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jährigen Tätigkeit als Biihnenbildner (er haßte
dieses Wort), und nach seinem Tode bekunden
die führenden Persönlichkeiten des deutsch-
sprachigen Theaters ihre aufrichtige Bewunde-
rung in Telegrammen, Briefen und Artikeln.
Von 1924 an verlolgt er besorgt die weitere
Entwicklung der Architektur. Als Initiator einer
(damals als utopisch bezeichneten) Architektur-
ausstellung der Schulen Hoffmann und Strnad
an der Wiener Kunstgewerbeschule weist er in
seinem Eröffnungsvurtrag darauf hin, „daß der
Architekt von heute Material in Händen hat,
wie es keine Zeit vor ihm besessen. War die
Tektonik der Griechen und in noch höherem
sein, um so xlarer aue nrxenntnls, uals ule bau-
kunst nicht in der Lösung technischer Probleme
besteht, sondern nach deren Lösung erst an-
fängt...", daß es deshalb mehr als jemals
notwendig ist, die künstlerisch-kulturelle Be-
deutung des Architekten zu erkennen.
Er verfaßt (ungehört) „Ein Wort zur Aufklärung",
in welchem er vor der "Verbeamtung" des
Architektenstandes warnt.
In den letzten Jahren von Strnads Lehrtätigkeit
publiziert sein damaliger Assistent Boltenstern
unter dem Titel "Die Wohnung für Jedermann"
(Verlag Julius Hoffmann, Stuttgart 1933) das
Ergebnis einer Klassenarbeit, die eine Bilanz
über jahrzehntelang Erarbeitetes darstellt. Diese
In trscnelnung, dem es gelang, die Immer
sehr dem Zeitgeschmack unterliegende Jugend
aus ihren Vorurteilen zu lösen und nach dem
Leitwort "Architektur besteht nicht im Häusen
bauen, sondern in der Gesinnung" auf ihre
Aufgabe als moralische Verpflichtung hinzu-
weisen. Es gelang ihm (von seinen Schülern
ganz altmodisch geliebt und verehrt), aus jedem
das Beste herauszuholen; soviel als eben in
ihm drinnen war. ..Kleine Strnads" hat er kaum
erzogen, denn seine Absicht war, nicht das zu
lehren, was man heute trägt, sondern den
Schülern das Fundament zu geben, auf welchem
sie in kommenden Jahrzehnten mit eigenen
Kräften aufbauen sollen.
8 Oskar Stmad, Enlwurfszelchnung fur Ein Glasservice,
1917
9 ?9skär Sllnad, Armsessel mit emgelegtem Kissen, um
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OSKAR STRNAD - Leben und Werk
1879 wurde Stlnad am 26.0ktober in Wien geboren,
besuchte in Wien die Realschule und die Technische
Hochschule bei Ferstl, Mayreder und König und erwarb
1304 den Doktorgrad mit einer Arbeit über lrühcllrists
liche Kunst. Nach einer Atelierzeit bei Ohmann und Fellner
ü Helmer, unterbrochen von Studienreisen in ltalien und
selbständigen Arbeiten, wurde er von Allred Roller
1909 an die Kunstgewerbeschule berufen, die eben daran
war, sich Zur führenden Anstalt in Europa zu entwickeln.
Strnad wurde vorerst mit der Leitung der Klasse lul ,.All-
gemeine F0rmenlehre' betraut, die er bald zu großen n.
folgen führte. Viele Jahre später hat Rolle: die Berufung
Strnads ur eine der glücklichsten Entscheidungen in
seiner langjährigen direktovialen Tatigkeit erklärt.
1912 beginnt sein selbständiges Schaffen bedeutende
eigenständige Formen anzunehmen; das Haus in der
Kobenzlgasse, der Ehrenhof auf der Werkbundausstellung
in Köln 1914, das Haus Wassermann, die Siedlung in
Ortmann und die Bauten lüt den Bankier Kranz entstehen.
