Richard Steiskal-Paur
BASDORFER
GLAS - PORZELLAN
Im Heft 38167 der Zeitschrift „KERAMOS" und im
"JOURNAL OF GLASS STUDIES" des Corning
Museum of Glass, Volume IX, 1967, zeigt uns
Rudolf von Strasser eine Schnupftabaksdose aus
sogenanntem Schackerfschem Porzellan und nennt
als Beweisführung Robert Schmidt, Branden-
burgische Gläser, Berlin 1914. Dort heißt es auf
Seite 116ff. unter „Basdcrf:
..Der Tornower Pächter George Zimmermann
schrieb in einem undatierten Brief an den Ober-
amtmann Krause in Grimnitz, er habe die Erfindung
gemacht, Geschirre aus gemeinem grünem Glas in
die natürliche Couleur von Porzellan zu verwandeln,
habe dieser Erfindung jedoch keinen Wert beige-
legt. Mein Glasschneider Schackert aber, welcher
es bearbeiten und beschleiffen (l!) musste, baht
mir ihm zu erlauben, dass er sich einige schnupf-
tobacks dosen (l) verfertigen und was da mit
verdienen möchte, welches ich ihm, weil es
aestimirte, erlaubte."
Schackert, vielmehr die Gebrüder Schocken
warben sich Ende 1750, wenige Woche:
Caspar Wegely in Berlin, um eine Konzessic
Anlage einer Porzellanfabrik, welche ihnen
einigen Schwierigkeiten und trotz eines ve
tenden Gutachtens des Geheimen Kriegsrate
Görne am 7. Juli 1751 erteilt wurde. Die„Porci
Hütte" wurde in Basdorf im Zühlen'schen F
nahe dem Dorf Zechlin (Ost-Prignitz) erri
Doch schon ein Jahr später, am 10.Juni
mußten die Brüder ihre Rechte dem Tabakfab
ten Mundt in Berlin übergeben, über desser
mögen nach seinem Tode im Mai 1757 der Kc
verhängt wurde. Der bisherige Pächter Rath
kaufte am 25. Feber 1763 die Hütte für 9000
mit der Verpflichtung, nur Porzellan zu erze
Erst am 3. August 1783 wurde ihm gestatts
Porzellanfabrikation fallenzulassen und nur
Glas herzustellen.
Über die Art und künstlerische Bearbeitung
Basdorfer Porzellans werden wir durch einen
des Farbenlaboranten und Fayencemalers Roht
Rheinsberg unterrichtet, der seit 1763 in B:
tätig war. .,und wird alhir von Glass ein
Porcellain verfertigt, welches an Festigkeit
echten Porcellain übergehet, aber anstat der (
solches muss vorhero abgeschliffen werder
alsdann gemahlet. Weil nun gar keine (
darauff ist, so haben die Farben noch keine I
Art, dieweil sie allemeist in der Couleur chz
ren ..." Als einziges authentisches Stück
Hütte hat sich im Museum für Kunst und Gei
in Hamburg eine Kanne erhalten, die im Boc
blaßblauer Emailfarbe die Inschrift „Basdorff"
sowie ein Z, das Robert Schmidt auf das Zühler
Revier deutet.
Der Fußring der Kanne gleicht nicht den als l
umgelegten Fußringen von Glasgefäßen, so
eher dem Fußring eines Tongefäßes. Auc
lnnern sind deutliche Spuren erkennbar, die zi
daß das Gefäß nicht durch Blasen geforrr
Allein der Henkel trägt alle Merkmale eines
henkels, der in heißem Zustande angedrücl
Die sehr harte Masse ist von weißer Farb
einem leichten Stich ins Grünliche. Die Ober
zeigt porzellanartigen Glanz und unter der
eine zarte Strichelung wie durch Schliff. Die Bl
sind in Rosenrot, Blau, Violett, Grün und Ei:
aufgemalt.
Ohne die in obzitierten Zeitschriften abgeb
Qase untersucht zu haben, möchte ich ihre He
aus Basdorf bezweifeln. Wenn auch die Muschr
nicht dagegen spricht, so war doch der „H1
decor" in der zweiten Hälfte des achtzehnten
hunderts bereits vollkommen aus der Moc
nebenstehenden Abbildungen zeige ich jr
eine Dose, wohl für den Rauchtabak, in der
lichen, an den Seiten abgerundeten Form, Vl
die vorher ovale ablöste, wie sie von 1750 bis
gebräuchlich war.
Sie ist in Messing getaßt und zeigt die typi:
Merkmale eines Basclorfer Erzeugnisses. Es
dieselben Blätter, Rosen und Tulpen wie ar
Hamburger Kanne. Die Masse ist ein nicht
reinweißes Glas von porzellanartigem Char
Die Flächen, besonders aber die Kanten 2
deutlich den Schliff, wobei die vielen po
Stellen des Unterteils auf ein Versuchsstück
weisen. Die Farben der Blätter und Blumen
grün, rosenrot, violett und eisenrot.
Die Dorflandschaft des Deckels und der Vr
seite ist in verschiedengetontem Grün, die E
und Häuser sind in leichtem Gelb, die D
grau-braun, die Kirchturmspitze und -kuppi
und die Wolken in Violett gemalt. Die Kirch
dem umgebenden Friedhof, die verstreuten e
friedeten Häuser, die hügelige Landschaf
Feldern und vereinzelten Bäumen sind keine l
tasiedarstellung, sondern zweifellos nach der
oder einem Stich gemalt und mogen das
Zechlin darstellen.
1 Kanne mit Blumendekor, bezeichnet: "Basdr
Museum tur Kunst und Gewerbe, Hamburg
2 Bodenausschrlitt der Kanne aus Abb. 1 mit Signatur
3 Rauchtabakdose mit Rosendekor und Figurals
1750-1770
4 Flauchtabakdose mit Rosendekor und Dorflani
(Dorf ZeChIinY), 1750-1770