MAK
Nr. fl 
Internationale Sammler -Zeitung 
Seite 80 
Museen. 
(Neuerwerbungen des Kaiser-Fricdri cli-Mu- 
seums.) Die Sammlungen des Kaiser-Friedrich-Museums in 
Berlin haben jetzt zwei interessante Bronzewerke des hohen 
Mittelalters aus Spanien als Geschenke erhalten. Es sind eine 
bronzene Reiterstatuette und ein Adler. Drei weitere Geschenke 
kommen der reichen Museumssammlung von deutschen Holz- 
bildwcrkcn zugute. Dies sind ein oberbayerischer hl. König 
aus der Zeit um 1520 und zwei Bildwerke des. 15. Jahrhunderts, 
eine hl. Katharina aus Süddeutschland und eine lesende weib 
liche Heilige aus Schwaben. 
(Das neue Münchener Museum für Drogenkunde.) 
Tn dem überaus zweckentsprechenden Institutsgebäude des 
neuen prächtigen „Botanischen Gartens" der Universität 
München wurde nunmehr auch eine weitere.bedeutsame Neu 
schöpfung von wissenschaftlicher und praktischer Bedeutung, 
ein Pliarmakognostisches Museum modernsten Stiles, er 
öffnet. Es enthält hauptsächlich eine höchst vielseitige Lehr 
sammlung von Arzneidrogen, veranschaulicht so die heutige 
gewaltige Bedeutung der Pharmakochemie und unterrichtet 
jeden Fachmann durch gründlichsten Augenschein über alle 
Seiten der modernen Drogenwissenschaft im weitesten Sinne. 
Hier kann der Studierende, voran natürlich der Apotheker, 
den Entwicklungslauf der Stammpflanze, die Schwankungen 
im Gehalt ihrer Bestandteile usw. genau verfolgen. Legt doch 
das neue Museum auf die Giftpflanzen mit ihren Organen ge 
mäß ihrer hohen Wichtigkeit für den Heilschatz besonderen 
Wert. Das frühere und jetzige Verpackungsmaterial ermöglicht 
wertvolle Schlüsse über das Ursprungsgebiet nebst dessen Tier- 
und Pflanzenwelt. So kamen früher beispielsweise der so 
genannte Mate-Tee, die Brechwurzel vielfach in der Haut des 
großen Ameisenbären, die Chinarinden in Rindsfell zur Ver 
sendung. Doch hört dies allmählich auf, je teurer Tierhäute 
bezw. das Leder an Marktwert sich stellen. Schon hier schlagen 
wir leicht die Brücke zur Völkerkunde, während bedeutsamere 
Gesichtspunkte der letzteren erst in der ausgedehnten botanisch- 
pharrrjakognostischen Schausammlung befriedigt werden sollen, 
welche, im Untergeschoß des Instituts untergebracht, in einigen 
Wochen ihre Pforte öffnen soll, um alle Heil- und Nutzpflanzen 
ihre Rolle im Leben der Menschen spielen zu lassen. Da stehen 
das Opium und die anderen botanischen Genußmittel neben 
den verschiedensten Nahrungsmitteln: überhaupt alle Kinder 
Floras, die auf unser Dasein irgendwelche nennenswerte Ein 
flüsse ausüben. Auch die Methode der Drogengewinnung und 
die nötigen Hilfsmittel erscheinen wohlgeordnet in diesem 
Museum: die ostasiatischen Werkzeuge, die dazu dienen, das 
Opium einzubringen, die Messer zum Anritzen der Gummi 
bäume, die Beile und Kratzer zur Gewinnung des Guttapercha, 
die Harzbohrer u. v. a. m. Was bis jetzt in dem neuen, wunder 
voll außerhalb des Getriebes der Weltstadt gelegenen „Botani 
schen Institut" soeben an Sammlungsgruppen zugänglich ge 
macht worden, ist nicht für die Öffentlichkeit im weiteren 
Sinne, sondern nur wirklichen Interessenten und ihren Studien 
absichten zugänglich. Jene demnächst dazutretende Schau 
sammlung hingegen ist auf weitere Besucher- und Beschauer 
schichten berechnet. Schon plant man übrigens den Anschluß 
einer ins Praktische übersetzten Arzneipflanzenkultur im weit 
gesteckten Garten. 
(Neue Sachverständigen-Kommission für die 
Berliner Museen.) Für die Zeit vom 1. April 1915 bis 
31. März 1918 sind jetzt die Sachverständigenkommissionen 
bei den Berliner Museen gebildet w-orden. Tm allgemeinen 
hat sich gegen die bisherige Zusammensetzung wenig geändert. 
