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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVI (1971 / Heft 119)

Walther Maria Neuwirth 
ALTMEISTER 
FRITZ ZERRITSCH 
1 Frilz Zerritsch, „Aus Oberluu", 1970. Ol, 19 x 21 cm 
2 Fritz Zerritsch, „Aus Bisamberg", 1968. Ul, 15 x 19 cm 
3 Frilz Zerrilsch, „Aus Kollnbrunn", 1970. Ol, 15 x 19 cm 
Das malerische Werk von Professor h. c. Fritz Zer- 
ritsch umfaßt einen Zeitraum von 60 Jahren. Es 
enthält groß- und kleinformatige Landschaftskom- 
positionen, Porträts, monumentale Wandbilder, Tier- 
bilder, Stilleben, Farblithos, Mosaiken, Fresken, Ga- 
belins sowie ausgeführte Entwürfe für Banknoten, 
Briefmarken und Plakate. Der ietzt im 84. Lebens- 
iahr stehende Künstler heißt, abgesehen von seiner 
Namensgleichheit mit seinem Vater, dem Bildhauer, 
Freund und Weggenossen Viktor Tilgners, noch im- 
mer mit Recht „der Jüngere", wenn auch ein Teil 
seiner Bilderernte schon eine historische Wertung 
beanspruchen kann. Die Dokumentation seiner klas- 
sischen Endphase einer durchaus eigenständigen 
malerischen Entwicklung stellt eine Vielzahl klein- 
formatiger Ölbilder dar, die einfache und anspruchs- 
lose Motive aus niederösterreichischen und burgen- 
ländischen Dörfern und aus dem Weinland am 
Strom beinhalten. 
Immer bieten diese poetisch komponierten Land- 
schaften ein in sich abgerundetes Stück empfunde- 
ner Natur, ein Ganzes in Besinnlichkeit und Har- 
monie. Sie scheinen, obwohl in seltsam aufgelocker- 
ter Ultechnik gemalt, eine Aquarellseele zu haben. 
Charakteristisch ist auch die Einordnung des Lichtes 
in die sorgfältig farbenrhythmisdi aufgebauten Kom- 
positionen. Dadurch, daß das Licht in allen Poren 
der Farben, die auf einem präparierten Untergrund 
aufgetragen sind, verteilt ist, erwächst eine daseins- 
beiohende Helligkeit. Licht ist somit nicht bloß 
Kontrapunkt, sondern geistige Spiegelung in ieder 
Erdkrume, in iedem Steinbrocken - in allen Dingen. 
Fritz Zerritsch, der am Beginn seines Künstlertums 
mit dem Streben einsetzte, sich aus den vielen Spiel- 
arten des lmpressionismus als Selbstzweck oder als 
Mode konsequent herauszuschälen, hat letztlich in 
seinem „iungen" Altersstil eine Form geschaffen, 
ein poetisch orientiertes, geistiges Ausdrucksmittel, 
das eine Brücke in eine neue Malwelf unserer Zeit 
bauen könnte. Seine Bilder wollen den Beschouer 
beglücken. 
JA 
Fritz Zerritsch wurde am 28. August 1888 in Wien 
geboren. Sein Weg war lang und trotz der vielen 
Erfolge beschwerlich. Galt es doch, die Dezennien 
eines Jahrhunderts ungefährdet zu bewältigen, in 
denen sich die geistigen, konfessionellen, techni- 
schen, wirtschaftlichen, politischen und sozialen 
Grundlagen stark veränderten. Es war eine Wan- 
derschaft durch Stillabyrinthe. Es bedurfte einer 
angestammten Ehrfurcht vor der Kunst und der 
Natur, um immer wieder als „Eigener" zu erkennen, 
was Spreu und Weizen war. 
Die ersten Studien erfolgten in der Wiener Mal- 
schule Scheffer, dann folgte die Akademie der 
bildenden Künste mit den Professoren Griepenkerl 
und Delug. In München beeindruckte den iungen 
Zerritsch unter anderen der iunge Wilhelm Trübner, 
in Wien die damals schon betagte Tina Blau. Dann 
folgten die Jahre des freien Schaffens, mit einem 
pädagogischen Zwischenspiel als Lehrer an der 
„Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt". Professor 
Fritz Zerritsch hat seit 19H im Wiener Künstlerhaus 
in steter Folge ausgestellt. Seit 1914 ist er Mitglied 
dieses Kunstforums. Kaiser Franz Joseph würdigte 
seine Arbeit. 38 Jahre später, somit in der Zeit der 
Zweiten Republik, schrieb der geistvolle Künstler 
und Schriftsteller A. P. Güterslah: „Fritz Zerritsch, 
der auf seine Weise bereits eine meisterliche Höhe 
erklommen hat, sallte eigentlich nicht mehr laut 
gelobt werden müssen. Aber hat es nicht sogar ein 
Adalbert Stifter nötig, immer wieder in Erinnerung 
gebracht zu werden? (Denn keinen vergißt iede 
Neuzeit lieber als ihren alten Homer.) Und Bilder 
wie ,Ulpresse in Kirchberg' oder ,Landschoft mit 
Wohnwagen' oder ,Rinder am Felsen' sind genauso 
Österreichisch-mythisch wie der Nachsommer." 
Lassen wir aber Fritz Zerritsch selbst über die Ent- 
stehung seiner Bilder sprechen: „Die erste Anre- 
gung zum Landschaftsbild gibt mir ein Noturein- 
druck. Ich finde meine Motive in der mir vertrauten 
Umwelt Wiens, auf Dorfstraßen, in kleinen Städten, 
am Waldrand. Alte Dörfer, ländliche Bauten, Dä-
	        
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