des Brüsseler Hofbildhauers Jan van Delen
aus der Kathedrale St. Gudula auf der einen
Seite, Zeichnungen, Tonmodelle, Kleinplastik
auch mythologischen Themas in Holz, Ton, Sil-
ber und Elfenbein auf der anderen Seite deuten
hier die Vielfältigkeit der Produktion nur an,
die für Grupellos von 1670 bis 1695 währende
Brüsseler Schaffenszeit besonders wichtig war.
Wie eng etwa die Beziehungen der Kunst am
Niederrhein zu dem Quellinus-Schüler Rombout
Verhulst waren, zeigen die 1716 entstandenen
drei Sandsteinbüsten des Grabmals Hüchten-
bruch aus der evangelischen Kirche von Hünxe
in Westfalen von Johann Wilhelm Gröninger.
Zu den zumeist in Holland tätigen Bildhauern
gehören Johannes I-Iannaert, Johann Blommen-
dael mit einer Büste Willems III. von Oranien
und Johannes Schmeltzing in Leiden, Francis
van Bossuit in Amsterdam oder Jan Baptist
Xavery, z. T. deutlidi unterschieden von den
Strömungen in Flandern.
Ähnlich wie für zahlreiche in Paris und Ver-
sailles tätige Bildhauer flämischer Abstam-
mung ist besonders die kirchliche Plastik Flan-
derns auch für die im frühen 18. Jahrhundert
am Hof des bayerischen Kurfürsten in Mün-
chen tätigen Guillielmus de Grof und Charles
Claude Dubut im Zusammenhang mit den
Topoi der internationalen Hofkunst, d. h. hier
vor allem der Kunst am Hofe Ludwigs XIV.
von großer Bedeutung. Das gilt vor allem für
das Porträt, auch in Form des Standbildes
(Giuseppe Volpini) und des Reiterdenkrnals,
aber audi u. a. für die mythologisch-allegori-
sche Gartenfigur.
Grupellos vor 1716 für Schloß Bensberg, das
Versailles am Rhein, entstandene Marmor-
gruppe von Scylla und Glaucus (Abb. 3) ver-
einigt sowohl flämisclme wie audi französische
Elemente und läßt sehr deutlich das Vorbild
der seit 1710 audu in Düsseldorf in der großen
Antikenabgußsammlung vorhandenen Venus
Medici erkennen. Die Wirkung dieser Antiken,
der großen Bestände im Kunst- und Münz-
kabinett sowie der heute in München aufbe-
wahrten Gemälde des Peter Paul Rubens und
Anthonis van Dydt lassen sich nicht nur bei
Grupello, sondern zum Teil auch bei den
für den Düsseldorfer Hof arbeitenden Klein-
plastikern Antonio Leoni und Ignaz Elhafen
und bei einzelnen Medailleuren wie Johann
Selter nachweisen. Wünschenswertes Ergebnis
der Ausstellung wäre, mehr über Düsseldorfer
(und Heidelberger) Bildhauer wie Philipp
Macrander, Heinrich Charasky, Peter van den
Branden, Michael Chatelan oder über den Gru-
pello-Epigonen Ignaz Osterspey zu erfahren.
Wie Berlin unter Andreas Schlüter - Jacobis
(P) bronzene Reduktion des Reiterrnonuments
des Großen Kurfürsten ist für die Ausstellung
noch nicht sicher - eine eigene Stellung ein-
nimmt, so läßt sidi auch der relativ kleine
Beitrag von Florenz auf dieser Ausstellung mit
den Namen Giovanni Battista Foggini, Massi-
miliano Soldani, Giuseppe Piamontini und Gio-
vacchino Fortini bezeichnen, deren Bronzebild-
werke zum Teil direkt als Geschenke Groß-
herzog Cosimos III. an den Düsseldorfer Hof
gelangten. Die berühmte, in München und
Windsor vorhandene Jahreszeitenserie Soldanis
wird durch ein Relief des „Sommer" aus
Lawrence, Kansas, vertreten. Audi hier werden
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noch zahlreiche Einzelfragen, vor allem das
Verhältnis zur französischen Hofkunst, zu klä-
ren sein. Die Medaille Fortinis von 1721 zeigt
den gealterten Schwiegervater Johann Wil-
helms (Abb. 10). Andere Arbeiten stammen
von Francesco Pieri, Filippo della Valle und
Agostino Cornacchini.
