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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIV (1969 / Heft 103)

eton" geprägt? Wir meinen, es entstehe heute 
n neues Verhältnis zur Materie, das auch 
zktionen für den Glauben enthält. Die alten 
ualismen „Geist" gegen „Materie", „Form" 
zgen „lnhalt" werden in Frage gestellt. 
lichtig ist hier die Sicht eines Teilhard de 
hardin, Es gibt aber auch schon vorn Alten 
astament, vorn Inkarnationsereignis und von 
nem Franz von Assisi her so etwas wie ein 
ekenntnis zu einem heiligen Materialismus. Es 
bt ein Wissen darum, daß in Analogie zum 
rot und Wein der Eucharistie und zum Wasser 
er Taufe „Profanmaterialien" Ort echter Trans- 
tndenz sein können. Gott ist dann nicht mehr 
ne abgespaltene Geistgroße, sondern er er- 
:heint in, mit und unter einer Profanstruktur. 
erade schlichte, unverstellte Materialien, die 
ich im Hausbau, in der Fabrik, in der Schule, 
i Theaterbau gebraucht werden, finden ihre 
zrwendung im Kirchenbau, ohne vom Material 
ir eine Sakralität vorzutäuschen. Aber das 
ofane Material erfährt in der Anordnung, in 
in Raumbezügen und durch die Versammlung 
der Gemeinde eine Umfunktionalisierung. Materie 
wird transparent! Darum: Christus im Beton! 
Darum spricht uns das echte Material an und 
wir lehnen verkleidetes Material als lügnerisch 
ab. 
Hier mag der Ort sein, Stellung zu einer Frage 
zu nehmen, die für die Kirche Baurngarten 
aufgeworfen wurde. Soll der quadratisch ge- 
staltete Innenraum mit vier von einem Künstler 
zu schaffenden Evangelistensymbolen ergänzt 
werden? Ich hoffe nicht protestantischen, 
bilderstürmerischen Affekten zu erliegen, wenn 
ich meine, zum Versuch ein Nein formulieren 
zu müssen. Wenn es richtig ist, daß Material 
und Konstruktion und Raum sprechen c und 
für die Kirche Baumgarten ist diese Sprache 
unüberhörbar -, müssen dann weitere Aus- 
sagen durch nachträgliche Ergänzung gefunden 
werden? Genügt das, was das Material sagt. 
was das Prinzip der Rationalität sagt, was der 
Einbezug des Spielerischen, der Raumbezüge, 
der Materialien sagen, - genügt das nicht? 
Freilich ist die Sprache der Formalien eine 
 
zurückhaltende. Es ist eine Aussage im lnkognito. 
Aber vielleicht erträgt der moderne Mensch, der 
von Botschaften und Proklamationen und 
Bildern überschüttet wird, eine zurückhaltende 
Sprache besser, und zwar gerade im Raume der 
Religion. Nachdem auch Gott und Christus oft 
zerredet und in vielen problematischen Bildern 
eingefangen wurden, ist die indirekte, die karge 
Aussage meines Erachtens Gebot der Stunde. 
Das lnkognito Gottes und Christi in der Gestalt 
des streng Formalen, das auf zu direkte Aus- 
sagen verzichtet, entläßt den Betrachter auch 
in eine echte Freiheit: er soll nun selber und 
aktiv nachdenken und sich nicht einfach nur 
passiv anpredigen lassen. Darum warnen wir 
vor einem Zuviel an Aussagen und an Bildern! 
Abschließend sei noch darauf hingewiesen, daß 
ich absichtlich zahlreiche Fragen des Kirchen- 
baues, die viel diskutiert werden, in den Hinter- 
grund treten ließ. Für diese Fragen ist ia ein 
gewisser ökumenischer Konsensus schon er- 
reicht. Gerade dafür wäre freilich die Anlage 
Baurngarten auch besonders charakteristisch. 

	        
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