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Verschwägerung (iuermeriro) willkommen, so werden die Brautwerber wärmsteus aus
genommen und bewirthet. Bei dieser Gelegenheit wird nur im Allgemeinen über die Mitgift
(ct68tre) der Braut und über den Vermögensstand des Bräutigams gesprochen. Nach
einigen Tagen oder Wochen kommen die Brautwerber (pstitori) wieder zu den Eltern der
Braut, diesmal aber mit dem Bräutigam selbst und mit den Eltern desselben. Während
nun das junge Paar bei Seite im Zimmer oder auch draußen sich gegenseitig verständigt,
besprechen die Eltern die Ausstattung ihrer Kinder, und nachdem sie sich in dieser Beziehung
geeinigt, befragen sie dann auch die Jungen um ihre Meinung. Wenn diese nichts dagegen
haben oder nicht dagegen zu sein sich getrauen, was sie nur höchst selten offen heraussagen,
geben sie ihre verschämte Zustimmung dadurch kund, daß sie ihre Unerfahrenheit vorschieben
und sich auf das Wohlwollen der Eltern gegen ihre Kinder berufen. Hierauf wird dem jungen
Paare die beiderseitige Ausstattung bekanntgegeben. Die Eltern reichen sich gegenseitig
unter Glück- und Segenswünschen die Hände, und das junge Paar küßt den Eltern unter
Danksagungen und mit Thränen in den Augen die Hände. Hiermit ist die Verlobung
geschlossen (uu tueut ls^üturu si luersckiirtursu), worauf gleich auch der Trauungstag
festgesetzt wird. Von dieser Zeit an führen die Jungen den Namen Bräutigam (inirch und
Braut (rmreusü).
Nun beginnen die Hochzeitsvorbereitungen. Zuerst wird für die Aussteuer der Braut
eine schönbemalte Truhe (InäL) gekauft, in welche die Wäsche derselben gethan wird.
Alsdann bereitet die Braut die Hochzeitsgeschenke (äururi) vor: für den Bräutigam einen
vollständigen Wäscheanzug chellimduri), für die Eltern desselben je ein Hemd (eüin6L3Ü
(io 8oacrü m cko 3oeru), für die nächsten Anverwandten desselben und für die Brautwerber
Handtücher (rirurEtsi-Furi, sksrKuri) und für die Brautführer (vLtäsoi) und die Kranzel-
mädchen (ärimko) Taschentücher (imtrumi). Alles dieses wird während des Brautstandes,
und zwar mit Unterstützung von Freundinnen sorgfältig genäht und mit Woll- und Seiden
stickerei verziert. Der Bräutigam aber kauft für seine Braut hübsche Schuhe oder Stiefel,
Socken, einen Spiegel und ein großes, wollenes oder seidenes Kopftuch (bull, llobot), das
sie bei der Trauung trägt und mit dem sie beim Haupthochzeitsmahle auch verschleiert wird
(86 IiubLitou^ü, 86 iickiobotu). Hierauf werden zu Brautführern (vatüfoi) und zu Kranzel-
mädchen (ärrmkch beiderseits je zwei heiratsfähige Burschen und Mädchen aus den
nächsten Verwandten und Freunden des Bräutigams und der Braut gewählt und
Musikanten bestellt. Die Brautführer gehen, hübsch gekleidet, die geschenkten Taschentücher
um die Stöcke gewunden und jeder mit je einer schönverzierten hölzernen Flasche von der
Form einer zusammengepreßten Kugel (piosmL), etwa sieben bis vierzehn Tage vor der
Trauung, von Haus zu Haus, um die gewünschten Gäste von der bevorstehenden Hochzeit
in einer gereimten Ansprache in Kenntniß zu setzen und zu derselben unter Zutrinken