Obgleich möglicherweise einige bedeutende Bild-
werke von Corneille van Cleve, Etienne le
Hongre (aus Dresden) und Antoine Coysevox
fehlen werden und trotz der erzwungenen Be-
schränkung auf Zeichnungen, Elfenbeinarbeiten,
Tonmodelle und Bronzereduktionen - sieht
man von einigen Marmor- und Bronzebüsten
Frangois Girardons und seines Kreises ab -,
wird sich der Betrachter doch ein Bild von dem
machen können, was Grupello in Paris und
Versailles an für ihn wichtigen Gartenfiguren,
Standbildern und Reitermonumenten vorgefun-
den hat. Es ist nicht ausgeschlossen, daß er sich
audi unter dem Eindruck von Frangois Girar-
dons 1699 aufgestelltem Reiterdenkmal Lud-
wigs XIV. zu der heutigen Form des bronzenen
Monumentes seines Kurfürsten auf dem Düssel-
dorfer Marktplatz entschlossen hat, während in
den Planungen der Typus des steigenden Pfer-
des vorgesehen war, wie ein früherer Entwurf
für das Denkmal von dessen Vater, Philipp
Wilhelm (Abb. 9), beweist. Die französische
Reiterstatuette Georgs I. von England steht
hier stellvertretend für eine ganze Reihe von
Kahinettstücken, die die Wirkung versdiiedener
Erfindungen und ausgeführter Monumente des
späten 17. Jahrhunderts zeigt (Abb. 11).
Charles le Bruns dominierende Stellung in
Versailles wird in einigen Entwurfszeichnungen,
u. a. für Gartenfiguren der Grande Com-
mande 1674, deutlich. Für die meist bronzenen
Bildwerke, die seine Erfindungen widerspiegeln
und die Gartenplastik ohne ihr Ambiente wie-
dergeben müssen, seien die Namen Anselme
Flamen, Gaspard Marsy, Domenico Guidi ge-
nannt, während Sebastien Slodtz und Philippe
Bertrand sowie Nicolas und Guillaume
Coustou teilweise schon Tendenzen der Zeit
um und nach 1700 vertreten. Gegenüber der
frühen Ceres des Michel Anguier (Abb. 12),
dessen hochberühmte Amphitrite in einem Ex-
emplar des Musee des Arts Decoratifs, Paris,
vertreten ist, erscheint als Beispiel der Raptus-
gruppen der von Frangois Girardon signierte
Raub der Proserpina aus Straßburg, daneben
auch die Äneasgruppe nach Pierre Lepautre, in
pathetischem Ausdruck mit gesteigertem An-
spruch auch akademischer in der Form, ähnlich
Girardons frühem Madonnenmedaillon (nach
1657). Medaillen, Antikenreduktionen, spätere
Marmorvarianten und zahlreiche Kleinbild-
werke sind Zeugnisse der typenbildenden und
äußerst einflußreichen französisduen Hofkunst,
die ganz auf die Person des Sonnenkönigs zuge-
schnitten ist, dessen Bestrebungen auch die Düs-
seldorfer Residenz nachzueifern sich bemühte
(vergl. Abb. 13, Bronzebüste Ludwigs XlV.).
Die Ausstellung soll die Diskussion sowohl um
das Werk des technisch äußerst versierten Gru-
pello in seinen verschiedenen Entwicklungsstu-
fen und Einflußbereichen wie um allgemeinere
Fragen der Ikonographie, von Vorbild, Typen-
reihe, Replikenkritik, von persönlichem Stil und
Werkstatteinheit auch unter dem besonderen Ge-
sichtspunkt von Material und Technik anregen.