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Volltext: Alte und Moderne Kunst XV (1970 / Heft 111)

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Informationen 
Aus der Kunstwelt Aktuelles 
 
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Oberes Belvedere - 
Mittelalterliche Wandmalereien 
In Zusammenarbeit mit__dem Bundes- 
denkmalamt zeigt die Osterreichische 
Galerie im Oberen Belvedere bis 
13. September 1970 die Ausstellung 
"MittelalterlicheWandmalerei in Oster- 
reich". 
Die von einem informativen Katalog 
(Preis S 40,-) begleitete Schau ist 
die erste dieser Art in Österreich. Sie 
konfrontiert einerseits mit Originalen 
(abgenommenen Wandbilderrr), zeigt 
dem Besucher in einem zweiten Raum 
aber auch wichtige Beispiele in Form 
von Kopien. 
Absicht und Zielsetzung der Schau 
lassen sich primär in zwei Punkten 
zusammenfassen : in der Ermöglichung 
eines konzentrierten Uberblicks, der 
auf den reichen Bestand mittelalter- 
licher Monumentalmalerei in unserem 
Land aufmerksam machen soll, bzw. 
in der Information über die konser- 
vatorische Problematik dieser Kunst- 
denkmäler. Die Tatsache, daß ab einer 
gewissen Altersstufe und unter ge- 
wissen klimatischen Bedingungen der 
Verfall der empfindlichen Oberfläche 
von Wandmalereien letztlich durch 
keine wie immer geartete konserva- 
torische Maßnahme aufgehalten wer- 
den kann, zwingt praktisch zur Ab- 
nahme von Freskenteilen und deren 
musealer Aufbewahrung beziehungs- 
weise zur Anfenigung von Kopien, die 
nicht zuletzt auch als Dokumentation 
bestimmter Erhaltungszustände inter- 
essant sind. 
Zu den kostbarsten Denkmälern. die 
in der gegenwärtigen Wiener Aus- 
stellung anhand von Originalen ge- 
zeigt werden, zählt neben dem.Hl. Ro- 
manus vom Petersberg in Friesach 
(Mitte 12. Jahrhundert)" und einem 
Wandfeld des stark graphisch beton- 
ten, expressiven "Totentanzes am 
Karner von Metnitz" auch das 97x 
153 Zentimeter große Relieffragment 
einer Weltgerichtsdarstellung aus der 
verschütteten Westkrypta des Stiftes 
von Lambach aus dem dritten Viertel 
des 11. Jahrhunderts, das auch von 
der technischen Handhabung der Ab- 
nahme und Ubertragung auf einen 
Kunstharzträger eine Meisterleistung 
darstellt. 
Die Kopien der Ausstellung verweisen 
vor allem auf einige der bedeutend- 
sten Zyklen mittelalterlicher Fresko- 
kunst in Österreich wie die hoch- 
romanischen Wandmalereien der 
Stiftskirche am Nonnberg in Salzburg, 
die Fresken der - in kompletter Nach- 
bildung aufgestellten - Johannis- 
kapelle in Pürgg bzw. die Wandmale- 
reien der Gurker Westempore, der 
Bischofskapelle in Göß und der ehe- 
maligen Dominikanerkirche in Krems. 
Nach Ansicht der Initiatoren dar 
Schau wäre die Ausstellung dann ein 
voller Erfolg, wenn sie zu einer per- 
menenten musealen Schaustellung 
des instruktiven Materials in einem 
geeigneten Rahmen führte (Abb, 1 , 2). 
Secession - 
Decleva, Ohnsorg, Herzig 
Das zuletzt besonders abwechslungs- 
reiche und sehenswerte Ausstellungs- 
programm der Wiener Secession kon- 
frontierte im Mai mit drei parallel 
stattgefundenen Kollektiven von er- 
freulich hohem Niveau. Zwei von 
ihnen - die Personalausstellungen 
von Mario Decleva und Kurt Ohnsorg 
- zeigte man im Rahmen der Aktion 
des Mäzens Anton Tusch. der zur 
Gruppe der „Wirklichkeiten" zählende 
Maler Wolfgang Herzig hingegen prä- 
sentierte seine neuesten großformati- 
gen Bilder in der neu adaptierten 
Galerie der Secession im ersten Stock. 
Declevas Personale, die mit frühen. 
um 1951152 entstandenen, noch kon- 
struktivistisch bestimmten Arbeiten 
begann und insgesamt 123 Exponate 
umfaßte, belegte eine folgerichtige. 
gleichsam in Etappen vorangetriebene 
künstlerische Entwicklung eines tech- 
nisch versierten Druckgraphikers und 
