Zudem installiert es sie zu einer Zeit, da Jo-
hannes von Nepomuk nod-i lange nidit zur
Ehre der Altäre erhoben war.
Verfolgt man in der Publizistik jener Tage das
Geschidt des Nepomukkultes während der Re-
gierungszeit der drei großen Barockkaiser Leo-
pold, Joseph und Karl, so erlebt man in der Tat
die Entwicklung des Prager Heiligen zum „Hei-
ligen des Barodt schlechthin". Unter Leopold
handelt es sich noch um bescheidene Anfänge.
Sein „würklicher geheimer Rath, Camerer",
Franz Ignatius Wratislav Reichsgraf von
Mitrowitz, ist in den damaligen Diariumsbe-
richten eine widitige Figur. Man verzeichnet
seine Reisen, Ankünfte und Aufenthalte etc.
Wenn dieser kaiserlidie „Statthalter im Kö-
nigreich Böhmen zu Gottes Ehre" einen Hei-
ligen seiner engeren Heimat der Verehrung
der Wiener empfehlen will, so wählt er nicht
etwa Johannes von Nepomuk, sondern er läßt
„vor dem Cerntner Thor auff der sogen.
steinernen Brucken das Bildnuß des H. Wences-
lav gewesten Königs in Böhmen unter Trompe-
ten und Pauken Schall aufsetzen". Selbst bei
einem Brüdtenheiligen zieht er also damals
noch „auß sonderbarer Andacht" den heiligen
Wenzel vor (Diariumsbericht vom 27. 9. 1704).
Umgekehrt meldet das Diarium aber im To-
desjahr des Kaisers am 16. Mai 1705, es
habe „in der allhiesigen St. Stephans Dom
Kirchen das Fest des S. Johann von Nepomuk
eine löbliche Böhmische Nation mit dem ge-
wöhnlichen Gottesdienst bey einem großen Zu-
lauff herrlichst begangen". An dieser sich in
den folgenden Jahren ähnlich wiederholenden
Meldung ist mehreres bemerkenswert. Zunächst
wird ein Gottesdienst im Rahmen des Nepo-
mukkults bereits als gewohnt bezeichnet. So-
dann ist dieser Kult so weit gediehen, daß er
schon „großen Zulauff" zu verzeichnen hat.
Schließlich ist diese Verbreitung so stark ge-
20
worden, daß sie der Zeit vorauseilt: der Bericht
setzt dem Märtyrer ein „S" voraus, und einer-
lei, ob damit ein „Seliger" oder ein „Sankt
Johannes von Nepomuk" gemeint war, er war
damals weder selig- noch heiliggcsprochen,
denn das eine erfolgte bekanntlich erst 1722,
das andere 1729. Andererseits erscheint trotz
des Zulaufs als eigentlicher Träger des Kults
vorläufig noch nicht die Bevölkerung von Wien,
sondern eine „löbliche Böhmische Nation", also
die hiesige Landsmannschaft.
Er gewinnt auch nicht so sehr an Bedeutung bis
zur Seligsprechung. Nur diese selbst wird vor-
weggenommen, indem in den Diariumsmcldun-
gen an Stelle des „S. Nepomuk" ein „Seel. J.
von Nepomuk" tritt. In der Pestzeit l713f14
bleiben diese Berichte zurück hinter den vor-
erst verlegenen, dann erschütternden Nachrich-
ten über das Wüten der Seuche. Noch einmal
steht im Vordergrund die Andacht vor der,
schon vom Kaiserhaus angeflehten, Dreifaltig-
keit, aber man nimmt auch zu einzelnen Pest-
heiligen seine Zuflucht, so zu dem von Karl VI.
