Buchbesprechungen
Agnea Szobor, Rembrandt und sein
Kreis. Au: dem Ungarischen übertragen
von lrene Kolba. Corvina Verlag, 1969.
23 Seiten Text. 28 farbige Bildtafeln und
die dazugehörenden Beschreibungen
Das Buch ist in der Reihe der Publikationen
über die Werke des Museums der Bildenden
Künste Budapest, zum 300. Todestag des
Künstlers erschienen. Es stellt eine sehr inter-
essanle Bereicherung der Rembrandt-Literatur
der beiden letzten Jahre dar und bildet eine
Ergänzung des von Pigler 1967 in deutscher
Sprache erschienenen Kataloges des Museums
der Bildenden Künste Budapest.
Die Verfasserin, Direktor der Graphischen
Sammlung dieses Museums, ist eine ausge-
zeichnete Kennerin des (Euvres Rembrandts.
seiner Schule und auch jener italienischen
Meister, die die Künstler der Niederlande
inspirierten und in Zusammenhang mit
Caravaggio stehen. lhre umfassende Cara-
vaggio-Publikation ist leider nur in ungarischer
Sprache erschienen.
Als Prärembrandtlsten und Lehrer Rembrandts
werden die im Museum zu Budapest ver-
tretenen Künstler Pieter Lastman, Jen Fynas.
Claes Cornelisz. Moeyaert, Fieter Symonsz.
Putter und Gerrit Claesz-Bleker angeführt.
Bildtafeln mit den Beschreibungen ergänzen
die knappen Erklärungen.
Das in jeder Literatur angeführte, von Rem-
brandt 1662 signierte Gemälde ..Alter Rabbiner"
im Budapester Museum ist ebenso besprochen
wie jene beiden Werke des Meisters, die in
Kooperation mit Garard Dou s Das Gleichnis
vom Schatzgräber - und mit Barrent Fabritius
a Der Traum Josephs - entstanden sind.
Am interessantesten scheint uns die Zu-
weisung des unter Inventar-Nr. 51.2380 im
Museum befindlichen Bildes .Geschlachteter
Ochse", das eine von späterer Hand stammende
Signatur R 1539 trägt.
Wenn man aber das von Gerson (Rembrandt
paintings) 1968 in Amsterdam erschienene
eEUVIBVGYZBiOhHlS zum Studium haranzieht. das
dem letzten Stand der Forschung entspricht,
scheint diese Bestimmung fragwürdig. Auch
wird bei Gerson ein bei Bauch erwahntes
Jagdstilleben, das die Autorin in diesem Zu-
sammenhang zitiert, nicht mehr erwahnt. Ein
bei Bauch 1940 datierter .Geschlachtater
Ochse" der Glasgow-Art Gallery ist bei Gerson
ausdrücklich undatiert und wird in diesem
Werk als Pendant ZU dem 1655 entstandenen
Sujet gleichen Titels, das sich in Paris im
Louvre befindet, abgebildet. Auch die 1969
bei Phaidon erschienene Rembrandt-Ausgabe
schließt sich diesbezüglich an Gerson an.
Im Gegensatz zu dem in Budapest befind-
lichen Stilleben, auf dem keine Lebewesen ab-
gebildet sind, sehen wir solche bei den beiden
genannten Rembrandt-Bildern. Das scheint bei
Rembrandts Stilleben immer der Fall zu sein,
wenn es sich nicht um Werke von Schülern
handelt, die von Rembrandt korrigiert wurden.
Die Verfasserin ist der Auffassung, daß das
Argument der Belebung von Rembrandts Still-
leben durch Figuren überholt sei, und stützt
diese Behauptung mit dem oben erwähnten
Jagdstilleben das bei Gerson nicht mehr auf-
scheint.
Hervorgehoben ist auch das Verhältnis des
Meisters und seines Kreises zu Caravaggio.
Der kleine Kreis der Vorläufer und Schuler
der um Rembrandt gezogen wird, wird damit
trotz der Kürze des Textes dem Leser außer-
ordentlich prägnant vor Augen geführt und
mit Beispielen belegt, die sich in Ungarn in
Privatbesitz befinden. Erika Hellich
Karl llper, Rom. Kunstwerke, Heilig-
tümer und Gedenkstätten der „Ewigen
Stadt". Adam Kraft Verlag. Augsburg
1964, 331 Seiten.
