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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIV (1969 / Heft 107)

1967 in Krems-Stein ,Gotik in Österreich" und 
1968 im wiederhergestellten Blauen Hof des 
Schlosses Laxenburg „Romantik und Realismus 
in Österreich". Dieses umfassende und gezielte 
Kulturprogramm, das fast immer auch mit Adap- 
tierungs- und Sanierungsarbeiten von Gebäuden 
und Straßen verbunden war, wurde durch zahl- 
reiche Sonderausstellungen des Niederöster- 
reichischen Landesmuseums in Wien und im 
Lande sowie durch Schaffung von Dependancen 
in den Schlössern des Landes ergänzt. Eine 
solche vorbildliche Bildungsarbeit konnte nicht 
ohne Auswirkung bleiben. Nirgends sonstwo 
honorierte die Bevölkerung mit in die Hunden- 
tausende gehenden Besucherzahlen die aus- 
stellungstechnisch und organisatorisch muster- 
gültigen Leistungen einer aktiven Kunstpolitik. 
In Kärnten konzentrieren sich alle kunstfördern- 
den Unternehmungen in der Landeshauptstadt 
Klagenfurt. Das bedeutendste Ereignis war der 
Entschluß der Landesregierung vom Jahre 1952, 
die Landesgalerie in dem alten Burggebäude 
der Stadt Klagenfurt unterzubringen. Nach einer 
vorbildlichen Neugestaltung und Adaptierung 
der Räume wurde diese Galerie im Jahre 1965 
eröffnet. Für die Konfrontation mit zeitgenössi- 
scher Kunst sorgen zwei Privatgalerien in Kla- 
genfurt, die sich wegen ihres avantgardistischen 
Ausstellungsprogrammes einen Namen mach- 
ten. Vor kurzem wurde über die Initiative einiger 
privater Kunstfreunde in Bleiburg eine Werner- 
Berg-Galerie geschaffen, die einen Überblick 
über das Werk dieses seit mehr als vierzig Jahren 
in dieser Landschaft ansässigen Künstlers gibt. 
Die kunstfördernde Tätigkeit des westlichen 
Bundeslandes Vorarlberg steht in engstem Zu- 
sammenhang mit den 1964 gegründeten Bre- 
genzer Festspielen. Diese nach Salzburg be- 
deutendste Einrichtung veranstaltete in den letz- 
ten Jahren auch einige Großausstellungen, dar- 
unter 1968 „AngeIika Kauffmann und ihre Zeit- 
genossen", deren europäische Bedeutung die 
zahlreichen und bedeutenden Leihgaben aus 
allen europäischen Ländern unterstreichen. 
Das Burgenland, wegen seiner wirtschaftlichen 
rund sozialen Verhältnisse gegenüber allen ande- 
ren Ländern nicht in der Lage, sich kunst- und 
lkulturfördernd entscheidend zu betätigen, hat in 
den letzten Jahren versucht, den Vorsprung der 
anderen Länder aufzuholen. Mit der Gründung 
des Internationalen Bildhauersymposions im 
Steinbruch von St. Margarethen wurde eine Tat 
gesetzt, die inzwischen weltweites Interesse und 
uneingeschränkte Anerkennung gefunden hat. 
Nachwort 
Der vorliegende Bericht, der nur die wesentlich- 
sten Aktionen und charakteristischesten Ereig- 
nisse verzeichnet, läßt erkennen, daß für die 
Förderung der bildenden Künste im Laufe der 
vergangenen 50 Jahre viel getan worden ist. 
Dies gilt nicht nur im Hinblick auf die Künstler 
und ihre Werke, sondern auch hinsichtlich des 
Publikums. Von allen offiziellen und inoffiziellen 
Stellen wurden Leistungen erbracht, die im Ver- 
hältnis zur allgemeinen Situation des Landes 
und zum mitteleuropäischen Kulturniveau als 
beträchtlich angesehen werden müssen. 
Ein entscheidender Grund ist wohl darin zu 
sehen, daß in der Ersten Republik noch die 
vielen Vertreter der Vorkriegsgeneration aktiv 
waren, die die Verhältnisse der großen Mon- 
archie vor Augen hatten und denen diese ein 
Vorbild und eine ständige Herausforderung be- 
deuteten. Nahezu alle Maßnahmen und Ver- 
ordnungen zur direkten Förderung der Künstler, 
wie Ankäufe, Aufträge. Ateliervergabe, Arbeits- 
und Reisestipendien. Ehrenpensionen, laufende 
Zuwendungen und Preise, aber auch alle iene 
zur Förderung des Publikums, wie Ausbau der 
Museen. Unterstützung der Künstlervereinigun- 
gen, Ausstellungen und anderes mehr, wurden 
bereits in den zwanziger Jahren festgelegt und 
ausgeübt. Die Zweite Republik griff im wesent- 
lichen nur darauf zurück und setzte nach Maß- 
gabe der vorhandenen finanziellen Mittel dieses 
Förderungswerk fort. 