Er übernimmt eine Architektenklasse an der Kunstgewerba-
schule und beginnt mit der Planung für ein Theater. Vor-
träge, Schriften über Grabmäler und Denkmäler, Möbel
und Wohnungen, Architektur und Plastik und das Einsetzen
einer Jomantischen Periode" zu Ende des ersten Welt-
kriege: lühlen ihn (auch wegen Mangels an anderen
Aufträgen) zum Theater.
1918 betraut ihn Bernau mit den ersten Bühnenarbeiten
am Valkstheater. Er übernimmt Bernaus Idee einer _Ring-
biihne" in sein Theaterprujekt und publiziert im September-
heft der Zeitschrift .Der Architekt"
1920 das .Große Schauspielhaus mit Ringbühne", womit
er der Entwicklung eines modernen Theaters den Weg
waist. Auf der internationalen Thaaterausstellung in
Den Haag 1923 erkannt Gordon Craig die große Bedeutung
dieser Arbeit.
1923 eröffnet Reinhardt mit dem .Sehwierigen" das
Theater in der Josefstadt mit Strnads Birhnenbildern und
beginnt damit eine Zusammenarbeit, die bis zum Tode
bestehen bleibt. Bald rieten ihn auch die Staatstheater
und führende Bühnen des Auslandes zur Mitarbeit. Trotz
zunehmender Bühnentatigkeit arbeitet Strnad weiter auch
an Architekturproiekten und wvettbewerben und erwirbt
1925 mit seinem Wettbewerbsprojekl für das Heilbad
Schallerbach den ersten Preis, schafft den ,.Orgelturm' auf
der Weltausstellung in Paris, Wettbewerbsprojekte für den
Brückenkopf in Köln, für das Volkerbundgalais in Genf
usw. und städtebauliche Projekte und Wohnhausanlagen
für Wien.
1929 zu seinem 50. Geburtstag findet er in Artikeln und
Aulsätlen, Briefen und Telegrammen die Anerkennung der
führenden Persönlichkeiten der internationalen Kunstwelt,
jedoch keine offizielle Anerkennung von Österreich.
1933 beginnt er mit den Filmbeuten für ,.Maskerade" mit
Willi Forst und Walter Reisch einen weltweit anerkannten
Aufstieg des österreichischen Films, der leider nur von
kurzer Dauer war. Schon schwerkrank arbeitet er a vom
Burgtheater nicht mehr beschäftigt - tur das Volkstheater,
für die Scala in Mailand, für Florenz und für eine geplante
Tournee mit Werlels .Weg der Verheißung' durch die
amerikanischen Staaten, für welche er
1935 das große Projekt eines Bühnen- und Zuschauer-
zeltes als eine neue Form szenischer Möglichkeiten ent-
wirft. Im selben Jahr stirbt Strnad, nachdem er noch die
italienische Aufführung von ,.Entf" rung aus dem Serail"
fur die Salzburger Festspiele adaptiert hatte, am 2.Sep-
tember in Alt-Aussee.
1936 veranstalteten seine Freunde im Hagenbund eine
Erinnerungsausstellung.
1945 war es möglich, zur Erinnerung an seinen 10. Todes-
tag im September eine Ausstellung im Werkbundlokal,
Kärntner Straße 15. lu arrangieren, weil die meisten
Birhnenarbeiten im Besitz der Nationalbibliothek (Theater-
sammlung) und auch die meisten Architekturarbeiten im
Besitz der Witwe Strnads über den Krieg erhalten bleiben
konnten.
1949 ließ die Wiener Stadtverwaltung an seinem Geburts-
haus, Ruprechtsplatz 3a, (zu seinem 10. Geburtstag) eine
Gedenktafel anbringen, nachdem Ihm 1947 posthum der
Preis der Stadt Wien fur Architektur verliehen wordenowakr.
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