1 Ehrgoii Bernhard Bendl. Hl. Lukas, Figurenzyklus
aus St. Georg in Augsburg. Nürnberg. Germani-
sches Nulionalmuseum
Z Tulelaufsufz mil hl. Mauriiius. Lüneburg. Kom-
panie der Schwarzen Häupter aus Riga. Mono-
grammisi HM
3 Rosenwcsserkanne von Markus Wolf (ca. 1656 bis
1716). Karlsruhe, Budischß Landesmuseum
4 Johannes Lencker (zu. 1573 bis 1637), Europa-
kanne. Donuuschingen, Erbprinz zu Fürstenberg
Reihe ausgestellter großer Goldschmiedeplastiken.
werden Mängel der Qualität offenbar. Um 1700
beginnt wieder eine Periode der Klärung. Die
Schönheit der Zweckfarm wird wieder deutlicher
sichtbar. anstelle des getriebenen Dekors treten
feine Gravüren und Ziselierungen.
Weniger berühmt, aber von hoher Qualität und
monumentaler Würde, präsentierte sich die Augs-
burger Bildhauerkunst. Neben den schon seit der
Münchener Ausstellung bekannten Plastiken Jörg
Petels war vor allem eine Reihe monumentaler
Großplastiken Ehrgott Bernhard Bendels zu
sehen.
Der besonderen Spezialisierung Dr. Busharts war
es zu verdanken. daß die Malerei wohl den inter-
essantesten Teil der Ausstellung bildete. Damit
konnte wiederum ein weiterer Schritt zur Auf-
hellung dieses dunklen Jahrhunderts deutscher
Malerei getan werden. Es war schön, daB Rußland
der „Stadt des Bürgerfleißes" 7 wie der russische
Kulturattache in seiner Ansprache so treffend
betonte - die beiden berühmten Gemälde „Raub
der Sabinerinnen" aus der Leningrader Ermitage
geliehen hat, die auf der voriährigen Schönfeld-
Ausstellung in Ulrn nicht zu sehen waren. Aber
auch die zweite Garnitur der Augsburger Maler
zeigte sich in teilweise überraschend schöner
Qualität. Maler wie Johann Heiß. Isaak Fisches,
Johann Spillenberger, Matthäus Gundelach oder
Joseph Werner d. Jüngere sind nirgends in einer
größeren Repräsentation zu sehen. Besonders
Joseph Werner erschien dem Berichterstatter als
Maler von europäischem Format.
Ein Leckerbissen für Feinschmecker war die be-
sonders geschmackvoll aufgestellte Kollektion von
Handzeichnungen, unter denen die Arbeiten Schön-
felds und Spillenbergers alles übertrafen.
Eine große Gruppe von Holzmodellen zur Augs-
burger Architektur empfing die Besucher im Erd-
geschoß. Im Stiegenhaus des Rathauses und im
Holbeinhaus war schließlich die Druckgraphik
mit einer bedeutenden Auswahl aus diesem wich-
tigen Zweig der Augsburger Kunstindustrie aus-
gestellt.
Der große Katalog (ca. 500 Seiten Text, 450 Ab-
bildungen) wird der Barockforschung künftig eine
wichtige neue Quelle sein.
Wahl keine Stadt des alten Reiches hat in solchem
Maße Kunstwerke aller Disziplinen hervorgebracht
wie Augsburg, Diese Fülle des "Bürgerfleißes",
diese vielfältige Blüte des Augsburger Barocks im
festgefügten kleinen Kosmos der freien Reichsstadt
unserer Welt der Massengesellschaft vor Augen
zu führen ist das hohe Verdienst der Aussteller.
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