ns Harald Rath -
n Gedenken
19. November morgens erreichte uns die
hricht, daß Hans Harald Rath, mit dem
am Vormittag eine Verabredung aus-
lacht hatten, am spaten Abend des 18. No-
ber einem Unfall erlegen ist. im Laufe
Tages wurden dann noch Einzelheiten
u bekannt, die aber dieses tragische Ge-
zhen nicht verständlicher machten. Es
hien kaum faßbar, daß dieser Mensch,
dem wir noch am Vorabend die kommen-
Aktivitäten im Rahmen der zu gründenden
irreichischen Sektion des ,.World crafts
ncil" eingehend besprochen hatten, nun
it mehr physisch und geistig zu dem zeit-
kt dabei sein sollte, wo dieses Projekt sich
ealisieren begann. War doch Hans Harald
t seit langem die treibende Kraft gewesen,
immer wieder auf den notwendigen Zu-
menschluß der aktiven Kunsthandwerker
einer vereinigung in Wort und Schrill
vies.
wenige Zeitgenossen war er mit ganzem
zen dabei, wenn es galt, fur das Kunst-
erbe eine Lanze zu brechen, wenn es galt,
Behiorden und in Ministerien die Bedeu-
i dieses Zweiges einer schopferlsch-
altenden Tatigkeit bewußt zu machen.
allen diesen Aktivitäten erschien er uns
ier eines der letzten Blndeglieder zur
len Zeit des osterrcichischen Kunst-
erbes zu sein, das in lebendiger Weise die
Iltlon verkorperte und gleichzeitig allen
änftsaufgaben aufgeschlossen gegenuber-
Hans Harald Rath am 2. Marz 1904 ge-
n wurde, war ja alles anders gewesen,
Österreich eine große Monarchie gewesen
spielte das Haus Lobmeyr auf dem Gebiete
Glasveredlung die führende Rolle. Seit
eratlonen waren die Inhaber der Firma
dem Glas in Verbindung, waren ,Glas-
schert", die ihremWerkstoff Glas zu einem
argleicll chen Aufschwung in der oster-
iisch-ungarischen Monarchie und zu
m besonderen internationalen Ansehen
olfen hatten. Vieles davon wurde durch
ersten Weltkrieg auf ein bescheidenes
l reduziert. Allein das Ansehen und der
der Firma Lobrrleyr und ihres Inhabers
ihan Rath blieben auch in den Jahrzehnten
i dieser europaischen Katastrophe er-
in. Im Jahre 1924 trat Hans Harald Rath
zrl väterlichen Betrieb ein, um mitzuhelfen,
allem den Betrieb im Familienhaus in
lschonau den gegebenen Verhaltnissen
ipassen. Auf der Weltausstellung in Paris
Jahre 1925 lieferte die Firma mit ihren
Iukten den Beweis, daß sie trotz schwie-
er Verhaltnisse am Leben und schopferisch
r geblieben war.
lahre 1938 übernahm Hans Harald Rath
Wiener Haus. Wahrend der Kriegsjahre
ltete er an zahlreichen Staatsaullragen.
Ausgang des zweiten Weltkrieges tral das
rrnehrnen besonders schwer. Die Betriebe
Steinschonau wurden verstaatlicht und
n fur die eigene Produktion aus. Es galt,
der in Osterreich verbliebenen Nieder-
ing die Firma allein weiterzuführen. Hans
ild Flath widmete sich in diesen Nach-
lsjahren ganz der Lustererzeugung, Seine
anken kreisten immer wieder um die
rleme von Licht und Glas, immer wieder
Achte er diesen Zusammenhängen, denen
istorisch und philosophisch nachspurte,
r künstlerische Formen zu geben. Er ging
iel immer vom Glasmaterial und seinen
llichkelten aus. Aber nicht etwa wie ein
iitekt oder Designer, sondern wie einer,
durch jahrzehntelangem Umgang mit
am faszinierenden Material aufs lnnigste
it vertraut war. Es entstanden volllg
rnventionelle Gebilde, die sich nicht nur
Funktion des Raumes anoaßterl, sondern
am auch repräsentativen Glanz verliehen,
diese Weise zeigte er neue Mogllchkeiten
Licht, Glas und Raum zu einer organischen
eit zusammenzuschließen. Die Luster-
pe vom Jahre 1964 für das neue Theater
lxemburg lag ganz in dieser Richtung. Sie
aber erst der Auftakt, die Generalprobe
taths größter und repräserltativster Auf-
' der Gesamtbeleuchtung der neuen
"ooolitan Opera in New vdrk. seit dem
e 1957 erstrahlt dieses Haus jeden Abend
ichte der Luster und Aopliken Hans Harald
is. Noch ein Jahr nach der Eröffnung
iten wir es selbst erleben, daß das an-
ende Publikum dieser einmaligen Licht-
altung am Beginn der Vorstellung be-
erten Beifall spendete. Mit dieser Arbeit
Hans Harald Rath nicht nur den Hohe-
tt seiner künstlerischen Laufbahn erreicht,
lern auch der Firma ihre Spitzenposltion
zhert.
t seinem tragischen Abgang liegt das
oare Erbe ln den Handen seiner beiden
te Harald und Peter Rath, die bereits seit
len Jahren in der Firma mlttatig sind.
