der nach der Beschreibung von 1778 andeuten
soll, daß die Lehre des Krates „zwar Grund
habe, doch aber den Zeitpunkt ihrer Aufklä-
rung noch erwarte".
Diese Umstellung erklärt den wohl schwerwie-
gendsten Unterschied zwischen der Augsburger
und den übrigen Versionen: Die Zentralgruppe
des Bildes, die göttliche Weisheit, wendet sich in
Augsburg der Alexander-Diogenes-Gruppe zu,
in der Nachzeitzhnung nach Klosterbruck, der
Prager Gesamtskizze und dem Fresko in
Strahov dagegen zur gegenüberliegenden Seite.
Alexander zählt in Augsburg zu den Erleuch-
teten, zusammen mit den Philosophen. Beide
Gruppen sind der göttlichen Weisheit teilhaftig,
die weltliche Macht und die geistige. Das ist
ein grundsätzlich anderes Programm als in
Klosterbruck oder Strahov. Dort werden die
Vertreter der vier Fakultäten, die Naturwissen-
schaftler, Forscher, Staatsmänner, Gesetzgeber
und die „p0sitiven" Philosophen, Plato und
Sokrates, vom Himmel begünstigt. Während
die Augsburger Alexander-Diogenes-Gruppe
durch die Gehilfen der göttlichen Weisheit vor
den Lastern, angedeutet durch Larve, Speer und
Pfeil, beschützt wird, schüttet in der Freskobe-
schreibung von 1778, wie auch in der Nachzeidu-
nung für Klosterbrudt, ein Genius das Füllhorn
der „oekonomischen Vortheile" über die Re-
präsentanten der Wissenschaften aus. Diese
Gruppe ist in Augsburg sichtlich unterbesetzt
und vernachlässigt gegenüber Klosterbrudt und
Strahov. Knapp die Hälfte läßt sich nament-
lidi benennen. Die Gestalten führen das Thema
der gegenüberliegenden Seite fort und variieren
es, dod1 ohne ein neues Kapitel aufzusdilagen.
Es fehlen hier die Szenen des rechtsdiaffenen
Sokrates im Kerker, umgeben von den trau-
ernden Freunden, oder das Familienidyll Kleo-
bolus und Kleoboline. Letzteres ist auch auf der
Nachzeidmung von Klosterbrudt dargestellt,
zusammen mit anderen in Augsburg unbekann-
ten Figuren.
Die zentrale Gruppe besteht in Augsburg (Abb.
10) aus den Personifikationen der göttlidien
oder ewigen Weisheit, die Liebe zu Lernen, der
Toleranz oder Duldung, der Stärke oder Stand-
haftigkeit und des vernichteten Lasters. ln
Klosterbrudt wurden laut Besdireibung außer-
dem der Ruhm als Genius mit zwei Posaunen,
die Vernunft in Gestalt eines ernsthaften jüng-
lings mit der Flamme über der Stirn, der Wille
als junges Weib, die Wollust als Kind, ein
Genius mit Füllhorn, eine verschleierte Person
mit verschlossenem Budi, die liliengekrönte
Reinheit, die Andacht mit erhobenen Händen,
die Sanftmut als Lamm und ein Kind mit Gar-
ben als Früchte der Wissenschaft vorgeführt. Die
Brünner Nachzeichnung Winterhalters (Abb.
12) gibt darüber leider ungenaue Auskunft.
Einige Motive scheinen zu fehlen, z. B. Ruhm
und Stärke, sofern sie nicht durch Beschnitt der
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F. A. Mnulbcrtsdi, Die Offenbarung der göt
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