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Volltext: Alte und Moderne Kunst XV (1970 / Heft 113)

 
 
iililililiiil 
josef Hoffmann 
ARCHITEKTONISCHES AUS 
DER ÖSTERREICHISCHEN 
RIVIERA 
Lage und Lebensgewohnheiten bestimmen die 
Bauweise der Menschen auch dort, wo kaum 
eines vielgewandten Architekten Hand iemals 
beim Erbauen mit im Spiele war. 
Jene architektonischen Scenerien, die der 
Besucher der österreichischen Riviera in den 
so überaus malerischen Orten findet, sind 
frei von übercivilisiertem Kunstverständnisse 
und doch in ihrer ursprünglichen Natürlichkeit 
von so großem Reiz, daß es wohl der Mühe 
wert ist, sich mit diesen Kindern naiver, volks- 
thümlicher Kunst ein wenig zu befassen. 
 
zu aäuuausvlißllißis 
 
 
  
Qäl 1 
Daß in nachfolgender Beschreibung nicht die 
modernen Villen von Abbazia gemeint sind, 
brauche ich nicht zu erwähnen, denn diese 
sind leider fast durchwegs (eine lobenswerte 
Ausnahme bilden dortselbst die Bestrebungen 
des Architekten Karl Seidl) von einer une 
glaublichen Geschmacklosigkeit, welche theil- 
Weise durch die bahnhofartigen Hotelbauten 
und die Curanlagen der Südbahn bceinflußt, 
theilweise aber auch durch den Mangel an 
tüchtigen Kräften bedingt ist. 
Van muß auch bekennen, daß dies umso 
bedauerlicher ist, als gerade in einer durch die 
Natur so sehr bevorzugten Gegend, die so 
reich an baulichen Traditionen wäre, sich 
leicht, zumal hier wie in den meisten Bädern, 
die pccuniären Verhältnisse keine ungünstigen 
sind, viele Gute und Schöne hätte machen 
3 
die um Abbazia liegenden Orte bergen 
eine Fülle der interessantesten Häusermr 
welche nicht nur von den dort gerne weile 
Malern, sondern auch von Architekten 
mentlich solchen, die sich mit Villenb: 
abgeben, aufgesucht werden sollten. 
Der Zeit nach gehören die meisten t 
malerischen Gebäude in die letzten 200 _ 
und charakterisieren sich vor allem durc 
Wahl vieler freier Motive, wie Loggien, 
treppen, Arcaden u. s. f., was durch die Lcl 
weise der dortigen Menschen, die gern 
Schatten und doch im Freien sich aufh; 
begründet ist. 
Ein fast immer originelles Bild bietet der 
min, der stets in der Außenmauer angele 
und oft erkerartig hervortritt. 
Außer Säulen, welche aber meist von frül 
Bauten herrühren, Endet man beinahe 
einzig ausgesprochene Architekturform, 
Gesimse, Pilaste u. dgl. 
Die Fenster sind einfach mit glatten E 
umrahmungen eingcfaßt und nur hie ur 
von einem simsartigcn Glied bekrönt. 
Unterhalb ihnen ragen zumeist weit auslac 
Consolen aus der Mauer hervor, die zur 
nahme eines Brettes oder einer Wäschesi 
bestimmt sind. Das Dach ist sehr flach, 
ausladend und mit Coppis gedeckt. Dii 
putzten Mauerflächen sind ohne jeg 
Decorierung. 
Der große Reiz der dicht neben-, an- 
übereinander gebauten Häuser liegt in 
großen Mannigfaltigkeit der Motive, wi 
man aus den beigedruckten Beispielen si 
ßen kann. 
Bemerkenswert ist auch, daß durch da: 
nützen jeglicher Zufälligkeit und jeder au 
Nothwendigkeit entspringenden Form 
Schablone vollständig ausgeschlossen ist. 
Findet beinahe keine zwei Häuser von gle 
Anlage und gleicher äußerer Gestaltung. 
Hätte der Istrianer mehr Vorliebe für 
lichkeit und stünde nicht jeder dieser B: 
beinahe vor dem Verfall, man könnte 
kein angenehmeres Wohnen denken als 
Letzterer Umstand, die Unreinlichkeit 
Zerrissenheit, ist allerdings von unge 
malerischem Reiz; jedoch würde dieser 
bei geordneter ähnlicher Anlage nicht 
lorcn gehen, wenn, da ia eine Benüi 
ähnlicher Motive mehr oder weniger nu 
Villen und Landhäuser gedacht sein l 
natürliche Baumgruppen und weinumr: 
Perguli das Bild angenehm unterbrechen 
beleben würden. 
Diese Erläuterungen und Bilder seien 
allem den Villenerbauern in südlicheren 
genden warm ans Herz gelegt, doch n" 
dieselben auch sonst befruchtend unc 
regend wirken! 
 
 
  
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(im „])Cl' Aii-li wii-ii vs . 37) 
3 Jßstf Hriiiiiiiiiiii, iiiig IHL CHI fVlUiiV JHX ' 
(RHS "ni-i Air-iiiii-kw, wiiiii ixss. s. 37)
	        
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