Mit Goethe beginnend und niit Michelangelo
schließend bringt das Buch ein dichtes und
vielfältiges Bild der Stadt, das iedoch eindeutig
von einem engen christlichen Gesichtspunkt
geprägt ist. Einleitend wird die vorchristliche
Geschichte in kurzem Abriß, von manchem
Zitat aus prominenter Feder gestützt, gezeich-
net. Es folgt dann eine ebenso kurze Be-
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schreiburlg der antiken Sehenwü igkeiten,
wobei ohne Zweifel die religiöse Ausrichtung
des Buches, das, ohne es besonders zu be-
tonen, hauptsächlich iiir Pilger gedacht zu
sein scheint, manches in ein einseitiges Licht
rückt; so wird etwa Neros Goldenes Haus
ganz nebensächlich mit wenigen Worten ab-
getan. Ein Kapitel ..Vom heidnischen zum
christlichen Rclm" folgt, wobei allerdings. und
eindeutig nicht nur der Beschränktheit des
Raumes halber, hauptsächlich bei den Außer-
lichkeiten der Handlungen aller heidnischen
Kaiser verweilt wird, wodurch der Sinn man-
cher Taten natürlich verzeichnet ist. Je weiter
die Geschichte aber fortschreitet, um so
lückenhafter wird der Bericht, und besonders
die Zusammenhänge werden immer weniger
gewahrt.
Seltsame Attribute, wie Jeuriger" Christ (Ter-
tullian, S. 51) oder ,.löwenhafter' Papst
(Leo IV., S. S0) mögen vielleicht einmal für
.kirchenchinesisch" denkende Leser gang und
gäbe gewesen sein, nüchterne moderne Men-
schen, auch wenn sie Christen sind, beiremden
sie, Ebenso die Verallgemeinerungen einer so
subj ktiven Ansicht wie ,.Das größte Kunst-
werk der Menschheit" (Sixtina, S. 52163).
Sacco di Roma wird wohl an zwei Stellen
erwähnt, was das aber ist, wird schamhaft
verschwiegen. Dafür wird aber schon einige
Zeilen weiter unten .1797-18OO Demütigung
und Plünderung Roms durch die Franzosen"
vermerkt. Dieser geschichtliche Abriß läßt also
manches an Objektivität zu wünschen übrig
und scheint uns auch,oder eben, für den Laien,
der nichts kontrollieren kann oder will, zu
einseitig.
Nun folgen 252 Abbildungen. Es sind zwar
meist kleirie, aber überaus gute und alle
Einzelheiten deutlich zeichnende Wiedergaben
der wichtigsten Kunstdenkmäler Roms. Han-
delt es sich um größere Objekte, werden diese
meist in ganz ungewohnten Ansichten ge-
zeigt, die, was außerordentlich vorteilhaft ist.
die Struktur, etwa eines Bauwerkes, genau
erkennen lassen (z. B. Maria Maggiore, 5.147).
Leider haben sich auch einige sinnverwirrerlde
Druckfehler wie: .. rechts die Kirche SS.
Nome die Maria . . ., rechts die Kirche S. Maria
di Loreto . .." (S. 9B) eingeschlichen. Bitte.
eine muß doch die linke sein, (Hier sicher
ganz harmlos!) In diesem Fall ist es jedenfalls
die S. Maria di Loreto. Auf Seite 122 sind
die Darstellungen seitenverkehrt beschrie-
ben.
Mit einer großen Anzahl bekannter Ausschnitte
aus den Fresken Michelangelos in der Sixtirti-
schert Kapelle schließt der Band.
Alois Vogel
Elisabeth Grünenwald. Leonhard Kern,
Ein Bildhauer des eui-dclr. Eppinger Ver-
lag. Schwä "sch Hall 1955, 56 Seiten
Text und 72 Abbildungen
Als zweiter Band einer Reihe, die sich mit
Forschungen in dein Raum des württembergi-
schen Franken beschäftigt, erschien dieses
schon ausgestattete Buch über einen deut-
schen Bildhauer. der, wie man sich auf Grund
der hier gezeigten Abbildungen überzeugen
kann, viel zuwenig bekannt ist. Sein Guvra
reicht von einer Abhängigkeit von Michel-
angelo und anderen italienischen Meistern,
deren Werke er während seines langen Auf-
enthaltes im Süden kennengelernt hatte, bis
zur späten eigenstandigen Entwicklung, die
schon manche Hinweise über die Jahrhunderte
zu den Vätern der Moderne gibt, wie etwa
die .Drei Grazien" um 1640-45, die bereits
M "llols ..Drei Nymphen" andeuten, während
mit „Adam und Eva", die um dieselbe Zeit ent-
standen sind, ein starker Impuls in die Rich-
tung Rodins gegeben wird.
