plaren erschien. Das Resultat ergab 7 abgesehen
von den graphischen Reizen improvisationsfreudi-
gen Gestaltens a so etwas wie ein "Anti-Kunst-
buch". Dadurch, daß Staudacher für dessen Her-
stellung ausschließlich Makulatur, also Druckerei-
abfalle verwendete, deren Überschneidungen, Farb-
verschiebungen und andersgeartete technische
Fehler er durch entsprechenden Beschnitt gestal-
terisch ausnützte, entstand aus Wertlosem Wert-
volles und somit ein "echtes Kunstbuch", in dem
man ein Gegenstück zu den heute so beliebten,
manchmal mit geradezu zelebralem Aufwand pro-
duzierten „Kunstbilderbuchern" sehen kann.
Mit dem Bemalen einer Abbruchsruine in der
Wiener Innenstadt im Janner 1970 findet die
Chronologie der Aktionen Staudachers ihren bis-
herigen Abschluß. In der für ihn typischen, dynami-
schen Gestik locker hingeschriebener Zeichen ver-
band Stauclacher in diesem etwa zwanzig Meter
langen Mauerbild ("Aktion Abbruch") Bildwirkun-
gen eines Tapies mit der informellen Motorik von
Georges Mathieu. Die von den Strukturen der als
Kriegsrelikt wirkenden Stadtruine, den Rissen und
Lochern ihres arg ramponierten Mauerwerkes und
den unregelmäßigen Schuttanhäufungen aus-
gehende Poesie provozierte irn und über das
eigentliche Bild hinaus asthetische und gedank-
liche Stellungnahme. Der ungewohnliche Schau-
platz der happeningartigen Handlung und die
Schnelligkeit des Malvollzuges verdeutlichten dabei
Staudachers Bemühen um Aktivierung des Publi-
kums ebenso wie die nur wenige Tage währende
Existenz dieser Malerei.
e Hans Slaudacher, Serie „Slempelpoesie",1959,
Gouache aul Papier
7 Hans SIBUGHCHEV, „ÜLIBNEKÜ, Materialbild mit Kinder-
Zeichnungen
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