Berichte
In KLAGENFURT ist in der letzten
Berichtszeit die GALERIE MAKON
am Neuen Platz sehr aktiv
gewesen. Vom 26. Jänner bis
15. Februar stellten PETER ATANASOV
und KURT PIBER in ihr aus. Atanasov,
der 1949 in Preßburg geboren wurde
und in Wien studierte, arbeitet
plakativ, großflächig. Er scheint
Humor zu haben, wenn er auch
behauptet, daß er als „zu progressiv"
aus der Akademie der bildenden
Künste „hinausgeworfen" wurde. Es
gibt Schüler die progressiver arbeiten
und nicht der Schule verwiesen
wurden, sollte Atanasov seine „Haus-
frau" sein? Der Kärntner Kurt Piber
wird als Cartoonist vorgestellt. Flora,
Sokol, Ironimus werden im Katalog
vergleichsweise genannt. Sicher nicht
zu Unrecht, und es scheint, daß Piber
auch eigene Wege geht, sparsamer,
spitz, nicht nur mit der Feder. (Abb. 13)
In der selben Galerie waren vom
23. Februar bis 17. März die Arbeiten
von H. BAYER und ROSEMARIE
BENEDIKT zu sehen. Bayer ist
lnnsbrudcer, Jahrgang 1936, und
studiert an der Graphischen Lehr-
und Versuchsanstalt in Wien. Er stellte
schon in verschiedenen Galerien aus
und beteiligte sidi audi an der
Siebdruckoktion des Voriahres,
ausgeschrieben von der Zentral-
sparkasse der Gemeinde Wien,
erfolgreich. Seine Farbkompositionen
gleichen geologischen Schichtungen,
sie sind Strukturen, die da und dort
ihre humanen Bezüge aufweisen,
Einsprengungen, von dem Schnitt
durch die petroeske Materie zu Tage
gefördert. Rosemarie Benedikt, eine
Badenerin, zur Zeit Assistentin an der
Akademie für angewandte Kunst in
Wien, zeigt ihre keramischen Arbeiten.
Hier ist, sowohl in der Form als auch
vom Material her, noch die Beziehung
zum Archaischen bewahrt. Die
Arbeiten der Künstlerin, die fünf Jahre
bei Rörstrand in Schweden
Mitarbeiterin war, zeigten auch im
freien Dekor, trotz einer schwung-
vollen Dynamik, eine große Aus-
geglichenheit. Die Formen sind die
alten Täpferformen, iede übersteigerte
Spielerei wird vermieden. (Abb. 14)
RIED im lnnkreis hat mit der zweiten
Ausstellungsfolge der GALERIE
CONTERVEILCHEN einen guten Griff
getan. HERWIG ZENS und GERHARD
WEISSENBACHER, beide zur Zeit in
Wien wohnend, halten ihre Graphiken
gebracht. Zens arbeitet mit feinen
Strichen und verdichtet sie bei
figuralen Kompositionen fast zu
kompakten Schwarzweißelementen.
Sind seine Landschafts- und Städte-
zeichnungen zarte Gespinste nach
der Natur selektiert, so die phantasti-
schen oder symbolgeladenen
Menschengruppen Erfindungen des
Künstlers. Georg Weißenbacher ist im
Strich lockerer, oft finden seine
gekrausten Linien auch zu
ornamentalem Gefüge. Dem Galerie-
leiter, R. Adlmannseder, ist zu
wünschen, daß er weiterhin solch
regen Zuspruch hat und es ihm auch
in Zukunft gelingen möge, gute
Künstler nach Ried zu bringen. Die
Ausstellung war vom 9. Februar bis
2. März zu sehen. (Abb. 15)
In LINZ wurden in der NEUEN
GALERIE Plastiken, Materialbilder,
Gemälde und Graphiken von KARL
ANTON WOLF gezeigt. Die Werke
48
waren vom 1B. Februar bis 14. März
zu sehen, und Wolf war für die Linzer
kein Unbekannter. Schon 1960 hatten
sie das Vergnügen, mit siebzehn
Gemälden des 1908 geborenen
Wieners konfrontiert zu werden. Nun,
nach zehn Jahren, lag das Schwer-
gewicht der Schau auf der Plastik und
der Graphik. Siebzehn Eisengüsse, die
im Ausschmelzverfahren nach
Styroparformen hergestellt wurden,
zeigten dämonisch wirkende Gestalten.