besonders verehrten Karl Borromäus, dem der
Kaiser die Karlskirche gelobt, zu Rochus und
Sebastian. Nach einem Diariumsbericht vom
17. Juni 1713 scheint man sie alle an der Pest-
Säule am Graben vereint aufgestellt zu haben,
eine ikonographische Komposition, die dann bei
den folgenden Pestsäulen rings um Wien beibe-
halten und verewigt wurde, so in Mödling, in
Baden, in Stockerau usw]. Am 28. August
findet sich eine Notiz über eine Andacht dem
heiligen Rochus zu Ehren; die Predigt wurde
über ein Jeremiaswort gehalten: „Warum hast
du uns also geschlagen, daß so gar keine
Heylung mehr ist." Zwei Tage später publiziert
das Diarium das Verbot aller Lustbarkeiten
„an statt des inbrunstigen Versöhnungs-Ge-
beths . i . bey dermaligen Bedrangnussen". Noch
am 20. Jänner 1714 liest man über das feier-
2 Wiedergabe der seinerzeirigen Nepomukkapclle niir der
uniirn Brücke bei Max Eisler nrdi Salomon Kleiner
1 Ankündigung der Besdareibung der Heiligsprcchnng Johan-
nCS' von Nepomuk im Wiener Diarium vom Z7. April 1729
ANMERKUNGEN 6-9
Itiidwii; Andreas VuitlLudwig Lenhart: Kirdie und Volks-
rranniiniieii im zriiniirr des Barodts, Freiburg was, sriii
es ,
"Vcrgl. die iingrdriidrrr Anriiriinirrrbrii des Kunilhßlürlsdten
inriiriiir der Universität Wien von Arriiiir Seliger (Dreifal-
iirkriiirniiir Mödling. 195a), Kennt: Mikula (ßadner ein.
liche Begängnis des Namensfestes von Sel:
als eines „sonderbaren Pestpatrons". Er
dem Winterende „verwich" die „laidige S
und am 16. Mai folgen wieder Berichte
die Feier des heiligen Johannes von Nep
Da er nicht zu den Pestpatronen zahlte,
sich in dieser entsetzlichen Zeit die hilflos
zweiflung der Menschen nicht an ihn w
können.
Ganz anders ist das Bild, das sich 1722
als es zur Seligsprechung kommt. Am 2(
berichtet das Diarium über den feierlicher
tesdienst in St. Stephan am 16. Mai, alle
nur in Anwesenheit der Kaiserinwitwe
Kirchenportal ist damals geschmückt mit
Nepomukstatue, ihr zur Seite eine Figu
das Schweigen in Anbetracht seiner Wa
des Beichtgeheimnisses, und eine Figur, d
Priesterstand symbolisiert, zu dessen Zie
geworden war. In den zugehörigen Inscl
finden sich Widmung und Chronogi
offICIosa pletate eIVs noMInI DeVota s
VIenna. Die Predigt hält der Wiener
hirte, derselbe Erzbischof Kollonitsch tauf
Diariumsbericht vom 16. Dezember einen
der Fürstin Sd-iwarzenberg auf den I"
„Josephus Adamus Joannes Ncpomuc
während man am 22. Mai 1723 meldet,
die große Glocke der Leopoldskirche i
Leopoldstadt zwar auf den Namen de:
chenpatrons, aber gleich die nächstgrößl
den heiligen Nepomuk getauft worden. A
ben Tag wird festgestellt, daß „dieser W
in unterschiedlichen alhiesigcn Kirdien da
des heiligen Johannis Nepomuceni mit 1
Feierlichkeit begangen worden und seithe
gen Zeit an unterschiedlidien Orten des B
dieses Heiligen zu mehrerer Verehrung
richtet wird". Einen Tag später heißt e:
Seliggesprochenen, daß „in
Dioeces algemein und das erste mal so T
wienne
4 Ferdinand Georg Waldmüller: „D1! Verehrung
Johannes von NCpümllk in wii-n w, Sicvcrlnger s
(Original ini BESIIZ des Historischen MLISELImS d.
Wien)
raiiir, ms), Margarete Reixsbergcr (Drelfalrigk
srodrrrnii, was).
r Erika TletZe-Conral: Usrcrreiehisdie unrndrnlirriiir, w
Seite 7, 131.
'Hans Ällrtnlllmmrf: triiiiidn der diririiidirn Ikone
Wien 1959-1967, Seite 5361., ferner: Lexikon für "I
iind Kirche unter „Karl Bürrumilus".
3
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BENEDICTO XIII.
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