gspunkt. Die Form der barocken Galerie
inächst Ausdruck eines absolutistischen
haftssystems, das im Barodt seine ad-
i Kunstform gefunden hat. Diese Form
aber in ihren Grundprinzipien durch das
ihrhundert hindurd1 weiter angewendet
eibehalten, überall dort, wo sie Größe,
und Reiditum des Herrschers repräsen-
sollte, also z. B. bei den Kunstsammlun-
)aher war der Museumsbesucher des 19.
inderts im wahren Sinn des Wortes Be-
er war nämlich zu Besudi in der Galerie
aisers, die zwar nach dessen Willen der
ierung zu didaktischen Zwecken dienen
aber in ihrer Gesamterscheinung immer
in Symbol des Kaisertums war und vom
hter auch als s0ld1es aufgefaßt und
in ihrer Gesamterscheinung hingenom-
vorden ist. Erst nach dem Zusammen-
des alten Herrsdiaftssystems begann der
1e Besucher die Form der Galerieaufstel-
nidit mehr als gegeben hinzunehmen.
nun war ja er selbst vom Besucher ge-
naßen zum Besitzer geworden, neue Be-
gspunkte waren geschaffen, und diese
gewandelte Lage mußte auch in der
der Galerie ihren Ausdruck finden.
ekundärgalerie enthält Bilder, die ihrer
ät nach auch in der Primärgalerie gezeigt
1 könnten, dort aber keinen Platz mehr
, und überdies solche, die zwar nidit
von erstem Rang, aber immer noch sehr qua-
litätvoll sind und sowohl beim Fachmann wie
beim Laien Interesse und Gefallen erwedren.
Die Zeit ist vorbei, wo man der Meinung war,
nur die Spitzenwerke der Kunstgesdiidite, nur
die ganz großen Namen wären es wert, in Be-
tracht gezogen und vor das Publikum gebracht
zu werden. Die großen Maler und ihre Werke
sind lange bekannt und bearbeitet, diejenigen
der kleineren aber noch bei weitem nicht im
selben Ausmaß. Nun wird zwar ein Stil durch
die Werke großer Künstler bestimmt, aber er
erfährt erst durch die weniger Großen, die
Schüler und Nachfolger, seine Breitenwirkung,
wodurch man eben erst von „Stil" reden kann.
Ohne die Nadifolger wären die Genies unver-
ständliche Einzelerscheinungen, die keine Ver-
bindungen untereinander hätten. Denn keines-
wegs ist ein Heros der Kunstgeschidite der
Lehrer eines anderen, sondern das Genie wird
in der Regel durch mittlere Größen herangebil-
det, so wie es seinerseits ebenfalls fast nie
gleichrangige Sdiüler hinterläßt. Es sind aber
gerade die kleineren Nachfahren der großen
Meister, von denen deren künstlerische Hinter-
lassenschaft so lange bearbeitet und ausgewertet
wird, bis sich wieder eine neue Anschauungs-
weise, eine neue Kombination von Inhalt, Form
und Farbe gleichsam automatisch herauszubil-
den beginnt. Das ist dann der Moment, in dem
das neue Genie auftritt - begünstigt durch Be-
gabung, charakterliche Anlagen und bestimmt
Konstellationen der Umwelt -, und das ir
Keim bereits vorhandene Neue als solches er
kennt, entwickelt und zur Entfaltung bring
Der Große kann nicht ohne die aufbereitend
Arbeit der Kleineren leben, so wie diese nicl".
ohne ihn. Daher ist jede Kunstentwiddun
nur verständlich, wenn man die vielfältige
Zwischenglieder und Zwischenträger, die ol
gewissermaßen Versuche und Skizzen zu Neu
entwürfen sein können, ebenso zur Kenntni
nimmt wie die schließlich ausgeführten Ent
würfe, die Erfüllung.
Deshalb ist eine Galerie wie die Sekundär
galerie besonders lehrreich. So sind z. B. in de
Sälen I-IV neben anderem die künstlerische
Erben des Rubens und des Van Dydt ver
sammelt. Es sind gleichzeitig jene Maler, di
Erzherzog Leopold Wilhelm, Generalstatthalte
der spanischen Niederlande von 1647 bis 165
und der eigentliche Gründer der Wiener Ga
lerie, durch Aufträge förderte. Es sind Male
religiöser und mythologischer Themen, v0"
Landschaften, Seestüdsen, Genrebildern um
Tierstüdren. Um nur einige zu nennen wie C. c
Crayer, C. de Vos, J. van Oost, Jan van dei
I-loecke, M. Woutiers, Th. van Thulden, J. Fyi
Willebrorts, D. Teniers der Ältere und de
Jüngere, Ryckaert, Jan Peeters, Ehrenberg
Steenwijck. Neefs etc., etc. Die ganze flämisch
Malerei des 17. Jahrhunderts ist hier in ihre