3h dem Vater sind sie dem Glas verbunden,
en sie um alle Moglichkeiten dieses be-
leren Werkstoffes. Es besteht die begrun-
Hoffnung, daß die Namen Lobmeyr und
i auch noch weitere Jahrzehnte mit dem
verbunden bleiben. Wie die Wahl Feier
is zum Obmann des .Austriari cralts
icil" beweist, ist die junge Generation ge-
, auch jenes Erbe Hans Harald Raths
itreten, das der Erneuerung und Zukunft
Kunstsgewerbes in Osterreich gegolten hat
x. 7- ).
Wilhelm Mrazek
Plakate des Jugendstils im Öster-
reichischen Museum für ange-
wandte Kunst-Wissenschaftliche
Bearbeitung im Auftrag der Fritz-
Thyssen-Stiftung
Seit dem 1. Februar 1968 bearbeitet der
Unterzelchnete, unterstutzt durch Frau Kristln
Widlar-Klostermann, die osterreichische Plakat-
kunst von den Anfängen des Bildplakates bis
zum Ausbruch des ersten Weltkrieges. Er-
moglicht wird dies - vermittelt von Frau
Direktor Prof. Dr. Lise Lotte Moller in Ham-
burg - durch ein Stipendium der Fritz-
Thyssen-Stiftung ln Koln. Die Bearbeitung
erfolgt in Kooperation mit einem von der
Stiftung finanzierten Gemeinschaftsunter-
nehmen deutscher Museen fur ein Korpuswerk
des Jugendstllplakates. In einem besonderen
Band sollen alle in Wiener Museumsbesitz
befindlichen Plakate erfaßt werden, die von
osterrelchischen Kunsllern entworfen oder aber
als anonyme Plakate in Osterreich gedruckt
worden sind.
Mit der Bearbeitung konnte durch die Ini-
tiative von Herrn Direktor Prof. Dr. Wilhelm
Mrazek im Osterreichischen Museum fur
angewandte Kunst begonnen werden. nie in
der Bibliothek dieses Museums bewahrte
Flakatsammlung, die durch Aufnahme der
besten zeitgenössischen Beispiele standig
erweitert wird, ist mit uoer 10000 inven-
tarisierten Plakaten und einem großen Dublet-
tenbestand die umfangreichste Wiener Samm-
lung. Als in den zwanziger Jahren die Plakat-
sammlung der Graphischen Lehr- und Ver-
suchsanstalt aufgelöst worden war - spater
hat man die sammeltatigkeit wieder aufge-
nommen m, gelangten hervorragende Bild-
plakate in das Osterrelchlsche Museum,
welche die Sammler Dr. Ottokar Mascha und
Sir Walter Wynans der „Graphischen" 1511
zu Lehrzwecken geschenkt hatten.
Im Gegensatz zu Frankreich und England, wo
man sich schon fruh fur das Bildolakat
interessierte, gab es in Osterrelch kaum
Plakatsammlungen. Das lag in der Haupt-
sache daran, daß die Druckereien keine
Plakate an Private abgaben. Deshalb konnte
Edmond Sagot, der bedeutendste Plakat-
handler der Jahrhundertwende, welcher von
Paris aus alle großen Museen Europas mit
den neuesten Affichen belieferte, kein ein-
zlges osterreichisches Plakat in seinen Kata-
logen anbieten. In Osterreich gab es auch
nicht die in Frankreich viel geubte Praxis,
daß sich die Künstler Auflagen Ihrer Plakate
fur den Privatgebrauch drucken ließen. Aus
diesen Grunden ist es erklarlich, warum fruhe
osterreichische Reklame-Plakate so selten sind.
Lediglich die Secesslcins- und Kunstlerhaus-
plakata findet man haufiger, da diese damals
uberallhin verschickt worden sind.
Zu einigen Besonderheiten des österreichischen
Plakats habe ich bereits in der Nr. 100 dieser
zeiischrirt Stellung genommen. Es muß be-
tont werden, daß die Mehrzahl der oster-
reichischen Plakate nach einem Kunstler-
entwurl in Origlnalgroße von Lithographen
auf die Druckplatten (Stein, Zink oder Alu-
minium) ubertragen worden ist. So geschah
es im Gegensatz zur franzosischen Praxis
auch in England; in Osterreich durften die
Kunstler in aller Regel nur dann selbst auf
den Stein zeichnen, wenn sie eine Litho-
graohenausbildung nachweisen konnten.
