sind zunächst die Gemälde; obwohl die Ausstellung international ist, hat
man sich auf ungefähr IOOO Ölgemälde, Aquarelle und Pastelle beschränkt;
theils in grösseren Sälen, theils in kleinen intimen Cabinetten hängen sie fast
durchgängig nur einreihig, nur hier und da zu zweit übereinander, also
höchst bequem für den Beschauer; nirgends sieht man den bekannten
rothen Galerieton der Wände, diese sind vielmehr in mannigfachen neutralen
Tönen, bald bläulich, bald röthlich-grau oder in einem lichten Goldton
gehalten, während die Fussböden meist mit rothgestrichenen Matten belegt
sind. Hier und da beeinträchtigt das leuchtende Roth die Wirkung eines
Bildes, namentlich in den Cabinetten, die auch zum Theil für die
impressionistisch auf Fernwirkung gemalten Bilder zu klein sind, aber im
ganzen wirken die Säle ebenso künstlerisch vornehm und angenehm fürs
Auge, wie günstig für die ausgestellten Gemälde. Die Cabinette reihen sich
an eine ungemein edel gehaltene Galerie mit reliefirten Pfeilern, die sich in
der Mitte zu einer Rotunde mit durchbrochener Kuppel erweitert. Sie
stammt von Meister Wallot und rührt noch von der vorjährigen Dresdener
Architekturausstellung her. Um diese Rotunde herum ist auch etwas
Besonderes geschaffen worden: eine Bildnisausstellung; während in den
übrigen Räumen wie üblich die Gemälde nach Ländern und Städten
angeordnet sind, sehen wir hier an fünfzig Werke der Bildniskunst aller
Zeiten und Länder vereinigt. Neben Rembrandt, van Dyck - die allerdings
nicht besonders glänzend vertreten sind - Velazquez und Morando finden
wir Zuloaga, Columbano, Besnard, Bonnat, Roybet, Lavery, Watts, Eugene
Carriere, Björck, Evenepoel, Lenbach, Kalckreuth, Koner, F. A.v. Kaulbach,
Böhle, Paul Kiessling und viele andere lebende Meister; das Ganze in seiner
Mannigfaltigkeit und Vielseitigkeit der Auffassungen der Bildnismalerei
hervorragend interessant und lehrreich. Noch verdient der Wiener Saal
mit seinen mattgoldenen Ornamenten auf grauer Wandfläche wegen seines
raffinirt vornehmen Geschmacks besonderer Erwähnung. Die Klimt'sche
Philosophie, die hier als Hauptstück thront, verdient unseres Erachtens
keineswegs die grosse Aufregung, die sich darob erhoben hat. Dagegen ist
sein Schubert ein Wunderwerk der Farbe und auch die köstlichen nieder-
österreichischen Volksbilder von Andri, die geschmackvollen virtuos
gemalten Interieurs von Carl Moll, Wilhelm Lists Thema in Weiss
(Hannaken im Sonntagsstaat), Orliks japanische Landschaften von köstlicher
Eigenart und Rudolf Alts einlässlich durchgeführte und doch. gross
empfundene Aquarelle, endlich Ludwig Sigmundts feingestimmtes Stadtbild
Altstadt-Graz vertreten Wiens Secession, die sonst noch viel Nach-
empfundenes und Unselbständiges zeigt, in würdiger Weise. Jedenfalls aber
macht der Wiener Saal als Ganzes einen überraschenden Eindruck auf
"jeden Besucher.
An die Gemäldesäle schliessen sich einerseits die Räume für die
keramische Sonderausstellung und einige Zimmereinrichtungen, anderseits
die graphische Ausstellung, letztere eine ganz auserlesene Sammlung des