kann sich in keiner Weise mit jener
1964 erschienenen messen. Sowohl
an Umfang, Inhalt und Qualität
überragt die ältere Publikation
die jüngere turmhoch! Das gibt zu
denken. Wäre hier nicht gleich eine
Möglichkeit gewesen, jene in dem
Aufsatz von Kurt Damisch ange-
kündigte cneue Zielsetzung" der
Vergabe von Arbeitsaufttägen zu
verwirklichen? Die Ausstellung
selbst, zu der auch ein dünner
Katalog auflag, repräsentierte einen
Querschnitt durch die Förderungs-
t' igkeit des Fonds auf dem Sektor
bildende Kunst und war gut
ausgewählt, da sie aus allen
Bereichen dieses Gestaltens Beispiele
brachte und somit bewies, daß die
Verleihungen nicht einseitig einer
Stiltichtung verpflichtet sind.
Auch die Aufstellung und der Einbau
in den täglichen Geschäftsbetrieb
dieser an einem gutftequentierten
Punkte der Stadt gelegenen
Zweiganstalt war glücklich, und man
kann nur wünschen, daß dieser
Versuch eine Fortsetzung findet.
Alois Vogel
Wotruba in Rom
EUHNENBILD IM KULTUHINSTITUT -
PLASTIK UND GRAPHIK IN DER
GALERIE ..lL CQLLEZIONISTA"
Die Galerie des Österreichischen Kultur-
institutes in Ficlrn hat sich in den drei Jahren
ihres Bestandes bereits einen testen Platz im
Kunstleben der ,.Ewigeri Stadt" erobert.
Bei ihren Vorhaben wurde weniger auf
prominente Namen Wert gelegt, als die Absicht
verfolgt, Beitrage zu aktuellen Problemen
zu geben oder Besonderheiten der
bildenden Kunst in Österreich herauszustellen.
Mit der Ausstellung von Wotrubas Werken
fur das Theater scheint wohl der Name eines
osterreichischen Bildhauers von internationaler
Geltung auf, der jedoch in seiner
Eigenschaft als Elühnenbildner bisher noch
wenig bekannt geworden ist. _
Daß gleichzeitig die angesehene romische
Galerie ..lI Collezionista" Plastiken und
Graphiken zeigt, ist ebenfalls der Initiative des
Osterreichischen Kulturinstitutes zu danken.
Die Kunstkritikerin des ..Pcipolo", Sandra
Orients, schreibt dazu .Von gewissen
Aspekten her gesehen rscheint die
Bühnenbildausstellung interessanter. doch
wird uns klar, daß beide Ausstellungen
ineinander übergreifen. iri der Gegenüber-
stellung ergibt sich eine Kontinuität der
verschiedenen Beispiele. Mit seinem
Raumproblem tritt das Bühnenbild zur
Tektonik der Skulpturen nur in eine
scheinbare Auseinandersetzung. Bei naherer
Betrachtung lassen sich beide auf die gleiche
plastisch-räumliche spannung zurückführen."
Wie die romische Tageszeitung ..lI Tempo"
zu berichten weiß, will Sophia Loren, die
als leidenschaftliche Kunstsammlerin bekannt
ist. ernstlich eine Marmorplastik von
Fritz Wotruba erwerben.
Christiane David
Spätgotik am Oberrhein
BADISCHES LANDESMUSEUM
KARLSRUHE
Diese Großausstellung von ausgewählten
Meisterwerken aus dem Bereich der alten
Kulturlandschaft, durch zahlreiche Lelhgaben
erganzt, ist zugleich der interessante
Versuch, Werkstattgruppen in wirkungs-
voller Dichte einander gegeriiilierzustellen,
Die Malerin I. M. Joham 17
lsolde Maria Joham stellte im April
d. J. in der Galerie Peithner-Lichten-
fels Landschaftsbilder aus den Jahren
1964 bis 1967 sowie ihre Zyklen:
Buch mit den sieben Siegeln, Die vier
Wesen, Apokalyptische Reiter, Heu-
schrecken und Das große Babylon aus
den Jahren 1968 bis 1970 vor.