Dennoch ist die gegenwärtige kunstpolitische 
Situation für die bildenden Künstler, die Museen, 
die Künstlervereinigungen, die kleinen Galerien 
völlig unbefriedigend. Ihre Förderung steht in 
keinem Verhältnis zu den Beträgen, die z. B. 
für die Bundestheater, insbesondere die Staats- 
oper, benötigt werden. In den letzten drei Jahren 
haben diese mehr als das Achtfache von dem 
ausgemacht, was man bereit war, für die bil- 
denden Künste einschließlich der Museen aus- 
zugeben. Diese traditionelle Überschätzung. die 
in keinem Verhältnis zur sozialen Funktion steht, 
macht die krasse Unterbewertung der bildenden 
und angewandten Künste besonders deutlich. 
So drängt sich die Frage auf, wie man in Zukunft 
Abhilfe schaffen könnte, da ja auf Grund der 
allgemeinen Budgetlage keine vermehrte För- 
derung möglich sein wird. Ohne ein Kunst- 
förderungsprogramm für die bildende und an- 
gewandte Kunst zu entwickeln, wäre doch ganz 
allgemein darauf hinzuweisen, daß künftighin 
eine Politik der kleinen Schritte notwendig sein 
wird, die alles unterstützt, was die kunst- 
politische Aktivität fördert. Nicht alles und jedes 
sollte gefördert werden, sondern mit Schwer- 
punkten sollte man einer Zersplitterung und 
Verzettelung der Mittel entgegenwirken. Dies 
würde aber bedeuten, daß Staat, Stadt, Land 
und Gemeinde nicht gegeneinander, sondern 
miteinander arbeiten, sich nicht als Konkurrenten 
betrachten, politische Ideologie und kulturelle 
Aktivität nicht miteinander verquicken und Kultur 
und Kunst nicht als Instrument ihrer parteipoliti- 
schen Auseinandersetzungen einsetzen. Ein 
erster Schritt zur Abhilfe wäre daher die Ein- 
richtung einer unabhängigen Kontaktstelle. die 
die zahlreichen Initiativen und Aktivitäten ko- 
ordiniert und laufend die in Betracht kommen- 
den Stellen und die Öffentlichkeit darüber infor- 
miert. Eine weitere und sicher noch wichtigere 
Maßnahme wäre die Überwindung der Öffent- 
lichkeitsscheu und Zurückhaltung der Museen. 
wäre die Anpassung und die Öffnung für die 
Erfordernisse einer zeitgemäßen Kunst- und 
Bildungspolitik, Schon die unmittelbare Gegen- 
wart und vor allem die allgemeine Entwicklung 
der siebziger Jahre machen eine zeitangepaßte 
Orientierung notwendig, welche die Organisa- 
tionsform und die Struktur der Museen, die noch 
aus dem 19. Jahrhundert stammen, einer Re- 
form wird unterziehen müssen. Auf dem Gebiete 
der Kunstmuseen wird es notwendig sein, eine 
Flexibilität zu entwickeln, die nicht nur die 
wissenschaftlich-konservatorische Tätigkeit als 
alleiniges Ziel vor Augen hat. Gerade die Kunst- 
museen müssen wieder Zentren in der Bildungs- 
landschaft werden, die offen und aktiv sind für 
alle Belange der Erwachsenenbildung, des zwei- 
ten Bildungsweges, sowie der ästhetischen Er- 
ziehung der Jugend „zur Kunst" und „durch die 
Kunst". Die im Laufe der Entwicklung einge- 
tretene Isolierung, die Situation des elfenbeiner- 
nen Turmes, kann nur durch Überwindung aller 
psychologischen und soziologischen Schranken 
und den Ausbau aller Kontaktmöglichkeiten 
zwischen Museen und einer modernen Gesell- 
schaft überwunden werden. Daß dies über die 
Erstellung von Ausstellungsprogrammen, Publi- 
kationen usw. im bisher üblichen Rahmen weit 
hinausgeht, ist selbstverständlich. Hervorragende 
Beispiele für eine solche kunst- und bildungs- 
politische Aktivität geben die Modellfälle der 
amerikanischen, der schwedischen, aber auch 
der Museen in der UdSSR. Hier wird dem an- 
brechenden Zeitalter der Kybernetik, der Com- 
puter und Massenmedien bereits Rechnung ge- 
tragen. Hier sind die ..visual arts", die Museums- 
objekte, Mittel einer dreidimensionalen Informa- 
tion, deren soziale Aufgabe mit unkonventionel- 
len Methoden für die moderne Bildungsgesell- 
schaft erschlossen wird. Dies aber ist nur mög- 
lich, wenn die Entwicklungstendenzen recht- 
zeitig und richtig eingeschätzt werden, d. h. wenn 
die Kunstpolitik nicht in traditionellen Geleisen 
konzeptlos und wild wuchernd sich selbst oder 
der bürokratischen Routine oder zufälligen Ein- 
zelinitiativen überlassen bleibt. sondern als eine 
"politische" Notwendigkeit erkannt wird. 
