Internationaler Kunstspiegel
JIRI BALCAR, der 1968 tödlich verunglückte tschechische Druckgraohiker,
der vor Jahren von lnge Zimmer-Lehmann im Internationalen Künstlerclub
in Wien kollektiv vorgestellt worden war, wurde zu Beginn 1970 von der
angesehenen Galerie Schwarz in Mailand durch eine Personalausstellung
geehrt (Abb. 23).
Eine Ausstellung von R. B. KITAJ veranstaltete die Kestner-Gesellschaft,
Hannover. Sie umfaßte das graphische und malerische Gesamtwerk.
Zur Ausstellung „Surrealistische und Phantastische Kunst", die vom
KUNSTSALON WOLFSBERG in Zürich veranstaltet worden war
(8. bis 31. Jänner 1970), wurden die Osterreicher Cornelia Bach,
Regine Dapra, Joseph Schwarz und Anton Watzl eingeladen. An der Schau
nahmen u. a. Salvadore Dali, Jiri Anderle, Gyorgv Stefula Hans Erni und
der Jugoslawe Jaki teil.
LUIS SAMMER zeigte in der Neuen Galerie der Stadt Graz Gemälde und
Graphik.
Die ..Galerie in der Passage", eine Gründung der Ersten österreichischen
Spar-Casse, veranstaltete zuletzt Personalausstellungen von SIEG LINDE
MAYER-KUM (Aquarelle und Graphik) und CHRISTINE WOMACKA, einer
Absolventin der Akademie für angewandte Kunst in Wien.
ERFOLGE verzeichnete der Wiener Maler und Druckgraphiker
PETER BISCHOF mit Ausstellungen in Warschau und Rom. Während Bischof
vom Osterreichischen Kulturinstitut in der polnischen Hauptstadt zu einer
15 Olbilder, 10 Zeichnungen und 25 druckgraphische Arbeiten umfassenden
Personalschau eingeladen wurde (Abb. 24), die schon in den ersten Tagen
nach der Eroffnung auf großes Interesse stieß, kann aus Rom eine nicht
weniger wichtige Ausstellungsbeteiligung gemeldet werden. Eine von
Kunstlern der Wiener Secession bestrittene Exposition in der Galerie
Rive Gauche stellt eine Reihe profilierter österreichischer Druckgraphiker vor,
zu denen neben Hoflehner, Decleva, Frohner, Eisler, Hrdlicka, Krumpel,
Rainer, Escher und Schonwald auch Peter Bischof zählte (Janner 1970).
HANS MAYR, der Wiener Photograph und Bildner, stellte in der Weiser
Gulden-Galerie künstlerische Fotos und Dokumentaraufnahmen aus
(16. Jänner bis 7. Februar 1970)
Auslandserfolge erzielte auch der Wiener Graphiker ERNST DEGASPERI
mit einer Ausstellung im „INTERNATIONALEN JUGENDZENTRUM FUR
KULTUR" in JERUSALEM. Die vier Zyklen der Schau (Genesis - Exoclus 7
Massada a Das Hohe Lied) fanden in der israelischen Presse eingehende
positive Würdigung. In einer Kritik von Maomi Benzur in der Zeitschrift
,.Maariv" hieß es u, a. : „Die Zeichnung ist für ihn das Medium. das es ihm
ermöglicht, anderen die Ergebnisse seiner (theologischen) Forschungen
mitzuteilen. Seine Weltanschauung basiert auf dem, was verbindet und
vereinigt . . . er sieht im Leben des Heute Realisierungen alles dessen, was
in der Bibel geschrieben wurde."
PETER KODERA, 1937 geborener Wiener Maler und Photograph, wurde
von der GALERIE SEILERSTATTE kollektiv mit neuen Bildern vorgestellt. Als
Visitenkarte der Schau veröffentlichen wir das 1969 entstandene Ol-
KunstharzABild ,.Hermaphrodit" (Abb. 25).
In der GALERIE DER JUNGEN GENERATION, Wien, Blutgassenviertel,
stellte im Janner dieses Jahres die Belgrader Künstlergruppe „MEDIALA" aus.