Ihre Arbeiten in eine der konventio-
nellen Kategorien oder irgendeiner
augenblicklichen Strcimung einzuord-
nen, begegnet Schwierigkeiten. Vom
Augenscheinlichen her mag es da
und dort Ahnliches oder sogar Ver-
wandtes hierzulande geben. Aber was
wäre damit getan? Eine solche Zu-
ordnung würde gerade im Falle
Johamderkünstlerischenundmensch-
lichen Persönlichkeit kaum gerecht
werden.
Neben ihrer jahrelangen Beschäfti-
gung mit dern Glas m wir würdigten
ihr Schaffen vor kurzem in Heft 105 V
malte sie von frühauf vor allem ihre
eigene Umwelt, Landschaftsbilder aus
der Gegend um Mürzzuschlag, in der W
sie aufwuchs. die Berge, Wälder,
Täler und Almen, die man dort er-
wandern kann. Diese Bildet charak-
terisiert eine sehr persönliche Zeichen-
schrift, und waren sie vorerst be-
herrscht von den grünbraunen Farb-
tönen des steirischen Berglandes, von
der verwunschenen Stille und weben-
den Rhythmen dieses Landstriches
durchpulst - südliche Reisen brach-
ten eine intensivere Hinwendung zur
ungetrübten Farbigkeit, zu starkfarbi-
gen Gründen und sensibel konturier-
ten Formen. In diesen Bildern wird
nicht abgebildet, sondern "sichtbar"
gemacht. Die Natur ist poetisch durch-
fühlt und durch Reduktion auf rhyth-
mische Wiederholung einfacher
Grundformen gesetzmäßig wiederge-
geben. Neben diesen auf das Natur-
poetische hinausgehenden Bildern
entstanden in letzter Zeit auch solche,
die nichts mit jenen eben erwähnten
gemeinsam zu haben scheinen. Es ist
ein Zyklus von ikonenähnlichen Holz-
tafeln. der dem Themenkreis der
Apokalypse gewidmet ist. Alle Gegen-
ständlichkeit scheint hier verbannt.
Reine Bildungen der Phantasie, aus-
schließlich abstrakte Wesen, zaube-
rische Gestalten, Engel und Dämonen
in leuchtend-konturierter Farbigkeit
auf goldenen und silbernen Gründen.
Eine unerschöpfliche „Spiel-Welt" der
Malerin tut sich hier auf, die gleich
wie bei ihren Vorgängern den mon-
chischen Laienmalern der Ostkirche
stärkste Intensität, meditative Kon-
einerseits ausscnlagge enc. oais unsere zeit
in der Druckgraphik ein ihrer gesellschaftlichen
Struktur adaquales Ausdrucksmittel
gefunden hat, anderseits handelt es sich bei
der Graphik um eine uberaus sensible
Kunstgattung, in der jede Veränderung des
geistigen Lebens in den kleinsten
Schwankungen ebenso zum Ausschlag
kommt, wie in ihr noch eine gewisse
Differenzierung innerhalb der einzelnen
Kultutbereiche wahrgenommen werden
kann.
In der Sonderschau ..Graphik zwischen den
beiden Kriegen" zeigt sich die Veranderung
des geistigen Weltbildes in dieser Zeit
besonders deutlich.
Italien ist in diesem Zusammenhang sehr
zahlreich vertreten. Namen wie Carlo Carra,
Mario Sironi. Arturo Martini und Giorgio
Morandi sind aus der Entwicklungsgeschichte
der modernen Kunst nicht mehr wegzu-
denken.
Deutschland luhrt nur einen Künstler ins
Treffen: Oskar Schlemmer, nachdem in der
1. Graphlk-Biennale ein umfassendes Bild
des deutschen Expressionismus von 1910 bis
1930 geboten worden ist. Zum Teil sind
Schlemmars Zeichnungen Projekte ltir seine
vielseitigen Kompositionen als Maler,
Bildhauer, Buhnenbildner und Choreograph,
olt jedoch autonome Werke, in denen
.der Mensch im Raum", ein heute durchaus
aktuelles Thema, dargestellt wird.
Schweden beschrankt sich aul das
graDhische Werk Edward Munchs, Mexiko auf
das von Jose Clerriente Orozco, in dessen
Werken sich jenes neue Bewußtsein
ausdrückt, iri dem die Menschen auf
Mexikes Erde versuchten, die Revolution
zu verwirklichen.