Oft wird man auch an afrikanische
Fetische gemahnt. Die Materialbilder
sind dagegen dürftiger und bewußt
sparsam gestaltet. Die Graphik ist
iedoch wieder ein starkes Gefüge, in
dem die Dunkelheit ihre Dominanz
bewahrt. (Abb. 16, 17)
Weilers war in der Galerie vom
8. bis 28. März die Ausstellung
TEXT BILD OBJEKT zu sehen, die
von Fritz Lichtenauer zusammenge-
stellt war und von der Zeitschrift
„neue texte" veranstaltet wurde. Es
gab Poeme und Buchstabengraphiken
oder besser grafiken, auch „taktile
poesie", verschiedene Lesungen,
Buchstaben an Ketten und in Flaschen
wie Campari bitter oder Wodka. Es
gab - vielleicht als besonders
progressiv - auch einen visuellen
Text. Sehr gut frilz Iichtenauer, wenn
er weiß was er mechd, auch heimrad
bäcker scheint es fuat und fuat zu
wissen; gerhard rühm linzt's leidlich
Iitaneiisch. Jedenfalls scheint nur der
schwarze Hund nicht mit dem
Sdnwanze zu wedeln.
Als dritte Veranstaltung der NEUEN
GALERIE in Linz ist von der
Ausstellung der „Visuellen Werkstatt
Wien" zu berichten. Unter dem Titel
OBJEKT UND FORMATlON stellten
RUPPERT KLIMA, BERND KLINGER,
VLADIMIR KOCI, RENATE
KRÄTSCHMER, GERNOT POCK und
JORG SCHWARZENBERGER vom
1B. März bis IO. April aus. Audi hier
sind die Obiekte meist Heraus- und
Aufforderungen. Das gilt sowohl von
Klimas überraschenden Gegensatz-
formen als auch von den im Wege
stehenden, antiästhetischen Dingen
von Bert Klinger. Renate Krätschmer
will die Eigenphantasie des Beschauers
durch Rhythmus, Licht und Bewegung
anregen. Gernot Pocks Wasser-
obiekte wenden sich einer neuen, seit
dern Barock nicht mehr beachteten
Spielart des Gestaltens zu. Schwarzen-
berger zeigte neben Reliefbildern und
Formationen ein sehr interessantes
Bewegungsspiel. Von Koci sind wohl
die Multiple das ansprechendste, das
er hier zeigte. (Abb. 18)
Auch in GRAZ war vom 22. Jänner bis
14. Februar unter dem Titel OBJEKTE
LICHT RAUM BEWEGUNG eine Aus-
stellung. Auch hier fand sie in der
NEUEN GALERIE statt, nur war die
Präsentation einem einzelnen,
GIANNI COLOMBO, gewidmet. Der
mit dem 1. Preis der XXXIV. Biennale
von Venedig 1968 ausgezeichnete
Mailänder wurde 1937 geboren und
baut schon seit 1951 seine Werke aus
den verschiedensten Materialien
zusammen. Seit 1959 geht er dazu
über, veränderbare Obiekte zu
formen. Interessant ist auch zu
vermerken, daß Colombo mit dem
Ambiente, das er auf der „trigan 67"
in Graz zeigte (leicht verändert), ein
Jahr später den großen Biennalepreis
errang. Nun waren von ihm zwanzig
Arbeiten zu sehen, bei denen die
Bewegung fast immer eine wesentliche
Rolle spielte. Das früheste der in Graz
gezeigten Beispiele war eine
„pulsierende strukturierung" aus dem
Jahre 1959. Polyesterklötzchen, neben-
einandergereiht, werden durch einen
Elektromotor zum Wackeln gebracht.
Die „fließende strukturierung", die ein
Jahr später entstand, ist ia vom
Museum des 20. Jahrhunderts in Wien,
wo man sie ständig sehen kann, be-
kannt. Noch mehr im Visuellen des
bewegten Obiektes verankert ist die
rotierende „azentrische
Strukturierung". Über verschiedene
Raumgestaltungen kam der Besucher
zu Colombos neuesten Erkenntnissen:
Ein Spiel mit dem Licht und den
Lichteffekten. Eine Ausstellung, die
wert gewesen wäre, von Wien und
anderen österreichischen Städten
übernommen zu werden. Ein aus-
gezeichneter Katalog dokumentierte
die Exposition. (Abb. 19]
Ebenfalls in GRAZ im Ecksaal des
LANDESMUSEUMS JOANNEUM war
vom 5. bis 28. Februar eine
Gedächtnisschau von Werken des vor
zehn Jahren verstorbenen FERDINAND
BILGER zu sehen. 43 Arbeiten,
Gemälde und Graphiken des 1903
geborenen und erst spät zur Kunst
gekommenen Malers waren vereint.