Auch wurde seit 1917 dieser Bildhauer nicht
mehr in einer allgemein umfassenden Studie
dargestellt, so daß es doppelt verdienstvoll ist,
dieses mit dem vorliegenden Band nachzu-
holen. Frellich kommt man gerade beim
Studium des 12 Seiten langen Textes der
Verfasserin bald darauf, daß dieses Unter-
fangen einer umfangreicheren Publikation
wert wäre. Dafür finden wir allerdings in
ISS Anmerkungen weitere Hinweise zur Er-
arbeitung cles Stoffes, und ein sehr umfang-
reiches Literaturverzeichnis wird den Inter-
essierten die Nachforschung erleichtern. Es
bleibt auch noch zu hoffen, daß auf Grund
dieses Buches eine größere, alle Ergebnisse
zusammenfassende und auf die Einzelheiten
eingehenden) Darstellung zustande kommt,
wie es c- der Anmerkung 1l zu entnehmen -
der Verfasserin ursprünglich vorschwebte.
Der Text s:hiIdert vorerst das Leben des 1588
geborenen Künstlers, beiaßt sich anschließend
mit dem umfangreichen Werk, geht schließlich
auf dessen Sinngehalt ein und schließt mit
einer Behandlung der Werkstattenarbeiten.
Daß die Autorin auch einer Werkdeulung fahig
ist, tritt immer wieder in Erscheinung, ebenso
ist erkenntlich, daß sie eine stilkritische-Erii-
Wicklung aufzeigen könnte.
Ein Werkverzeichnis nennt l23 eigenhändige
Arbeiten des Meisters. Es folgt die Aufzählung
von 55 Werkstättenarbeilen. Auch hier hat die
Verfasserin außerordentlich umsichtig ge-
arbeitet, bringt Literaturangaben, Forschungs-
unterlagen und Vergleichsmöglichkeiten. Sach-
und Künstlerregister erleichtern das Nach-
schlagen. Die Bilder sind gut ausgewählt und
geben dem Betrachter einen eindrucksvollen
Querschnitt von dem Werk Leonhard Kerns,
wenn man auch, da keine Vergleichsmöglich-
keiten gegeben sind, auf den ersten Blick die
Maße der meist zwischen 10 und 45 cm
hohen Figuren bei weitem überschätzt.
Manche im Werkverzeichnis auischeirieriden
Zuschreibungen der Verfasserin sind auf
Grund der vorhandenen Wiedergaben nicht
einleuchtend. Dazu würde es vielleicht eines
näheren Eingehens auf den einzelnen Gegen-
stand und Vergleiche ermöglichender Ab-
bildungen, womöglich mit den die zuschrei-
bungen begründenden Details, bedürfen. Das-
selbe gilt zum Teil auch von den Deutungen
und Zubenennungen. Alois Vogel
Kurt Erdmann. . Die Kunst Iran: zur Zeit
der Sasaniden". 148 5., 82 Kunstdruck-
tafeln. Florian Kupferberg Verlag, Mainz
1569. DM 32,-
Das Werk gehört langst zu den ,.klessischen"
Arbeiten über die Kunst der Sasaniden (224
bis 641 n. Chr.) in der das national-iranische
Kunstwollen eine Blütezeit erlebte. Ein Teil
der 1943 erstmals erschienenen Auflage wurde
durch die Kriegscreignisse vernichtet; die jetzt
vorliegende Neuausgabe ist daher um so mehr
zu begrüßen. Leider war es dem Verfasser,
der 1964 verstarb, nicht vergonnt, die Wieder-
auflage selbst durchzusehen. Um die Einheit-
llchkeit seiner Leistung nicht zu stören, wurde
bewußt auf eine Bearbeitung durch einen
Fachkollegen verzichtet, mit Ausnahme einiger
neuer Abbildungen und der von Prof. Dr.
R, GÖbllWien auf den heutigen Stand ge-
brachten Zeittafel.
