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Brückenbau.
Nach diesem Systeme, welches besonders Rennie ausbildete,
wurden 1814 die berühmte Southwarkbrücke über die Themse, deren
grösste Spannweite 72. 9ts Meter beträgt; ferner 1822 die drei
deutschen Brücken, nämlich die Friedrichsbrücke (9. 21 Meter Spann
weite) und die Weidendammer Brücke (9., Meter Spannweite) zu
Berlin und die Havelbrücke zu Potsdam (18., 2 Meter Spannweite);
des Weiteren 1827 die von Rendel erbaute Trentbrücke Uber den
Lary ausgeführt und 1844 das grossartige, allerdings nicht zur An
wendung gelangte Project der Menaibrücke (145 Meter Spannweite)
von Stephenson verfasst. Eine weitere Anwendung erhielt unter
Anderem das System der gusseisernen Bogenträger aus grossen
Segmentstücken: 1843 bei der 1851 wieder eingestürzten Eisen-
bahnbrücke über die Kinzig bei Offenburg (12., Meter Spannweite);
1851 bei der Eisenbahnbrücke zu Tarascon über die Rhöne (60. 0
Meter Spannweite); bei der von Georges und John Leather erbaute
Airebrüeke bei Leeds (36.-, Meter Spannweite, 3. 65 Meter Pfeilhöhe,
13. 2 - Meter Fahrbahnbreite); dann 1858 bei der von Savarin und La-
galisserieerbauten Solferinobrücke (40 Meter Spannweite) zu Paris;
ferner 1860 beider St. Louis-Brücke in Paris (64. 0 Meter Spannweite);
1863 bei der Brücke zu Rochester (5l. g Meter Spannweite); 1868
bei der Strassenbrücke Uber den Allier bei Vichy (6 Oefthungen
ä 37. 0 Meter); endlich auch bei der neuen Bogenbrücke über die
Aire zu Leeds (1870?, 31. 3 Meter Spannweite, die äusseren Bogen-
träger von Gusseisen, die inneren 8 Bogenträger von Schmiedeisen),
bei welchen Brücken die Segmentstücke durch Rippen verschieden
artig verstärkt erscheinen.
Während nun in der bisher geschilderten Weise der Bau der
gusseisernen, aus flachen, vollen oder ausgehöhlten Segmentstücken
bestehenden Bogenbrücken sich entwickelte, folgte gleichzeitig die
Durchbildung des gusseisernen Bogenbaues aus Röhreusegmenten.
Der deutsche Ingenieur Reichenbach, welcher 1792 auf einer
Reise in England hohe Säulen aus Röhrenstücken zusammengesetzt
fand, kam zuerst auf den Gedanken, Bogenträger aus Röhren zu
bilden; er schrieb 1809 über diesen Gegenstand eine theoretische
Abhandlung und war Veranlasser zu jenen Ideen, mit denen Wiebe
king 1811 bezüglich der Verbindung der Röhren durch schiefen
Schnitt und Mufferüberschiebung auftrat.