Georgenthal und Paulina im Böhmischen bis nach
Oberösterreich, nach Hüttenberg und Glashütte
und wieder ins Niederösterreichische über Dürn-
berg, Odteich bis Neuhütte reicht. Die einzige
Erzeugnisstütte, die von dieser großen Zahl übrig-
geblieben ist. ist jene der Firma Stölzle ZU Alt-
Nagelberg, auf die wir noch zurückkommen
werden. „Die aus diesen Glashütten stammenden
Gläser unterschieden sich jedoch von den auf den
Handelsstraßen aus Italien. vor allem Venedig,
nach dem Norden gebrachten Gläsern. Sie hatten
zumeist eine grünliche, gelbliche. blüuliche und
bräunliche ,Trübung' und behielten bis zur Mitte
des 16. Jahrhunderts ihre mittelalterlich-gotischen
Formen. Solche Erzeugnisse wurden ,Waldglas'
genannt und durch diese Namensgebung deutlich
von den venezianischen Produkten abgesetzt, die
nicht nur schon seit 1450 nach den Formen der
Renaissance gebildet waren, sondern deren voll-
kommene, helle und makellos durchsichtige Glas-
masse als ,Chrislallglas' bezeichnet wurde."
Diesem in den umliegenden Wäldern einst so
außerordentlich blühenden Gewerbe ist nun das
Museum, das in einem völlig umgewandelten.
vormals als Depot verwendeten Haus unter-
gebracht ist, gewidmet. Im ersten Zimmer wird,
an Hand von Tafeln. Fotos nach alten Stichen und
Landkarten die Entwicklung des Hüttenwesens in
dem umrissenen Raum beschrieben. Eine Auf-
stellung zeigt, daß bereits im 14. Jahrhundert
2 Glashütten bekannt waren, daß sie sich im
15. Jahrhundert um 6. im 16. Jahrhundert um 20,
im 17. Jahrhundert um 35. im 18, Jahrhundert
um 37 und im 19. Jahrhundert um 20 vermehrt
haben. Wir sehen, daß neben den Rohstoffen. die
der Boden in reichlichem Maße zur Verfügung
stellte. nämlich Kiesel und Quarzsand, der Holz-
reichtum zum Entstehen der Produktionsstätten
einen wesentlichen Teil beitrug. In Niederöster-
reich lagen die Hütten auf dem Boden der Herr-
schaften zu Litschau. Heidenreichstein, Dobers-
berg, Schwarzenau. Schrems. Gmünd, Weitra.
Groß-Pertholz, Arbesbach, Rappattenstein, Persen-
beug-lspertal-Rorregg. Guttenbrunn. Gföhl-Jaidhoh
Großpoppen mit Neunzen und Allentsteig; in
Oberösterreich zu Freistadt und Ruttenstein; in
Böhmen zu Neu-Bistritz, Chlumetz, Suchental und
Gratzen. Es handelte sich dabei um einst forst-
reiche Besitzungen, und die Glashütten wurden,
wie die Wiedergabe eines topographischen Stiche:
zeigt, tief in dem Wald angelegt, um das viele zum
Betrieb der Öfen benötigte Holz rundum zu
schlagen und an Ort und Stelle verwenden zu
können. War dann der Wald gerodet, verlegte
man die Hütte weiter. In dem Kahlschlag siedelten
sich Bauern an und das Land wurde urbar ge-
macht. Mit der Umstellung von Holz- auf Kohlen-
feuerung w um den Raubbau am Walde zu
drosseln, erließ Kaiser Joseph am 11. September
1786 ein Hofdekret. in dem er dringend die Ver-
wendung von Steinkohle zur Feuerung der Glas-
öfen empfahl - und dem Schwund des Holz-
reichtums ging eine Hütte nach der anderen
wieder ein.
"Wie Hans Zedinek, der verdienstvolle Erforscher
der mittelalterlichen österreichischen Glaskunst,
herausgefunden hat. wurde im Jahre 1390 von
einem von Hoyos in Schöngrund bei Martinsberg
eine Glashütte erbaut. Aus dem Jahre 1447 existiert
dann ein Kaufvertrag über eine ,Klasmühle'. der
von einem Jan von Jewspitz aufldolsberg am Kamp
gesiegelt ist. Aus jenem Glashüttenbezirk kam
wohl auch jener Niclas Walch, der im Jahre 1486
um ein Privilegium für eine Glashüttengründung
in Wien, im .untern Wert', außerhalb der Stadt-
mauer einkam."' Van Schöngrund scheint jedoch
weiter nichts überliefert, denn die übersichtliche
Landkarte mit allen Orten, in denen Glasbetriebe
waren. zeigt als ältesten jenen von Reichenau am
Freiwald. Wir sehen von ihm einen interessanten
alten Stich, der uns auch über die Anlage einer
solchen frühen „Betriebssiedlung" Auskunft gibt.
Reichenau war ursprünglich im Besitz der Grafen
Starhemberg auf Rappottenstein und ging 1556
in das Eigentum der Herren von Landau über.
um 1653 von Freiherrn Joachim von Windhag
erworben und mit dem Gut Groß-Pertholz vereint
zu werden. Eine VttFiftS bringt Ausgrabungsfunde
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