echten Vollblutmalers. Letztgenanntes 
Prädikat verdient Decleva vor allem 
im Hinblick auf seine von malerischer 
Sensibilität und einem doch sehr 
sicheren, überlegten Zupacken ge- 
tragenen Bilder, deren farbiger Zu- 
sammenklang im lneinandergreifen 
landschaftlicher und figürlicher An- 
klänge echte Ausstrahlung, inspirie- 
rendes Fluidum besitzt. Decleva scheut 
sich nicht, .schöne" Bilder zu malen, 
obwohl dieses Adjektiv heute im Zu- 
sammenhang mit Kunst eher verpönt 
ist. Die "Schönheit" seiner Malerei ist 
iedoch kein oberflächlicher Astheti- 
zismus, sondern eine aus vielen Kom- 
ponenten sich bildende Eigenschaft, 
für die in erster Linie Können, künst- 
lerischer lmpetus und eine auf Kunst- 
moden nicht reagierende innere Ein- 
stellung zitiert werden können. Eine 
überaus angemessene und reizvolle 
Ergänzung zu den Werken Declevas 
stellten die im selben Raum postierten 
keramischen Arbeiten des etwa gleich- 
alten Kurt Ohnsorg (Jahrgang 1927) 
dar. Fast alles, was dieser seit dem 
Vorjahr an der Linzer Kunstschule 
lehrende vielseitige Keramiker. An- 
reger und Initiator von Symposien in 
dieser großen Uberschau zeigte, war 
von allererster Qualität. Seine Raku- 
Gefäße, Steinzeugvasen und Schalen 
zeichnen sich durch ein Form- und 
Materialempfinden aus, das in seiner 
Adäquanz und verhaltenen Noblesse 
praktisch unüberbietbar ist und den 
.Markenbegriff" Ohnsorg ausmacht. 
Eine in Worten kaum zu charakteri- 
sierende, faszinierende Kollektive, die 
es wert wäre, auch an repräsentativer 
Stelle in Linz gezeigt zu werden. 
Beträchtliche Fortschritte kann der 
1941 geborene Wolfgang Herzig ver- 
zeichnen. Wie er diverse Einflüsse 
eines Dix, Schröder-Sonnenstern, der 
großen Naiven mit expressionistisch- 
popigen Tendenzen aktuell gefärbter, 
doch ewig gleichbleibender Alltags- 
thematik in eigenwiliiger Art vereint. 
besitzt aggressiv-erotischen Pfiff, Sar- 
kasmus und neben malerischer Ge- 
diegenheit so etwas wie einen w nicht 
unromantischen - Hinterhofdrall (Ab- 
bildungen 375). 
Akademie Schillerplatz s 
Schule Roland Rainer 
Eine zum Environment umfunktio- 
nierte Architekturschau präsentierten 
- ebenfalls bis Ende Mai - die Stu- 
denten der Meisterklasse von Archi- 
tekt Professor Roland Rainer an der 
Wiener Akademie der bildenden 
Künste. Schon der erste Eindruck - 
ausgehend und inspiriert von einem 
akustisch-optischen Leitsystem, das 
seinen Anfang bei den Kentauren des 
Akademieeinganges nahm und den 
Besucher in das teilweise verdunkelte 
Ausstellungsinnere dir' ierte - ließ 
erkennen, daß man mit dieser attrak- 
tiven Dokumentation ausgetretene 
Pfade verlassen hatte und auch hin- 
sichtlich der ..ArchitekturinhaIte" vom 
Stereotyp weitestgehend abwich. 
Die Schau postulierte anhand von 
Modellen, Plänen, Photos, Dias und 
Filmprojektionen den Begriff Archi- 
tektur als „wechselvolle, funktions- 
erfüllte, veränderliche Umwelt für das 
tägliche Leben". Besonderen Anteil an 
der Schau hattenWohnungswesen und 
Städtebau, zwei Aufgabenkomplexe 
von ständig zunehmender Bedeutung. 
Bundesministerium für 
BILDTEKTE l -5 
Unterricht 
BESUCHERSTATISTIK DER 
STAATLICHEN MUSEEN UND 
KUNSTSAMMLUNGEN 
Das Bundesministerium für 
Unterricht gibt bekannt, daß in 
den ihm unterstehenden Staat- 
lichen Museen und Kunstsamm- 
lungen in den Monaten l 
Mai 1970 93.670 ' 
und Juni 1970 93.243 
Besucher gezählt wurden. 
Sündenfall, Ausschnitt aus den Genesis- 
Szenen aus Burg Lichtenberg (Monte- 
Chiam), Südtirol, um 1390-1400 
Kopf des hl. Dionysius aus St. Dionyser 
bei Bruck a. d. Mur, um 1400 
Der Maler Mario Decleva in seinerr 
Atelier 
Der Keramiker Kurt Ohnsorg in seinerr 
Atelier 
Wolfgang Herzig, Die Chefsekretärin
	        
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