedeutung zu be-
dienen. Dennoch ist das nur äußerst selten
geschehen 11.