les Meisters Theoderich, nachzuweisen, daß die
Kopien der Karlsteiner Genealogie in Wirk-
ichkeit viel genauer sind, als man bis dahin
nnahmg. Wir können an ihnen, wenigstens
um Teil, die für unsere beiden Meister be-
eichnenden Stilmerkmale wahrnehmen. Die
chlanken Figuren Nimrods, Jupiters, Priams
i. a., gekleidet in fließende Gewänder, deren
)raperien große Sdilingenfalten bilden und in
ange Zipfel auslaufen, sind für den Meister A
harakteristisdi. Dagegen können die vollen,
ntersetzten, gleichsam gekrümmten Gestalten
Joahs, Bels, Ninus u. a. dem Werke des Mei-
ters B zugesprochen werden.
Es ist mehr als wahrscheinlich, daß der Meister
1 die ältere Schicht der flämischen Kunst, ver-
reten z. B. durch die astrologische Handschrift
iloane MS 3983 ebenso wie die Pucelle-Tradi-
ion, kennengelernt hatte und daß er mit dem
lluminatorenstil bekannt wurde, welcher sich
1 Paris um 1356 im Werke des „maitre aux
oqueteaux" angekündigt. Andererseits müßte
zan auch jene Elemente beaditen, die seine
ialerei mit dem Aufriß des Glockengeschosses
er Straßburger Münsterfassade verbinden, ob-
leich in diesem Fall ein Werk aus späterer Zeit,
m oder nach 1370, vor uns steht. Meister B
erdankte unzweifelbar mehrere Elemente sei-
er Kunst dem Meister A. Zugleich verraten
edoch seine Gemälde einige Ähnlichkeit mit
em Hohenfurter Zyklus, mit Miniaturen des
iber Viaticus Johanns von Neumarkt und der
aus Mariae, insbesondere aber mit den Mor-
ein-Tafeln.
Pie angedeuteten Stilzusammenhänge können
lit historischen Quellen in Einklang gebracht
2
werden. Aus ihnen geht hervor, daß bereits vor
dem Jahre 1357 der Maler Nikolaus Wurmser
aus Straßburg in Diensten Kaiser Karls be-
trächtliche Summen verdient hatte. Er war
auch Eigentümer eines Gehöftes im Dorfe
Moiina bei Karlstein. Dieses Dorf gehörte in
den Jahren 1352 bis 1365 dem Emmauskloster.
Nidlts steht der Annahme im Wege, daß
Wurmser mit unserem Meister A identisch ist.
Aus der kaiserlichen Urkunde von 1359, in der
Wurmser aufgeboten wird, fleißiger („diligen-
tiori studio") Ortschaften und Burgen auszuma-
len, kann der Schluß gezogen werden, daß die-
ser Maler nidlt mehr alle ihm von Karl IV.
gegebenen Aufträge allein bewältigen konnte".
Es sdteint daher sehr wahrscheinlich, daß er
sich aus diesem Grunde mit dem Meister B,
einem vermutlich einheimischen (.3) Maler, ver-
band und mit ihm zusammen eine Werkstatt
gründete.