Im Zentrum steht Frankreich mit seinem
Beitra der Werke von Btadue, chagaii,
Max rnst, Matisse, Picasso und Villon.
Österreich nimmt mit einer Blickrichtung auf
des Konservative eine gewisse Sonderstellung
ein, doch dürfte das nicht allein an der
tatsächlichen Situation der Graphik zwischen
1918 und 1938 liegen, sondern mehr an der
Auswahl, welche durch den Direktor der
Graphischen Sammlung ..Albertina" besorgt
wurde. Zeigen sich doch gerade in der
Zwischenkriegszeit auch in Osterreich
interessante Ansatze zu einem neuen
Stilempfinden. Denken wir nur an den
Kubismus eines Maximilian Reinitz oder an die
Werke Georg Philipp Wartens, eines
österreichischen Vertreters der Neuen
Sachlichkeit. Ebenso durfte das graphische
Werk Oskar Matiillas nicht ubersehen werden.
der an den neuen Tendenzen dieser Zeit
lebendigen Anteil hat.
Die interessantesten Blatter des
osterreichlschen Beitrages stellen zweifellos
die Farbradierungen llse Bernheirriers dar. Es
ist der Initiative des osterreichischen
Kommissärs Dr. Walter Zettl zu danken,
daß diese Künstlerin nach ihrer Ausstellung
arri Österreichischen Kulturinstitut in Rom
nunmehr zum ersten Mal vor eiri internationales
Forum treten kann.
Die Tschechoslowakei hingegen hat das
berucksichtigt. was Osterreich entgangen ist.
und zwar mit dem Dvnaniismus
Frantlsek Kupkas und dem Kubismus von
Karcl Capek und Emil Filla.
Jugoslawien stellt die zielweisende Gruppe
,.Terra" vor und die ihr nahesteheride Schule
von Hlebine, die von Krsto Hegedusic
gegtundet wurde und die den standigen
Kontakt mit dem zeitgenössischen Leben
suchte.
Polen hat mit Tadeusz Kulisiewics einen der
eigentüirilichsten Vertreterdes Expressionismus
ausgewahlt.
Ungarn zeigt Gyula Derkovits. den besten
Repräsentanten aur dem Gebiet der Kunst riir
die revolulionare Arbeiterbewegung des
20. Jahrhunderts. Gyorgy Biiday, einen
Expressionisten mit folkloristischer Tendenz,
sowie als Vertreter der europäischen
Avantgarde Laszlo Moholy Nagy.
ln der Graphik der Gegenwart ist die
Mrinlirhlrnit rtnr natinnalßn Ftillnrtenünrlinn
iiguiaiirc d... und eeina... nenne. IEIQUMIII
bei Kubin anzuknupfen.
England zeigt neben Henry Moore,
Ben Nicholson und Graham Sutherland auch
Kokoschka, welcher auch in der
historischen Abteilung der Osterreicher
vorkommt.
Unter den Schweizer Graphikern gibt
Eeth Sarasin r_r_tit ihren strenggebauten und
von sensibler Asthetlk getragenen Blättern das
Beispiel echten graphischen Empfindens
unserer Zeit, dem nur noch die Finnen
(Lurltikarlgas und Ahlgren) kongenial sind.
ln Rumaniens Graphik wird das folkloristische
Element siark betont (Mihaescu). oia
gesamte eiiropaische Situation von den
großen bahnbrechenden Tendenzen bis in jene
der Gegenwart spiegelt die Graphik aus
Israel wider. In den Graphiken aus den USA
kommt der wuchernde Pluralismus in seiner
ganzen Breite zum Vorschein. Ebenso in
jenen aus Japan. wo sich allerdings noch
einige arteigene strukiiiren auffinden lassen.
Auch Ceylon und Korea weisen starke
europäische Einflüsse auf (Abb. iB-ZO).
Christiane David
BILDTEXTE 18-10
18 llse Bernheittier, Das blaue Meer, 1925.
Farbradierung
19 Friedereich Hundertwasser, La
Eternelle, 1957. Lithographie
20 Georg Eisler, Straße mit laufenden Men-
schen, 1969. Aquatinta
Flouta