An der Exposition nahmen die Maler Olja Ivanjicki, Sinisa Vukovic, der in
Wien bereits bekannte Militch de Matchva, Milovan Vidak. Kosta Bradic.
Branimir Vasic und Svetozar Samorovic teil. Unsere Abbildung (26) zeigt
das Bild „Kybernetische Punktur" von Milovan Vidak.
Eine Vitrine für kleinere Ausstellungen richtete die Gesellschaft für christliche
Kunst im Erzbischoflichen Palais in der Wollzeile ein. In Zukunft sollen dort
laufend Kirchenbauproiekte bzw. Malereien und Plastiken sakralen
Charakters gezeigt werden. Der Anfang der neubegonnenen Ausstellungsreihe
wurde mit einem WETTBEWERBSPROJEKT (Abb. 27) für ein
KATHOLISCHES UND EVANGELISCHES KIRCHENZENTRUM IM
OLYMPISCHEN DORF MUNCHEN 1972 gemacht, das von den beiden
osterreichischen Architekten Friedrich Kurrent und Johannes Spalt
entwickelt wurde,
BILDTEXTE 23727
Z3 Jirl Balcar, Paar, Radierung
Z4 Der Vorstand des polnischen Kunstler-
Verbandes und Peter Bischof im Gesprach
bei der Ausstellungseroflnung „Malerei
und Graphik von Peter Bischof" im Oster-
raichischen Kulturinstitut iri Warschau
Rolf Hanstein 1'
Dr. Rolf Hanstein, der Inhaber des weit uber
' die Grenzen Deutschlands hinaus bekannten
Airiiiidnsnsiisss Lempertz in Koln, verstarb
, am 25. Jariner dieses Jahres an den Folgen
eines Verkehrsunfalles. Fur das renommierte
Unternehmen, dessen 1968 stattgefundene
500. Auktion alter Kunst in besonderem Maße
_ die Aufmerksamkeit der internationalen
Fachwelt auf sich lenkte, bedeutet der Tod
Roll Hanstelns den zweiten schweren Verlust
innerhalb kurzer Zeit: am 26. September 1968
verstarb der damalige Seniorchel des Hauses,
Josef Hanstein,
Zusammen mit seinem Vater war Roll Hansiein
nach dem Kriege die treibende Kraft beim
Wiederaufbau des Kunsthauses. das 1952
am allen Ort, dem zentral gelegenen
Neumarkl 3, als reprasentativer Neubau
eingeweiht werden konnte. Roll Hanstein
war nrclii nur in den verschiedensten
kultur- und gesellschaftspolitischen Bereichen
eine rnrtrative Personlichkeit, sondern auch
Peter Baum
25 Peter Kodera Herrviaphrodit", 1969
26 Milovan Vid , Kybernetische Punklur"
27 Wettbewerbspr eki Katholisches und
evangelisches kirclisnziintriim im ÜlVms
pischen Dorf in München" von den
Architekten Frledrich Kurrent und Johan-
nes Spalt
vielen Kunstlern und Sammlern Elf!
aufgeschlossener Forderer und Berater.
Seinem perscnliclien Einsatz ist die
Einführung von Auktionen moderner Kunst
und die Gründung diir "Lampen:
cdnlcnipdra" zu verdanken, einer Galerie
zur Prasentation gegenwartigen kunst-
schallens und namhafter Vertreter der
klassischen Moderne.
Trotz des unerwarteten Schicksalsschlages
infolge des Ablebens von Dr. Roll Hansreln
ist die Weiterfuhrung des in derselben Familie
verbleibenden, 125 Jahre alten Unternehmens
gesichert, Das Programm fur 1970 sieht
folgende Auktionen vor: Frühjahr: Alte Kunst,
21. bis 23. Mai: Moderne Kunst (vom
Impressionismus bis zur Gegenwart),
Z6. und Z7. Mal; Außereuropaische Kunst
(Sudasren. China, Japan). 29. und 30 Mai
Herbst: Alte Kunst, 26. bis 2a November:
Aiißcrsiircpsiscris kiinst, 30. November
und 1. Dezember; Moderne kiinst. 3. und
4 Dezember. p_ S_
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