Ausschlaggebend für die Entwicklung dieser
Werkstatt war die in den Jahren 1354 bis 1355
erfolgte Verlegung des kaiserlichen Hofes nach
Italien, wo es zum Kauf der Bilder von Tomaso
da Modena kam, eines Vertreters der fortschritt-
lidien Ridirung trecentesker Malerei. Tomasos
Aufenthalt in Böhmen ist nid1t erwiesen". Es
kann jedodi geschlossen werden, daß die hie-
sigen Maler Tomasos Wandgemälde von Tre-
viso gesehen hatten. Der Einfluß der italieni-
schen Werke ist nicht nur im Stammbaum
(Saturnus, Ludovicus Balbus, Pharimundus) er-
kennbar, er fällt ebenso in Emmaus auf, etwa
bei der Mannalese, wo die Gestalten in zwei
einander durchdringenden Ellipsen angeordnet
sind, womit die Komposition von Tomasos
1 Nikolaus Wurmser von Straßburg (a), Ausrreibu
urslrorii aus dem Paradies (Aussdinitt). Prag-Emmi
1360
2 Nikolaus Wurmser vnn Straßburg (e), Himmelfahrt
(Ausschnitt). Prag-Emmaus, um isoo
1 Nikolaus Wurmser voii Straßburg (P), Das mit der
bekleidete Weib. Prag-Emmaus, um 1360
ANMERKUNGEN lz-ix (Anm. 9-11 s. s. n)
"Reproduktionen VOn Tomasos Gemälden finde! der
Leser im mßrmgraplllsihcn Werke L.Colettis. Tom:
Modena, voriodlg lsss.
1- Vgl, r. Burgcr. noursulio Malerei. l. Berlin 1913. s.
und J. Clhulka _ A. Msrdiaok. viidai uloha Pra
vvrvsrriem umlirii, in: co daly risso rsma Evropä a l
1, Prag 1940. S. 76.
H J. Oplll, soslisrsrvi v coolisdi zu doby Lucemburkü
1935, S. 17 ff. -- V. Kramif, Madona se sv. Kater
Marliötou Mzsrskelio lnusca v coskyoli liudziovioidi,
1937. s. so. - J, Pciina, Pudoba a podobizny Karla 1'
UniversitasCarolinn,Philosophien l. 1955, s. 24. _ J. l-
K prohlematicc ksrlliririskvsii riisrzmivdi maleb. in:
1958. S. 4.
ß Quellen und Literatur zu diovom Problem vgl. K. sr
Nasremia malby kliirrrs Na slovuiiodi v Praze-Emau
hlediska ctnngrafickäho s kulrurria liisroriokrlio. in:
lid, 1968. S, 127, Anm. 12 (dl. Ren).
H Vgl. o. Schmidt. Johann von Trnppau und die vorrom:
Budimalerei, in: Studien zur Budimalisrei und Goldsdil
kunst des Mittelalters, In! Festschrift iiir x. H. Usenet
burg an der Lahn m7, s. mit. _ K. Stejskal,
Eeska lßlltSinCf, otiiiiv s souassriosr, m7, No 4, s.
H K. Sreiskal, Recke ori-kv v riasrdriiryoli malbäd! sloval
klihcra v Pravc-Emauzidl, irii slovsosky orrlilrd,
s. m n. -_ Dors, Hisrurislerende Tendenzen iii der
der Zeit Karls lv., in: XXIlc corigres hlttfllätiünäl
mire de l'Art, Resumas, Budapest 1969, s. 188. - Zur
iivrsiiriiiisdior Manuskripte 1h vsrisilrg vgl. l. ]. Tiki
Die Gcncsismosaiken vori s. Marco in Venedig und ili
hältnis zu der corroo-lliool, m. Aom Academlae scienl
Fcnnivae XVII, llelsingliorslav 1866. S. 205 ff. f O. E
Die Mosaiken von San Marco in Venedig 1110-1300,
ms, s. s: f. - l-l. Buchthal, lllusxrations of the Sri
Troy iu Fourrooiiili Cunnlry Vvllice. Vortrag vom s
1968 am 1. Convegno IHKIIKHIUAOHIIC ili Sroria delln (
vsiioriorio m Venedig.
w Das mit orsairiuom Elrlbflnd vrrrolirrir Buch trug im J
die hussitische Gesandtschaft "um KOHSIBHIiHDPCl, vor
kam es rmoli Reims, wo die frnnzösisdlen Könige dsrs
„Texte du Sacrc" bei dor Kronungsfeler sdiworroii
l_. Leger, t-lzvsrigalisiro slsvori de Reims dir Texte du
Reimx-Prague 1899.