Georg Merkel, Rüdrkehr, 197i. UllLwd.. a1 x es cm
Georg Merkel, Zwei Mäddien mit Blumenbukett. 1962. Ull
Lwd., 73 x 60.2 cm
Georg Merkel, „eine der wesentlichsten Per-
sönlichkeiten der neuen österreichischen Kunst-
geschichte", wie dieser Maler anläßlich der im
Frühjahr 1971 im Wiener Künstlerhaus stattge-
fundenen Ausstellung seiner Werke genannt
wurde, feierte am 5. Juni dieses Jahres seinen
90. Geburtstag. Er wurde 1881 in Lemberg
geboren, studierte in Krakau, war in der Zwi-
schenkriegszeit in Wien ansässig, mußte 1938
von hier emigrieren und lebt nun in Plessis-
Robinson bei Paris. Georg Merkel stellte in
Wien zuletzt 1954 in der Galerie Würthle und
1961 in der Österreichischen Galerie aus. Die
Erinnerungen dieses Malers an Wien stehen vor
allem mit der Künstlervereinigung „Hagen-
bund", die zur Jahrhundertwende gegründet
worden war und in der Zwischenkriegszeit
ihre größte Bedeutung erlangte, in Zusammen-
hang. Man achtete ihn dort als Künstler mit fe-
stem Charakter und richtete sich vielfach nach
den Erkenntnissen dieser als Vorbild wirkenden
Persönlichkeit aus. Was damals schon besonders
beeindruckte, war die Standfestigkeit dieses
Malers gegenüber allen modischen Versuchen
und billigen Effekten, zu denen sich der
schöpferisch Bemühte verleitet fühlen kann.
Dieser Maler sah hingegen niemals seine Auf-
gabe vordergründig in der literarischen Dar-
stellung von Themen, sondern ausschließlich in
der Bewältigung des malerischen Problems.
Georg Merkel sagte einmal, für ihn entwickle
sich die Malerei aus dem Malen. Das ist der
Hinweis darauf, daß er, zumindest in seiner
späteren Zeit, der graphischen Umrißlinie im
Bild nie den Vorrang gab. Immer und zu jeder
Zeit standen seine figuralen Kompositionen im
Vordergrund. Landschaften und nur wenige
Stilleben ergänzen allenfalls sein Panorama.
Die Stichworte „klassizistisch" und „bukolisdf
mögen Hinweise auf die Thematik der Malerei
Merkels geben.
Die Maler Jozef Mehoffer und Stanislaw
Wyspianski waren Merkels Lehrer in Krakau.
Künstler, die auch den Wienern nicht unbekannt
blieben, da ihre Werke von Zeit zu Zeit hier,
vor allem in der Secession, zu sehen waren.
Die entscheidende künstlerische Prägung erhielt
Georg Merkel aber durch seinen Aufenthalt in
Paris und seine Berührung mit französischer Ma-
lerei des 18. und 19. Jahrhunderts. Die ersten
Anregungen, sich mit dieser Malerei auseinan-
derzusetzen, mochten ihm allerdings schon in
Krakau gekommen sein. Merkel stand ja unter
dem Einfluß Wyspiariskis, der aus der Schule
Jan Matejkos kam, wie er auch von der Malerei
Puvis de Chavannes' beeindruckt war, die er in
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