Bei der Bearbeitung werden besonders die
mit der jeweiligen Drucktechnik zusammen-
hängenden Frobleme beachtet. Nicht un-
wichtig sind aber auch Fragen der Affichle-
rung. So wurden in Wien eine Zeitlang
Laternenmasten und Brunnerlverschalungen
als Fteklametrager verwendet. Um die Jahr-
hundanwende gab es hier die Plakatierungs-
lnstlrute J. Endlicher, E. Mauczka, M. Slnsler,
Th. Soinl und J. Weiner. Die geplante Ein-
bringung dieser Institute in eine gemeinsame
AG scheiterte an Bankforderungen. Darauf
schlossen sich die beiden großten Firmen
Soini und Sinsler zusammen und als Antwort
grundeten die drei übrigen 1909 die Ver-
einigte Wiener Plakatlerung Mauczka-End-
licher St Weiner G, m. b H. Nach dem ersten
Weltkrieg trat dann die Gemeinde Wien als
Erwerbsinteressent auf, was zur Grundung
der „Wipag" fuhrte (Wiener Plakatierung St
Anzeigen G. m, b. H., 192371938). Jede
dieser Firmen besaß eigene Anschlagflachen,
die nach bestimmten Bedingungen vermietet
wurden. Leider sind diese Bedingungen, die
auch zur Bevorzugung bestimmter Formate
führten, heute kaum mehr festzustellen.
Horst-Herbert Kossatz
Österreichisches Museum für
angewandte Kunst Y Auszüge aus
der Rede Dr. Robert Waissen-
bergers vom Kulturamt der
Stadt Wien anläßlich der
Eröffnung der Ausstellung
"Angelika Kauffmann und ihre
Zeitgenossen"
Wer mit kritischem Auge die Tafelbilder,
Plastiken und Handzeichnungen ansieht, wird
alsbald sich jenes gewaltigen Umsturzes ge-
wahr werden, den die schopferischen Geister
der damaligen Zeit hervorrlefen und der in
politischen, kriegerischen, nicht minder aber
künstlerischen Ereignissen offenbar wurde.
Was liegt doch fur ein Gegensatz zwischen
den Bildern, die ein Francois Boucher und den
Bildern, die ein Jacques-Louis David malte!
Dort noch der Gunstling der Madame Pom-
padour, ein Modemaler, der zwar beachtliche
malerische Qualitäten besaß, aber durchaus
in der Tradition des 18.Jahr underts stand,
rrnri hier rinr rulalar riar Frzn1öeierhan Fnvn.
Iutlon, ein Mann, der in der Malerei eine
moralische Aufgabe sah, der selbst mitgerissen
von den Idealen der Revolution war und dem
das Instrument des Malers sozusagen zum
Ausdrucksmittel einer neugeformten Welt-
anschauung wurde.
Die Jahre zwischen 1741 und 1807, die sechs-
undsechzlg Lebensiahre der Malerin Angelika
Kauffmann, waren und gehörten entschieden
zu den bewegtesten, aber auch lur die Fort-
eritwicklung des menschlichen Geistes frucht-
barsten der politischen Geschichte und der
Geistesgeschichte Europas.
Die Malerin, deren Familie aus Vorarlberg
stammt und die viel von der damaligen Welt
sah und erfuhr, nahm viel in sich auf. Bei uns
war Angelika Kauffmann m mancher sezie-
hung den Germanisten besser als den Kunst-
historikern bekannt. Die Freunde Goethes
kennen sie aus der Lekture der Jtalienischen
Reise".
Sicher war die vor allem wegen ihrer Portrat-
kunst gefeierte Malerin ein Lieblirigskind der
Gatter. Die Zeitgenossen stimmten ilirer Kunst
zu, die ernstlich prulenden zwar, wie uns
Goethe belehrt eher rrlit Jllllllgel Maßigung".
aber von allen anderen .bloß schauenderl und
genießenden Kunslfreunden" war sie ent-
schieden gepriesen.
Man wird unsere Ausstellung falsch verstehen,
wenn man glaubt daß eine Personllchkelt dar-
gestellt werden sollte, die stark auf ihre Zelt
wirkte: Das Gegenteil ist eigentlich der Fall,
man hat eine Personllchkalt darzustellen, die
den Einfluß der Zeitslrömungan widerspiegelt,
bis dann auch sie der Zelt nicht mehr zu folgen
vermochte. oies geschah, als endgulilg neue
und andere Tendenzen heraufzogen. Um die
Jahrhundertwende trat die große Wende ein.
