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Die Wappenschränke in Sdmloß jindxichuv Hradec, CSSR
Schranktnlwxxrf des Mouogxammisten H5. Holzschnitt.
um 1530- 1540
Kanzel der Stadtkirdle in Laun, 1540. Nach Entwurf von
Benedikt Rind
Meister IP (Werkstatt?) Christus und die Fraum, Relief
aus Zlichov. Prag. Nationalgalerie
Mcistcr IP (Werkstatt?) Christus am Ölberg, Relief aus
Zljdzov. Png, Nationalgalerie
ANMERKUNGEN 1 1 712
11 Z. B. die großen Schränke im Vorraum zum Kapilalsaal
der Kathedrale von Toledo. Auch ckyrt werden von
kuienden Engeln gehaltene Wappen, die allerdings nicht
von einem Giebel gerahmt. sondern freistehend über dem
Abschlußgcsirns des Kastens angebracht sind, von ge-
schnirzren Zierkzudelabem flankiert. Die prachtvollen
Toledaner Schränke - auch an den Türiiügeln, Lisenen
und Friesen reich mit Reliefs geschmückt - zählen zu
den Hauptwerken der Möbelkunst und zugleich der
Plastik ihres Landes aus der Epoche der Renaissance. Ihr
Meister und das Jahr ihrer Bltstehutlg sind bekannt. sie
wurden von Gregorio Pardo im Jahre 154a geschaffen. -
Zwei so weir voneinander entfernte Vergleicl-isbeispiele
deuten darauf hin. daß sie nur ein gemeinsames Vorbild,
in diesem Falle lralien, zurückgehen.
17- Heinrieh Kreisel, Die Kunst des deutschen Mbbels. Von
den Anfängen bis zum Hochbarock, Verlag c. H. Beck,
München, 196a, s. eerr.
Geschnjtzte Drachen oder Delphine waren
ein zu jener Zeit sehr beliebtes Motiv,
Womit man hauptsächlich die verschieden-
sten Arten von Bekrönungen verzierte, so
wie es hier der Fall ist. Zumal Delphine
Enden sich als Zwickelstücke oder verbin-
dende Elemente zwischen Aufsätzen oder
Giebeln und dem waagrechten Gesims auf
zahlreichen kirchlichen und profanen
Kunstwerken.
In so ausgeprägter, phantastischer Form
und derart bestimmender Wirkung für die
gesamte Komposition wird man den
Drachenzierat allerdings nicht oft antrelfen.
Daß er jedoch in einer ähnlich bewegten
und bizarren Auffassung, bloß in etwas
kleineren Ausmaßen, als Möbeldekor durch-
aus im Bereich des Möglichen lag, ja sogar
von einem Großen auf dem Gebiet der
Möbelkunst zum Vorschlag gebracht wurde,
zeigt der bekannte Holzschnitt des Meisters
HS (Abb. 4). Zeitlich besteht kaum eine
Schwierigkeit für die Annahme, daß der
Künstler, der den bildhauerischen Schmuck
der Neuhauscr Schränke schuf, oder dessen
Entwerfer, den Holzschnitt gekannt haben
mag, der nach Augsburg lokalisiert oder
doch dem Augsburger Kunstkrcis zuge-
ordnet wird. Die Blätter dcs Meisters HS
werden in die Jahre um 1530 bis 1540
datiert 11. Da es der Sinn einer solchen Zeit-
abgabe ist, flexibel zu sein, wäre es völlig
vertretbar, die untere Grenze der Zeitspanne
um einige jahrc gegen 1520 zurückzuvet-
legen. Damit wäre chronologisch die Vor-
aussetzung für das Bestehen einer Beziehung
zwischen der Schnitzerei und der Vorlage
gegeben, die formal nahezu auf der Hand
liegt. Denn die Kopf bildung des Drachens,
die Kombination von akanthusartigem
Blattwerk mit dem Tierkörper und die
spiralig cingedrehten Ranken weisen viel
Ähnlichkeit auf.
Daß die Schränke mit einem hohen Haupt-
geschoß über dem niedrigen Sockel und
mit bloß zwei großen Türflügeln den neu-
zcitlichcren Typus verkörpern, ist, wenn
wir als Entstehungszeit die Jahre um 1520