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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIV (1969 / Heft 102)

als das, was man gemeinhin unter Flastik 
ieht. Die Objekte sind Träger einer Aktion, 
Vorgänge und nicht Selbstzweck. Erst 
h das choreographische Zusammenspiel im 
entsteht das Gesamtwerk. Darum ist es 
g widersinnig, sie als in Ruhe befindliche 
zkte mit den aus dem Bereich der Rund- 
tik entlehnten Kriterien zu werten. Es sind 
ge, in der Zeit ablaufende Lichtformen, bei 
geraffter Taktzeit vorbeihuschende Farb- 
ler und Schleifen. 
aus Plexiglas gebaute Rundplastik wäre, 
sie auch noch so schön sein, choreo- 
hisch wenig brauchbar. Die Plastik ist 
m deshalb nicht verwertbar, weil sie zu 
ein Ganzes ist, während die Objekte nur 
r einer Gesamtaktion bilden, sie binden und 
n sich während des Spieles. Ein bewegtes 
em zum Unterschied zu einem statischen. 
Entscheidende aber ist, daß man in techno- 
en Bereichen mit anderen Denk- und 
knormen arbeitet, als wir es gewöhnt sind. 
I denkt in großen Zusammenhängen, in 
jängen und Gruppen, bildet andere schär- 
Kriterien, um eine gute Programmierung 
ermöglichen. Man versucht, wie im Vogel- 
größere Übersicht zu gewinnen. 
soll nicht heißen, daß alles durch eine 
wenanlage gehen muß. Die Programmierung 
h eine Rechenanlage lohnt sich nur bei 
jaben, die einen größeren Variationsbereich 
tzen. Es wäre zum Beispiel ohne weiteres 
lich, die Strukturen der UV-Modelle durch 
n Computer programmieren zu lassen. 
 
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Das gleiche Zeichengerät, das die Computer- 
graphik anfertigt, könnte auch so gesteuert 
werden, daß es Risse für Objekte oder Plastiken 
auf Plexiglas zeichnet. Die dann nachträglich 
durch den Schnitt entstehenden Teile werden 
räumlich verwinkelt. Man käme so durch eine 
Seitentüre von der Computergraphik zur Com- 
puterplastik (Abb. 7). 
Übrigens können Computergraphiken statt mit 
dem Zeichengerät auch durch die Kopplung 
eines Analogsichtgeräts mit der Rechenanlage 
entstehen (elektronische Computergraphik, 
Abb. 1.8.9, 10, 11, 12). 
Interessant und ergiebig wäre aber das direkte 
Verfahren, bei dem die Modelle und Flastiken 
mittels einer geometrischen Datenverarbeitungs- 
anlage gleich aus dem Material gefräst werden. 
Georg Muche, einst Meister und Lehrer am 
Bauhaus, arbeitet gegenwärtig bei der AEG 
an diesem Problem. Vielleicht ließe sich diese 
Anlage noch für weitere Aufgaben einsetzen. 
Verglichen mit den UV-Objekten sind die 
cinematrischen Modelle, die im polarisierten 
Licht agieren, noch entmaterialisierter und in 
noch verstärktem Maße zum bloßen Vorgang 
reduziert. Erst im polarisierten Licht, wenn man 
sie durch ein Polarisationsfilter betrachtet (das 
zweite Filter befindet sich vor der Lichtquelle), 
erhalten sie Leben und Farbe. Diese Farben 
ändern sich nicht nur beim Drehen des Filters. 
sondern auch wenn das Objekt seine Stellung 
wechselt (Abb.'l3,14). Die cinematrischen Cho- 
reogramme sind deshalb auch völlig anders als 
die des UV-Films. Vielleicht kann man an 
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Otto BeckmannlGrassl, 
raphik in vier Farben 
chaubild einer choreographischen Bewegung in 
polarisiertem Lieht. Die Bahnen sind geradlinig. 
der Ferbwechsel der Objekte erfolgt" an den Eck- 
punkten der Bahnen plötzlich ohne Ubergänge 
Ein für den Verfasser von Nake (Rechenzentrum der 
Technischen Hochschule Stuttgart) gemachtes Com- 
puterchoreogramm für eine Filmversuchsreihe in 
polarisiertem Licht, in den Bögen des Choreogramms 
erfolgt der Farhwechsel des cinematrischen Objekts 
stetig an den Spitzen der Bögen übergangslos 
Elektronische Computer- 
den cinematrischen Vorgängen am deutlichsten 
demonstrieren, was man unter dem Denken in 
Vorgängen, Gruppen und Übersichten gemeint 
hat. 
Eines der neueren Probleme der abstrakten 
Plastik ist die Farbe, die teilweise das alte 
Spiel von Licht und Schatten aufhebt und 
andere Akzente setzt. Gerade hier wird noch 
viel Zeit und Energie in Einzelversuchen ver- 
schwendet. Nun lassen sich aber an Stelle der 
cinematrischen Objekte nach etwas anderen 
Gesetzen auch kleine farblose Modelle von 
Plastiken anfertigen, die man im polarisierten 
Licht dann von Farbe zur Gegenfarbe durch- 
spielen kann. 
Schon ein einzelnes Modell ergibt eine ganze 
Reihe von Farbvariationen. Man hat mit einigen 
Variationen bereits in relativ kurzer Zeit einen 
großen Bereich abgesteckt, aus dem dann für 
die eigentliche Arbeit, für die Ausführung im 
Material, das passende Modell ausgesucht wer- 
den kann. 
Diese technogene Methode ist dem bloßen 
Probieren weit überlegen, da sie die Dinge 
von einer höheren Warte aus immaterieller und 
intellektueller erfaßt und gegenüber dem Einzel- 
versuch ein breiteres lnformationsband besitzt. 
Im übrigen ist die Rechenanlage, der Computer, 
nur eine, wenn auch wichtige Möglichkeit 
innerhalb der Front, die man als Zusammen- 
fassung aller technogenen Möglichkeiten, als 
eine "Ars magna ex machina" bezeichnen 
könnte. 
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