Das Schwarrrierlsche in der Kunst verblaßte.
und man befleißlgte sich einer neuen, stilisier-
ten, geschliffeneren Form der Aussage. Die
neue Zeit gehorle den großartigen Schöpfun-
gen des Bildhauers Canova elnestells und
anderenteils den politischen, weltanschaulich
bedingten Malereien eines Jacques-Louis
David. Die neue Kunst wuchs auch anderswo,
die LlhlJSSlIlTlml-SChWBlmSllSChE Verehrung
der Antike wich einer gezielten Verehrung der
Antike als moralisches Vorbild. Nicht mehr
mythologische Darstellungen waren gefragt,
sondern beispielhafte Szenen aus Roms
Heldenzeitalier, ,.Der Schwur der Horatier"
wurde schon vor Ausbruch der Franzosischen
Revolution als neue politisch-künstlerische
Sensation aufgenommen.
Und darnit endet der Bogen: David ist schon
ganz neunzehntes Jahrhundert. Die Schwer-
punkte verlagerten sich, auch in der Kunst
fielen die großen Entscheidungen nun end-
gultlg in Frankreich. Gerard und Gros folgten
dem Ideal Davids, dem Ideal eines heroischen
Humanismus.
Selten, kaum, varmogen die Zeitgenossen die
Gedankengarlge der wahrhaft Großen zu irer-
stehen. ort sind es nur Splitter vom Ganzen,
denen S18 zu folgen vermogen oder dem sie
auch zu folgen gewillt sind. um die Welt in
Gang zu halten, bedurfen die Zeitgenossen
aber gar nicht der ganzen wucht einer Fulle
von Gedanken. Sie bedurfen hingegen der
Klarheit, sollen sie ihren Weg finden. Und jene
Zelt schon, nach dem Ende des Rnkokn,
suchte besonders nach solcher Klarheit, sie
verwarf das orohisch Stammelnde, Rausch-
hafte uno begehrte nach bleibender Erkennt-
nis. Und in solchem Bestreben liegt auch das
Beispiel einer Botschaft, die von ihr an uns
ergeht (Ahti. 10, 11),
Österreich bei der 1. Graphik-
Biennale in Florenz n Die W ner
Schule des phantastischen
Realismus in Rom, Triest und
Trlent
Unter den 3B Landern, die bei der 1. Graphik-
Biennale in Florenz vertreten sind, wird Oster-
reich durch seinen Beitrag, der vom Oster-
reichischen Kulturinstitut in Rom organisiert
wurde, besondere Aufmerksamkeit zuteil.
Alfred Kubin ist mit 20 Blättern aus dem Be-
stand des "Oberostarreichischen Landes-
museums" in Linz und Oskar Kokoschka
rnit 10 Lithographien, welche die Galerie
Welz in Salzburg zur Verfügung gestellt hat,
vertreten, sowie Robert Doxat, Ernst Fuchs,
Rudolf Hradil, Leherb, Anton Lehmden und
Elsa Olivia Urbach mit je funf Radierun-
gen.
An der Eroffnung am 21. Dezember 1968 im
Palazzo Strozzi durch den Burgermeister von
Florenz, Avv. Luciano Bansi, bei der zahlreiche
Vertreter der beteiligten Nationen und des
italienischen Kunstlebens zugegen waren,
nahmen auch der Direktor des Kulturlnstituts
in Rom, Unlv.-Prol. Dr. Heinrich Schmidlnger,
und der kunstlerische Sekretar Dr. Walter
Zettl teil. Die Ausstellung blieb bis 31. Janner
1969 geoffnet.
Zur Zeit lauft in der romischen Galerie ..Grafica
Romero" eine weitere Graphikausstellung, die
der ,Wiener Schule des phantastischen Realis-
mus" gewidmet ist und die vom Kulturinstitut
unter Mitwirkung der Galerie Peithner-Lichten-
fels in wien zusammengestellt worden ist.
Insgesamt werden 70 Werke, Lithographien
und Radierungen gezeigt, und zwar von
Brauer, Couderlhove-Kalergi, Donin, Doxat,
Ernst Fuchs, Hausner, Heuberger, Hutter,
Klltsch, Lehmden, Maiouschek, Mikula,
Proksch, Steflek, Gerhard Swoboda und Elsa
Olivia Urbach. Die Ausstellung ist die bisher
umfassendste in Italien, welche diesem typisch
osterreichischen Fhanomen in der Gegen-
wzrtskunst gewidmet worden ISL Sie wird
anschließend von der Galerie „La Lariterna"
in Triest und .2 Elfe" in Trient übernommen.
Walter Zettl