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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVI (1971 / Heft 117)

rst einträgliches Geschäft, und die daraus 
lten Einkünfte ermöglichten es Johann 
atoph Freiherrn von Paar, ein Stadtpalais 
rbauen. Auf einem Kupferstich nach Salo- 
Kleiner aus dem Jahre 1733, der die Woll- 
von der damals noch bestehenden mittel- 
lichen Stubenbastei aus zeigt (Abb. 2), 
das neuerbaute Palais im Hinblick auf 
Funktion den Namen „Das Kayserliehe 
-Ambt". Die langgestreckte Fassade des 
K65, des vierten Hauses von der Bastei aus 
ien, ist deutlich zu erkennen; der Buchstabe 
1 Dach neben dem ersten Bodenfenster von 
bezieht sich auf die unter der Abbildung 
nde Bildlegende. 
„Postamt" war größer, als auf diesem 
zu erkennen ist. Es war ein viereckiger, 
einen Mittelhof angelegter Bau von wahr- 
schloßähnlichen Ausmaßen, in dessen I-Iin- 
lkt sich die weiträumigen Stallungen für 
Postverkehr befanden. Die Vorderfassade 
ir Wollzeile (Abb. 4) wirkte mit ihren zwei 
ihrten (Abb. 3) sehr eindrucksvoll. Über 
rn Torbögen war das in Stein gemeißelte 
lienwappen angebracht: Auf der Brust des 
rlidien Doppeladlers der gekrönte Wap- 
Ihild, eingefaßt von der Collane des Ordens 
vom Goldenen Vlies, die auch über die ausge- 
breiteten Adlerschwingen gelegt ist. 
Gegen die Straße zu befanden sich im ersten 
Stadt hinter einer Reihe von zwölf großen Fen- 
stern vier Prunkräume, die den Ruhm des Bau- 
werkes ausmaehten. Die Ausstattung dieser 
Räume stammte aus wesentlich späterer Zeit 
als der frühbarocke Palast selbst. Erst 1765 ent- 
schloß sich Graf Wenzel Johann Joseph von 
Paar, die Innenräume des ersten Stoekwerkes 
neu zu dekorieren. Die vier auf das kostbarste 
umgestalteten Prunkräume bildeten wohl sicher 
einen geeigneten Rahmen für die Festlichkeiten 
aus Anlaß der Verlobung der Erzherzogin Marie 
Antoinette mit dem späteren König von Frank- 
reid-i, Ludwig XVI. Was auch immer der eigent- 
liche Grund gewesen sein mag, es steht jeden- 
falls fest, daß diese Prunkräume auch dem Gra- 
fen Paar persönlich sehr gute Dienste geleistet 
haben, denn im August 1769 wurde er von 
Kaiserin Maria Theresia in den Fürstenstand 
erhoben und dazu auserwählt, die kaiserliche 
Tochter im Jahr 1770 auf ihrer Reise nach 
Frankreich zu begleiten. 
Ein Bericht aus dcrn Jahre 1792 zeigt, daß 
damals die Dekorationen in den vier Prunk- 
räumen noch immer wie neu wirkten: „Das 
1 Das blaue Zimmer aus dem vom; Paar m Wien, ietzt 
Metropolitan Museum of Art, New York. Nur da: Ver- 
tälelung und am Türen stammen aus WIEN. Die kostbaren 
Einrichtungsgegenstände hingegen sind ffinlöilidter Hu- 
kunIt und wurden den Sammlungen des Museums entnom- 
men oder sind Leihgaben von Mr. und Mrs. Wrightsman 
Palais des Fürsten Paar steht in der Nähe des 
Stubentors und ist prachtvoll eingerichtet. Im 
Prunkschlafzimmer hängen elegante französi- 
sche Stofftapeten, die zehn Dukaten pro Meter 
kosteten, auch das mit einem Baldachin ge- 
sehmüdtte Bett ziert derselbe Stoff. Die Stühle 
sind mit Silberbrokat überzogen und die Türen 
mit Spiegelglas eingelegt. In einer Art Spiegel- 
galerie hängt ein Bleikristalluster, der 16.000 
Gulden gekostet hat z." Der obenerwähnte 
„ganz in Weiß und Gold gehaltene Raum mit 
den vielen Spiegeln" war sicher das „Parade- 
zimmer", das hinter dem siebenten, achten und 
neunten Fenster des „piano nabile" lag (Abb. 5). 
Fünf riesige Spiegel waren in die mit üppigen 
Goldauflagen verzierten Vertäfelungen des Pa- 
radezimmers eingelassen, und außerdem gab es 
nod1 zwei Spiegeltüren. 
In einem Auktionskatalog, der unter dem Titel 
„Buiseries et Superporles de Palais Prince P., 
Vierme" knapp vor Abnahme und Verkauf der 
Inneneinrichtung um 1930 veröffentlicht wurde, 
befinden sieh mehrere Photographien dieses 
Paradezimmers und der verschiedenen Details 
sowie von anderen Räumen des Palais a. 
Der Katalog zeigt auch mehrere Rechnungs- 
kopien für Arbeiten am Paradezimmer. Diese 
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