MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XV (1970 / Heft 108)

Statuette besitzt drei Ansichten. Von ihnen 
ist die rechte Seitenansicht als dominierend 
anzusehen, der die Frontansicht untergeordnet 
ist. Charakteristisch für die Sgurale Kom- 
position des Mascot ist, daß die beiden Ge- 
wandenden des durch einen jähen Wdndstoß 
nach rückwärts sich aufbauschenden Schleiers, 
in Verbindung mit den ebenfalls nach rück- 
wärts ausgestreckten Armen der Figur, so 
angeordnet sind, daß sie wie Flügel in Er- 
scheinung treten. Diese in sich nicht kon- 
gruenten PseudoHügel haben eine muschel- 
förmige Gestalt. Ausgesprochen antiklassisch 
sind die nicht anders als manieristisch zu 
nennenden Körperproportionen: der überaus 
schlanke Leib, die übcrlangten Gliedmaßen 
sowie der auffallend kleine, vogelartige Kopf 
mit seinen beiderseits glatt anliegenden Haaren, 
die in der Mitte durch cin kaum sichtbares, 
schmales Band zusammengehalten werden. 
Dies alles gibt der Figur im Verein mit dem 
zeitlosen Schleiergewand, das keinerlei stoff- 
liche Struktur erkennen laßt, das ihr eigen- 
tümliche Schwerelose. Trotz des kleinen For- 
mates ist das Mascot Wahrzeichen und Zentral- 
Egur des Autos. Vom Inhalt her gesehen, ist 
es der in Gestalt eines weiblichen Wesens 
erscheinende Mensch, dessen Geist, als Ver- 
wirklichung eines uralten menschlichen Trau- 
mes, sich gleich Ikarus nach Flügeln sehnt. 
In der Sprache der Jctztzeit ausgedrückt, 
erscheint das Mascot gleichsam als die Selbst- 
darstellung des Autos. Deshalb ist es von 
ganz besonderem Interesse, zu erfahren, daß 
die bisher kaum in der ÖiTentlichkeit bekannte, 
ursprüngliche Benennung des Mascot direkt 
auf die Invention des Künstlers zurückgeht. 
Sykes nannte sein Werk, das wie aus einem 
Guß erscheint: „The Spirit of Ecstasywl. 
Daß Sykes seiner Skulptur den Namen „The 
Spirit of. . ." gab, zeigt, daß bei der sym- 
bolisierenden Namensgebung dieses Werksß 
nicht zu übersehende ikonographische Be- 
ziehungen zu der englischen Skulptur um die 
Jahrhundertwende vorhanden sind, wenn man 
sich vergegenwärtigt, daß eine von Henry 
C. Fehr geschaffene und im Jahre 1898 in 
der Royal Acaderny ausgestellte Plastik den 
sehr bezeichnenden Titel trug: „The Spirit 
of the Waves"9. „The Spirit of. . ." ist oEen- 
bar ein der Literatur entnommener Begriff, 
welcher der englischen Poesie entstammt. 
Unter der persönlichen Aufsicht des Künstlers 
wurde bis zum jahre 1939 die Erstausführung 
des Mascot jedesmal in cire perdue nach 
einem vorhandenen Werkmodell ausgeführt. 
Bis 1940 besaß Sykes das Alleinrecht, Exem- 
plare seiner Skulptur für Rolls-Royce herzu- 
stellen. Von 1928 bis 1940 war die Tochter 
und Schülerin des Bildhauers joe Phillips- 
Sykes 10 damit beauftragt, die Ausführung des 
Gusses zu überwachen. Andere Helfer von 
Sykes waren ein Römer namens Angeloni, 
der früher für den Vatikan gearbeitet hatte, 
dann jersey-Monnier und Miß Band, die nach 
dem Wachsrnodell Güsse herstellten und die 
Nachziselierung vornahrnen. Bis zum Jahre 
1948 blieb der Werkstattbetrieb in der be- 
schriebenen Form erhalten. Erst dann ver- 
größerte er sich. _]0e Phillips-Sykes verdankten 
wir auch die Mitteilung über die technischen 
Daten des Gusses. Er bestand zu 850,11, aus
	        
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