- Da das Manuskript dieses Beilrages bereits mit Mai 196a 
abgeschlossen war, seien ergänzend noch die Veranstal- 
lungen des "Steinschen Herbstes", die seil 1968 in Graz 
durchgeführt werden. nachgetragen. 
Benützta Literatur (geordnet nach Erscheinungsiahr): 
Hans Tietze, Die Zukunft der Museen, SchrciIl-Verlag, 
Wien 1923. 
10 Jahre Wiederaufbau, Die staatliche, kulturelle und wirt- 
schaftliche Entwicklung der Republik Österreich 1918 bis 
iaze, herausgegeben von Sektionschef Ing. Dr. Wilhelm 
Exner, Wien 1928. 
Hans Tieize, Die Kunst in unserer Zeit, Richard Lanyi, 
Wien 1930; 
Kunst in Osterreich, Österreich-Almanach und Kunstler- 
adreßbuch 1934, Leoben 1934. 
Festschrift des Bundesministeriums lur Unterricht, 100 Jahre 
Unterrichtsrniriisteriurri 1848-1948, Österreichischer Bun- 
desverlag, Wien 1948, 
Die Stadt Wien als Mäzen, Wien 1955. 
Die Stadt Wien als Mäzen, ll, Wien 1956. 
Kristian Sotriiier, Malerei und Plastik in Österreich, Von 
Makart bis Wotruba, Schroll-Verlag, Wien 1963. 
Hildegard Breuner, Die Kunstpolitik des Nationalsozialis- 
mus, Rowohlt Taschenbuch, 1963. 
Kunst in unserer Zeit, Bericht über die Tatigkeit des Wiener 
Kunstfonds, herausgegeben von der Zentralsparkasse der 
Gemeinde Wien, Wien 1954. 
Wiedergeburt einer Weltstadt, Wien 1945-1965, Verlag 
für Jugend und Volk, Wien 1965. 
Wilhelm Mrazek, Das Kunstgewerba von 1918-1565, in: 
Feuerstein, Hutter, Koller, Mrazek, Moderne Kunst in Oster- 
reich, Forum-Verlag, Wien 1965. 
Protokolle es, er, 68. Wiener Jahresscnrilt iur Literatur, 
bildende Kunst und Musik, herausgegeben von Ottn 
Breicha und Gerhard Fritsch, Verlag für Jugend und Volk, 
Wien 1956, 1967, 1968. 
Otto Brelcha, Gerhard Flitsch, Aufforderung zum Miß- 
rrauen, Residenz-Verlag, Salzburg 1967. 
Osterreich-Lexikon, 2 Bände, Osterreichischer Bundes- 
Verlag, Wien, Verlag im Jugend und Volk, Wien 196a. 
Bunclesvdranschläge fur dieJahre 1950-1968, Gruppe X: 
Unterricht und Kunst, Wien, Österreichische Staatsdruckerei. 
ZEITSCHRIFTEN: 
Kunst und Kunsthandwerk, Wien 1918-1921. 
Wiener Jahrbuch für bildende Kunst. Schroli-Verlag, Wien 
1918". 
Die bildenden Künste, Wiener Monatshelte, SchrnIl-Verleg, 
Wien 191911. 
O9SäE7I'l'?lCh, Monatsschrift für alles Österreichische, Wien 
i . 
Österreichische Kunst. Wien 1930". 
Der Wiener Kunstwanderer, Wien 193366. 
Alte und moderne Kunst, Österreichischer Bundesverlag. 
Wien 195611. 
ZEITUNGSBERICHTE: 
Band l, 1913-1924, Band ll, 1924-1927, Band "lr 
1927-1928, Band IV, 1929-1930. Aus dem Archiv der 
Wiener Werkstatte mit Hunderten von Berichten über die 
Wiener Werkstätte und des österreichische Kunstleben. 
AUSSTELLUNGSKATALOGE: 
Für die Ausstellungstaligkeit wurden sämtliche erreichbaren 
Kataloge herangezogen, 
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