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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIV (1969 / Heft 105)

uediger Engerth 
UFBRUCH IN DEN 
OSMOS - 
U DEN BILDERN VON 
OSITA SALEM 
ßtrauisch, geringschätzig und ein wenig nacha 
nklich blickt Rosita Salem in ihrem „Selbst- 
rträt" (1968) auf den Betrachter. Das Oval 
es Gesichts kontrastiert zum Rund eines 
härischen Gebildes, das hinter dem Kopf 
wwebt. Rosita Salems dunkles, kurzgeschnit- 
ies Haar hebt sich von einem hellen Reflex 
. den ein von rechts einfallendes Licht auf der 
ierfläche der Kugel bildet. Diese Kugel er- 
iert an einen exzentrisch verlagerten Nimbus. 
lei schräggestellte dunkle Wände deuten eine 
afe an, die in einen unbegrenzten Raum zu 
WEH scheint. Der Einblick in das Unendliche, 
r sich über der Schulter öffnet, soll wohl auch 
ychologisch verstanden werden. Er ist ein 
ck in das Unauslotbare und Unergriindbare, 
s jeder menschlichen Existenz zugeordnet ist. 
e Kugel erscheint in diesem Zusammenhang 
twendig als Symbol des in sich Ruhenclen. das 
ne Anfang und Ende ist. Durch ihre runde, 
itte Oberfläche hat sie zugleich etwas Ab- 
HSBHGES, das durch das Reflexlicht noch ver- 
lrkt wird. Es ist interessant, daß die Pupillen 
r Augen diese Kugelform wiederholen. So 
eignet auch den Augen ein abweisendes reflek- 
tierendes Element. 
Die fast männlichen Züge des Gesichts und die 
bewußte Vermeidung der Andeutung sekundärer 
Geschlechtsmerkmale legen die Vermutung nahe, 
daß hier der Mensch schlechthin in seiner kosmi- 
schen Bezogenheit dargestellt werden soll. Wir 
haben es also mit einer - bei aller malerischen 
Qualität - höchst literarischen Kunst zu tun. 
Ein umfangreiches literarisches Programm liegt 
auch dem Bild „Zertrümmerung" (1956) zu- 
grunde. Der Blick in das oben aufgerissene 
Kreuzrippengewölbe einer gotischen Kirche zieht 
die Aufmerksamkeit des Beschauers magisch 
zum Fluchtpunkt der Pfeilerordnung hin. Dort 
ragen durch eine Öffnung die Füße des in einer 
hellen Wolke in den Himmel entschwebenden 
Erlösers, dessen Körper in einer komplizierten 
Verkürzung gesehen ist. Zwei Pfeiler der Kirche 
enden in einer eingezogenen, schachbrettförmig 
gemusterten Ebene, auf der menschliche Leiber 
liegen. Ein Pfeiler verwandelt sich in eine Hand, 
die besitzergreifend auf dem Boden ausgestreckt 
ist. Der andere endet in einer dornartigen Spitze. 
die in den Unterleib eines auf dem gemusterten 
Steinboden liegenden nackten Mannes ein- 
dringt. Mit dieser liegenden Figur bilden zwei 
weitere auf dem Boden liegende Gestalten ein 
Dreieck. In diesen beiden dem Schachbrett- 
muster des Bodens verbundenen Figuren will 
die Künstlerin "Persona" und "Anima" ver- 
standen wissen. In einer Art Mandorla erscheint 
das Bildnis Einsteins, während unter einem 
Triumphbogen die "Große Mutter" sichtbar wird. 
Diese ist im Endsegment des schachbrettförmig 
gemusterten Bodens gelegen. 
Der Mensch sitzt außerhalb der vielfigurigen 
Szene auf einem jonischen Kapitell und betrach- 
tet ruhig den "Graue! der Verwüstung am heili- 
gen Ort". den der Prophet vorhergesagt hat. 
Dieses Bild stammt aus einer Epoche, in der 
sich Rosita Salem in Aussage und Technik den 
Phantasten näherte. Ein Blick auf das Bild offen- 
bart, daß es vor allem Ernst Fuchs und Rudolf 
Hausner waren, die auf die junge Künstlerin ein- 
wirkten Die altmeisterliche Technik, die Akribie 
in der Ausarbeitung der architektonischen De- 
tails, die Vorliebe für religiöse und sexuelle Sym-
	        
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