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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIII (1968 / Heft 101)

Kur? Rossacher 
AUG SBU RG ER BAROCK 
Rückblick auf ein Ausstellungsereignis 
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Die Stadt Augsburg hat im Sommer 1968 im 
historischen Rathaus des Elias Holl eine glanzvolle 
Ausstellung ..Augsburger Barock" veranstaltet. 
Die Bedeutung dieser Unternehmung kann nicht 
hoch genug gewertet werden. galt es doch. das 
Erbe der alten Reichsstadt in ihrer großen Kunst- 
blüte des 17. Jahrhunderts einer heutigen Zeit 
eindringlich zu zeigen: einer Zeit. die diese reichs- 
städtischen Zentren der Kunst und des Handels 
auf den Status einer wenig bedeutenden Provinz- 
stadt herabgedrückt hat. einer Zeit. die - das 
hohe Erbe vergessend - die Denkmäler der Ver- 
gangenheit gering achtet. ja. daran geht. wichtige 
Bauwerke dieser großen Epoche zu zerstören. 
Die Eröffnung der Ausstellung üel in schicksal- 
hafter Verkettung mit einer entscheidenden Phase 
des aktuellen und schmerzlichen Kampfes urn die 
Rettung des berühmten Augsburger Zeughauses 
zusammen. dessen drohender Umbau und Ver- 
wendung durch ein Großkaufhaus den einmütigen 
Protest aller verantwortungsbewußten Kräfte her- 
vorgerufen hatte. 
So war die Eröffnung der Ausstellung durch den 
veranstaltenden Leiter der Augsburger Kunst- 
sammlungen. Dr. Bruno Busharl. zugleich ein 
kraftvoller Ausdruck dieses Protestes, eine große 
Demonstration vor dem internationalen Kreis der 
Festgüste. 
Das Ausstellungsgut. aus vielen Ländern Europas 
durch Dr. Bushart und seinen kleinen Stab zu- 
sammengetragen. gab einen überraschend breiten 
Überblick über die Vielfalt der künstlerischen Proe 
duktion des Augsburger Barock. An erster Stelle 
muB hier die Goldschmiedekunst genannt werden. 
Als Erbe Nürnbergs ist seit dem späten 16. Jahr- 
hundert Augsburg zur großen Goldschmiede des 
Reiches aufgestiegen. Leihgaben aus ganz Europa, 
wie beispielsweise aus dem Moskauer Kremlschalz, 
beweisen. wie die Handelsmetropole es verstanden 
hat, ganz Deutschland, aber auch weite Gebiete 
des Ostens mit Edelmetallgeröten zu beliefern. die 
vor allem der Kirche und den Hofhaltungen glanz- 
vollste Repräsentation ermöglichten. Auch das 
große fürstliche Staatsgeschenk hat der Barock 
gerne in Augsburg bestellt, sei es als Goldschmiede? 
werk. sei es als Kunstschrank, bei welchem die 
verschiedensten Künste zusammenwirken muße 
ten. 
Im Gegensatz zur Spötrenaissance ist der Barock 
des Augsburger Kunsthandwerk: besonders reich. 
Plastisch mit dem Hammer getriebener Dekor 
überwuchert die Farmen in phantastischer, manch- 
mal fast als zu üppig wirkender Fülle. Man liebt 
starken Edelsteinbesatz. Wenn der Silberschmied 
die Grenzen des Kunsthandwerks überschreitet 
und mit dem Bildhauer konkurriert. wie bei einer
	        
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