Die Kommission für die Gemäldegalerie hat ihr Mitglied, den 
Grafen Har rach, durch den Tod verloren; in die Kommission 
für die Sammlung von Bildwerken und Abgüssen christlichen 
Zeitalters ist Wirklicher Geheimer Rat Dr. von Bode neu als 
Vorsitzender hinzugekommen. Ausder Kommission für dasMiinz- 
kabinett sind die Professoren v. S c h m o 11 e r und Weil ausge 
schieden und anihreStelle Direktor v. G wi n n e r und Obermünz 
wardein Mittmann getreten. In die Kommission für die 
Sammlung der ägyptischen Altertümer ist Professor 
Dr- Schäfer, in die für die indisch-asiatischen Sammlungen 
an Stelle des ausgeschiedenen Professors Dr. Ehrenreich 
Professor Dr. Mann und in die für die ostasiatisebe Abteilung 
Professor Dr- Tafel gekommen. Die Kommission für die 
amerikanischen Sammlungen hat in Geh- Kommerzienrat 
Hardt, Dr. Träger und Professor Dr. Vierkandt drei 
neue Mitglieder erhalten, nachdem die Professoren 
Dr. Ehren reich und Dr. Hellmann aus ihr ausgetreten 
sind- 
Vom Kunstmarkt. 
(Bilderankäufe.) Kaiser Franz Josef hat in der Aqua- 
fellausstellung im Wiener Künstlerhaus nachstehende Kunst 
werke angekauft: G. A. Heßl, Pastell, „Studienkopf"; Stephan 
Simony, Guasch, „Motiv aus Torbole"; Eduard Zetsche, 
Aquarell, „Motiv bei Imbach“; Theodor Stundl, Bronze 
statuette, „Österreichischer Feldsoldat“; Karl Pippich, Aqua 
rell, „Naschmarkt in Wien"; Emil Czech, Aquarell, „Der 
Feldpostbrief"; Franz Zelezny, Elfenbein und Holz, 
„Madonna“. 
(Go e th e- Rari t ä t eil.) Bei einer Versteigerung bei Karl 
Ernst H e n r i c i zu Berlin gelangten einige Goethe- 
Raritäten unter den Hammer. Ein Goethebild des 
Weimarer Miniaturenmalers R e m d e aus dem Jahre 1826 
brachte 2600 M., eine Büste des Dichters nach einem Modell 
von Leonhard PoSch, 10 cm hoch, aus Eisen, erzielte 
310 M.; ein Porzellanlampenschirm aus Berlin mit dem 
Brustbild Goethes nach S t i e 1 e r 180 M. Ein Abzug der 
Radierung Goethes, die er während seiner Leipziger Zeit 
anfertigte und seinem Vater widmete,— es ist eine Landschaft 
mit Felsen und Wasserfall und zwei Personen als Staffage — 
brachte 305 M., ein Brief der I.otte Buff an ihre Schwester 
Amalie vom Jahre 1812 mit Erwähnung von Goethe erreichte 
235 M., ein anderer Brief der Lotte von 1810 110 M. Eine 
alte Gothaer Porzellantasse mit der Darstellung von Goethes 
Gartenhaus wurde mit 135 M. bezahlt. 
(Antiquitäten-Auktion in der Galerie Helbing.) 
Am 23. d. M. gelangt in der Galerie Helbing in München 
eine kleine, geschlossene Sammlung von Antiquitäten aus dem 
Besitze der Frau A. U. in B., der sich verschiedene andere Bei 
träge anschließen, zur Versteigerung. Der Schwerpunkt der im 
Katalog verzeichneten Gegenstände liegt auf dem Gebiete der 
Volks- und Heimatkunst, von der die einzelnen Abteilun 
gen hübsche Proben auf weisen. Es sind weniger große Pärade- 
stücke als vielmehr Objekte, die einfacheren Ansprüchen 
genügten, aber dafür mit jener teilweise naiven Erfindung 
dekoriert sind, deren Reiz gerade in neuester Zeit so eingehendes 
Verständnis gefunden. Neben hübschem, meist Westerwälder 
Steinzeug finden wir italienische und süddeutsche Fayencen 
und Porzellane, unter diesen eine Nymphenburger Miniature 
mit dem Brustbild eines Feldherrn, sowie verschiedene alte 
Gläser. Die Textilien bringen schöne Damaste, Meßge 
wänder, Hauben und eine Reihe Gebrauchsgegenstände, 
mit Stickerei oder Perlenarbeit verziert, wie Tabakbeutel, 
Täschchen usw. Bemerkenswert ist eine Breslauer Kostüm 
puppe aljs der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts von an 
sehnlicher Größe. Schöne orientalische Teppiche vervoll 
ständigen diese Abteilung. Über einige Objekte in Stein und 
Elfenbein kommen wir zu den Metallarbeiten, unter denen 
die Kreuzigungsgruppe interessieren wird, deren Figuren aus 
Kupferblech geschnitten und originell bemalt sind. Reich 
lich ist das Zinn vertreten, mit interessanten Meistermarken, 
hauptsächlich aus der Schweiz. Bei den Gegenständen in edlem 
Metall bemerken wir hübsche Dosen und Ringe. Die Rubriken 
„Arbeiten in Holz" und „Möbel“ weisen verschiedene inter 
essante Stücke auf, hübsche Krippenfiguren, schöne Bäuein- 
stühle, ein prächtiges Schweizerbüfett, alte Truhen und Tische. 
Nach ein paar guten Miniaturen und amüsanten Silhouet 
ten kommt unter „Varia“ eine Abteilung, die Erzeugnisse 
richtiger Volkskunst in mannigfachen Formen auf weist. 
Kulturhistorisch am interessantesten ist jedenfalls eine alte
	        
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