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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVII (1972 / Heft 122)

renz nahe verwandt, so aat: aie bereits ver- 
mutete Urheberschaft Trogers bekräftigt wird 5'. 
Ohne das Manogramm dieser Szenen würde 
man die später für Kurfürst Maximilian lll. 
Joseph geschaffenen, literarisch beglaubigten 
Gruppen und Einzelfiguren mit mythologischen 
und genrehaften Darstellungen" kaum als 
Werke der gleichen Hand ansprechen. Die von 
Berliner vermerkten starken italienischen Ein- 
flüsse mögen auf einen Studienaufenthalt dort 
oder auf das vom Kurfürsten vermittelte Studien- 
material - „teils Antiken, teils auch gute Zeich- 
nungen" - zurückzuführen sein". Zu der zeit- 
genössischen Münchner Plastik, zu de Grof, zu 
J. B. Straub, gibt es keine Verbindung. Künst- 
lerisch besteht eine merkwürdige Diskrepanz 
zwischen dem signierten Wiener Holzbozzetto 
und der großen Kain-Abel-Gruppe in Mün- 
chenss. Die um 1745 anzusetzenden Gruppen 
des Raubes der Proserpina (Abb. 21, 22) und der 
Fahrt des trunkenen Silen auf dreirädrigem 
Wagen 56 zeigen einen dem Detail verhafteten, 
genreartigen Realismus, der prunkvaller Reprä- 
sentation dienen soll. Eine ornamentale Bewegt- 
heit des Ganzen kommt nicht zustande, man 
uen Ausklang aer cltenoeinplastik aes I5. Jahr- 
hunderts mögen zwei beispielhafte Werke von 
Joh. Christian Ludwig von Lücke (um 1703 bis 
1780) und Joseph Teutschmann (1717 bis 1787) 
veranschaulichen. Die „Schlafende Schäferin" 
(Abb. 23), eines der reifsten Elfenbeinbildwerke 
Lückes, um 1750 entstanden, ist Dokument einer 
höfischen, von französischer Malerei inspirierten 
Rokokokunst". Bei Lücke überschneiden sich die 
Bereiche von Elfenbein und Porzellan: er war 
kurzfristig in Meißen und 1750 in Wien Modell- 
meister gewesen. - Der Tiroler Teutschmann, 
seit 1742 Werkstattinhaber in Passau, hat als 
einzige gesicherte Elfenbeinarbeit die I T mono- 
grammierte Pedumkrümme (Abb. 24) aus Kloster 
Niederaltaich hinterlassen". Die Vitalität und 
der Charme des bayerischen Rokokos spiegeln 
sich in diesem Werk. Rocailleornamente überzie- 
hen phantasievoll die Curva, Cherubsköpfchen 
mit den lnsignien der Kardinaltugenden, Engel- 
chen mit Kartuschen setzen plastische Akzente. 
In dem „patschigen", lebenssprühenden Putta, 
der sich an die Volute anschmiegt, vermeint man 
einen letzten Nachkommen der Putten von Fran- 
cois Duquesnoy zu erkennen. 
Anmerkungen 51-59 
5' Knt. Berliner, Nr. B39, B40. - E. v. Philippovidi, a, a. O. 
(Anm. 2a , s. a. 
5' Kirsten schengreen Piacenti, La Callezione Medicee di 
Sculture in Avoria, In: Antichitd vivu ll, April 1963, 
S, 36, Abb. 11. 
5' Kat. Berliner, Nr. 508-517. 
5' E. v. Philippovich, a. a. O. (Anm. 1B), S. 9. 
551. v. Schlosser, Werke der Kleinplastik in der Skulpturen- 
sammlung des ullerhödisten Kaiserhauses, Bd. ll, Wien 
1910, Tat. XXlX, 2. - Kut, Berliner, Nr. 509. 
55 Kat. Berliner, Nr. 516, 517. 
57 Neu-fortgesetzter Parnassus Bayrischer 
Boitus oder 
23 Johann Christian Ludwig von Lücke, Schlafende 
Schöferin, um 1750. H 19,9 cm, L 41,1 cm 
24 Joseph Teutschmann (Tirol), Pedumkrümme aus 
Kloster Niederaltaich. Passau, um 1755. H 33,9 cm 
Musen-Berg.,., Augsbur und Stadt am Hai nächst 
Regensbur 1736, Achtze ender Bericht, S. B4. - Ich 
verdanke an Hinweis Herrn Dr. Peter Volk. 
5' Kai. Berliner, Nr. 581. - Van Lücke stammt auch eine 
reizvolle weibliche Büste in Hochreliet iKat. Berliner, 
Nr, 658: „Süddeutschland, wahrscheinlich München. 2, 
Hälfte des 18. Jahrh."), die stilistisch eng mit einer 
signierten und 1759 datierten Frauanbüste Lückes im 
Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg überein- 
stimmt (E, v. Philippavidi, Elfenbein, Braunschweig 1961, 
S. 169, Abb. 130). 
5' Kat. Berliner, Nr, 613. 
2B), 5.21 f. - Philippovich, a. a, O, (Anm. 
i] Unser Autor: 
Dr. Alfred Schädler, 
Oberkonservator am 
Bayerischen Nationalmuseum 
Prinzregentenstraße 3 
8 München 22 

	        
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