Bilger war Autodidakt. Nach einem
bewegten Leben, das ihn nach
wissenschaftlichen Arbeiten und einer
Lehrtätigkeit auf der Hochschule in die
internationale Brigade des spanischen
Bürgerkrieges führte, lernte er in Süd-
frankreich Pariser Künstler kennen, die
ihn zur Malerei anregten. Erst figural
und landschaftlich schaffend, konnte
man bei den ausgestellten Bildern
bald die Hinwendung Bilgers zu einer
eher dekorativen Abstraktion und
später zur magischen Zeichensetzung
- Erinnerung an seine Reisen durch
Abessinien - sehen. Ferdinand Bilger
war Mitglied des Wiener art-clubs.
(Abb. 20)
in der GALERIE SCHILLERHOF, GRAZ,
zeigte die geborene Berlinerin
GISELA BREITLING ab 3. Februar
Graphik. Die Künstlerin, Jahrgang
1939, gehört dem Lindauer Kreis an
und hat schon in zahlreichen deutschen
und holländischen Städten ausgestellt.
Ihr Strich ist fest, man könnte ihn fast
zupackend nennen. Der Mensch, oft
in phantastischen Verbindungen,
Verknotungen, scheint ihrem Schaffen
immer wieder neue Problemstellungen
aufzugeben. Es ist erfreulich, daß diese
Galerie immer wieder noch echtes
graphisches Gestalten präsentiert.
(Abb. 21)
Vom 25. Februar bis 23. März wurden
Werke von ALAIN DERENZ aus
Brüssel und CESAR CELETZ in
denselben Räumlichkeiten vorgestellt.
Im FORUM STADTPARK konnten die
Grazer vom 13. März bis 3. April die
Arbeiten des Wieners ERNST
ZDRAHAL sehen. Zdrahal, in dessen
CEuvre (wir berichteten schon öfters
von ihm) der Mensch förmlich in einer
technisch-mythischen Rüstung gefangen
ist, geht in letzter Zeit dazu über,
Spiegel in seine Obiekte einzubauen
und so das Gegenüber, den Beschauer,
direkt in die Bildfläche zu sperren.
Hat er bei manchen Figuren nach an
Ritterrüstungen erinnernde Konturen,
so verzichtet er bei den letzten
Arbeiten auch auf diese geschichtliche
Assoziation und setzt nur
quadratische Farbfelder mit Kreisen
und Spiegeln, aus denen es für
Betrachter kein Entrinnen gibt.
(Abb. 22)
In Niederösterreich waren in
PERCHTOLDSDORF in der
GALERIE ROMANUM vom 17.
bis 10. März die Arbeiten LOTt
BRUCKMEIERS zu sehen. BHJCKI
geht einer Arbeitsweise noch, c
heute hierzulande eine seltene
Erscheinung ist, da man mit ihr
auffallen kann. Wir sehen Patt
mit Ein- und Ausbrüchen, sehr s
und sehr dicht, mit einer surreu
Komponente in einer Spielart, i
in Österreich fast nie gepflogei
wurde. Bruckmeiers Guvre zeig
Collagen, Forbstift- und Tusche
zeichnungen und auch einige D
graphiken. Zu letzteren wäre, l
Meinung nach, gerade dieser S
besonders prädestiniert. (Abb.
Im THEATER AM SCHWEDENP
in Wien stellte vom 24. Februai
27. März die iunge HELENE
WINZBERGER aus. Ein Zyklus '
Radierungen über Ionescos „N
hörner" und farbige Drucke zu
Handkes „Kaspar" bewiesen S4
das technische Können der Kün
als auch ihren originellen Einfc
Wir scheinen von ihr noch viel
erwarten zu dürfen. (Abb. 24)
Alo
BILDTEKTTE 13-2;
13
14
15
I6
17
18
19
20
21
22
23
24
Kurt Fiber, Zeichnung
Rosemarie Benedikt, Keramisch
Arbeiten
Herwig Zens und R. Adlm
in der Galerie Conterveilchen
lnnkreis
Karl Anton Wolf vor seinem
bild „Eine Formel", 1971. 150):
Karl Anton Wolf, Vegetative F1
90 x 70 cm
Bernd Klinger, Obiekt
Gianni Co ombo, Obiekt
Ferdinand Bilger, Kompositir
kreidelPapier, 49 x46 cm
Gisela Breitling, Akt. Zeichnuni
Ernst Zdrahal, Obiekt, W70
Lothar Bruckmeier, Gra hik
Helene Winzberger, aspar
Forbradierung (2 Platten)