Kurt Erdmann gab eine sachliche und um-
fassende Ubersicht, die der schwierigen Aul-
gabe, die große Fülle des wissenschaftlichen
Materiales klar und objektiv darzustellen, in
vorbildlicher Weise gerecht wurde. Nach einer
historischen Einleitung ist als erstes Kapitel
die Behandlung der Architektur vorangestellt,
die trotz ihrer Zusammenhänge mit der
Antike und Spätantike eltorientalische Züge
bewahrt, aber auch eine Reihe von zukunfts-
trächtigen Elementen in sich birgt, die noch
über Jahrhunderte fortwirken sollten. Im Ver-
gleich zum Bauschaffen ungleich günstiger
liegt der Uberlieferungszustand der den König
glorifizierenden Felsreliefs, deren künstlerischer
Entfaltung der nächste Abschnitt gewidmet
ist. Es folgen die Wanddekorationen in Stuck
und die richtungweisenden Forschungs-
ergebnisse des Autors zu den Gold-, Silber-
und Brcinzegeräten, Die weitere Gliederung
bringt Keramik, Glas, Kristall, geschnittene
Steine, Münzen und Textilien, so daß der
Leser auch über alle anderen Sparten des
Kunsthandwcrks eingehend informiert wird.
Von besonderer Bedeutung ist die lang-
wahrende Ausstrahlung dieser Kunst, die in
zwei Richtungen wirksam wurde: nach dein
Osten über Zentralasien bis China und nach
dem Westen bis Europa. dem die sasanidi-
schert Motive uber Byzanz und vor aller
die islamische Kunst, die das Hallpterbi
vermittelt wurden.
Der ausführliche Anmerkungsteil gil
weise auf die wichtigste Literatur E
Zeitpunkt der Ersterscheinung. Eine n
Ergänzung dazu bildet die Biblicgrap
den Publikationen des viel zu früh v
gegangenen Gelehrten zum Thema dr
nidlschen Kunst bis 1963. Die Aust
des Buches und die sorgfältige Ausln
Abbildungen ist vorzüglich.
Stephan Lackner. Ich erinnere mi
an Max Beckmann. Florian Kupl
Verlag. Mainz 1967, 130 Seiten, 1!
davon 1 farbig
Stephan Lackner, der begeisterte aec
Sammler, der Verehrer und Freund di
sters, schreibt in diesem außerordentlic.
gebundenen und mit einem ebenso gesc
vollen Schutzumschlag versehenen
(man muß diese Ausführung erwähi
sie heute schon fast eine Seltenhe
von seinen Begegnungen mit dem
Maler. Eine Erganzung zur bB
Beckmann-Literatur also. Sicher, uni
auch etwas mehr. Da es eir
personlicher Bericht ist, bekommt l
ungemein frische, lebensnahe Art, l
jene Zeit, in der die besten de
Künstler verlernt wurden, wieder vo
geistiges Auge stellt. Beckmanns R
Juli 1938 in London, bei der Eröffnl
Ausstellung moderner deutscher Kul
unter dem Vorsitz Herbert Reads und t
wirkung vieler emigrierter Künstler l
kam, ist hier in ihrer Originalfassung
gegeben. Weiters ist der 193a verfal
in englischer Sprache anlaßllch der 1
Iung verviellaltigte Essay Lackners .Dz
theater des Malers Beckmann", der ein
aber sehr prägnante Deutung der W:
Malers bringt, hier deutsch abgedrucl
Briefe ergänzen das Bild aufs glücklicl
Es ist ein gutes Buch und hatte des
gut im Titel nicht bedurft, und es V1
noch besseres Buch, wenn der Autor n
drei eigenen Schöpfungen zurücki
wäre, die hier nur Fremdkörper sind.
Alo
Eingelangte Bücher
VEB VERLAG DER KUNST, DRESD.
Sidney Finkelstein, Der junge Picas:
Seiten, 71 Abb., 25 Farbabb, Leine
l. E, Grabar, W. N. Lasarew, W. S. Ke
Geschichte der russischen Kunst, BdA
setzt von Dr. Eva-Maria Pietscll, 489
308 Abb., Leinen, 1970
Hans Koepl, Die gotischen Planris
Wiener Sammlungen, 60 Seiten Te
Ahb., 3 Falttafeln, Leinen. Hermann
Verlag, Graz l969
Alfred Stange, Kritisches Verzelchi
deutschen Tafalbilder von Dürer, Bd.
Seiten, karl. F. Bruckmann Verlag, N
1970 D
Wiener Schriften, Heft 31, Gerhard
Frelplastik in Wien, 4a: Seiten, s:
hrosch. Verlag für Jugend und Vol
1910