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Volltext: Alte und Moderne Kunst XV (1970 / Heft 108)

Walther Maria Neuwirth 
FRANZ ELSNER - EIN 
ÖSTERREICHISCHER MALER 
DER VITALEN FARBE 
 
Akademieprofessor Franz Elsner steht nunmehr als 
gereifter Künstler in seinem 71. Lebensjahr. Der 
Problematik bewußt, über einen noch schaffenden 
Künstler Wertgültiges aussagen zu wollen, sei 
trotzdem der Versuch unternommen, weil gerade 
Franz Elsners Werdegang mannigfache komplizierte 
Gestaltungskrisen zu bewältigen hatte, die viel- 
leicht späteren Beobachtern schwerer deutbar sein 
dürften als einem betagten Zeitgenossen. Den 
Kunsthistorikern der kommenden Jahrzehnte mögen 
die folgenden Erörterungen im positiven oder 
negativen Sinne als Behelf dienen. 
Franz Elsner, 1898 in Wien geboren, väterlicherseits 
mit Wurzelfäden dem musischen Frag verpflichtet, 
begann im Wien der Ersten Republik als Zeichner 
und Lithograph. Er entwarf Kataloge, Möbel- und 
Modezeichnungen sowie Plakate im Kunstge- 
werblichen Sinn. Seine spezifisch malerischen 
Lehrjahre waren in die nachklimtische „Kunstschau" 
gebettet. Robin C. Andersen, der unbeirrt in den 
Wirren der ersten zwanziger Jahre gediegene 
Landschaften und bewußt konstruktiv komponierte 
Stilleben schuf, der eine dominierende schöpferische 
Persönlichkeit darstellte, wurde Franz Elsners Vor- 
bild und Lehrer. Die alten Heroen der ersten Se- 
cession, vor allem Klimt und Schiele, geisterten 
noch immer mehr oder minder fühlbar um andere 
im Wiener Kunstleben nicht heimisch werdende 
Stilrichtungen. Paul Cezanne wurde als neuer 
Lichtbringer auch für Wien immer deutlicher 
wesenhaft. 
Wir stehen wieder in der Bewußtwerdung des 
Zentralproblems der Malerei, der vergeistigten und 
vitalen Farbe. Diese so wie der Schatten ge- 
währende Ton im Raum und die mit vielen Farb- 
schichten unterlegte „Lasur" sind Funktionen des 
Lichtes. Jenes Lichtes, das lokalbetont in den 
barocken Kirchen seit den Zeiten der Gegenrefor- 
mation triumphierte und sich im Goldprunk der 
Altäre und Säulen vielfach spiegelte, das sinn- 
verwandt der Maler Waldmüller in seine Gemälde 
fesselte und das im Wiener Impressionismus zuerst 
eigenstämmig, später von Paris wesentlich be- 
fruchtet, Programm wurde. Nach dem Vakuum der 
ersten Secessionswellen schrie dieses Licht um so 
dramatischer nach visionärer, lebendiger Farbe. 
Durch das Dschungel der Vorkriegszeit und der 
damaligen Gegenwart s es waren die ..wilden 
zwanziger Jahre" 7 bahnten sich individualistisch 
veranlagte Künstler höchster und hoher Begabung 
ihren Weg, der Dämon Oskar Kokoschka, Anton 
Kolig, Franz Wiegele, Alfred Kubin, Herbert Boeckl, 
Josef Hoffmann und Anton Faistauer. 
Im Kaleidoskop der „lsmen", die in ihren Defini- 
tionen kaum das Wesentliche ihres Strebens aus- 
drückten, und der ersten tastenden Experimente 
der durchaus literarisch orientierten Abstraktion 
sollten gegen Ende der dreißiger Jahre unseres 
Jahrhunderts Aussage und Ausdruck eines bild- 
haften, österreichischen "Postimpressionismus" fi- 
xiert werden. 
Franz Elsnel, Tod, Kunstler, Mönch - aus der Bilderfnlge 
..Tolentunl", 1935. Ol, 66x53 cm 
Franz Elsner, Skille zu dem Abendmahl, 1958. Öl, 
55 x70 cm. 
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