elm Mrazek
Glasfenster
l Anton Faistauer
hre 1970 erwarb das Österreichische Mu-
für angewandte Kunst ein Glasfenster mit
nbefung der Könige und der Hirten (Abb.
ssen Entwurf von Anton Faistauer stammte
las in den „Vereinigten Werkstätten für
k und Glasmalerei Puhl 8. Wagner-Gott-
Heinersdorff" in Berlin-Treptow ausgeführt
in war. Ein seltener Glücksfall fügte es,
ie letzte Besitzerin dieser Werkstätten, die
i ihrer Nähe zur Zonengrenze an Wert
edeutung viel eingebüßt hatten, auch noch
aszikel mit dem Briefwechsel zwischen der
und Anton Faistauer beibringen konnte,
ß der Werdegang dieses im Lebenswerk
Faistauers einzigen und bisher völlig un-
tnten Werkes genauesten: verfolgt werden
(unstwerk selbst ist ein dreiteiliges, ver-
s Glasfenster in einem Holzrahmen. Jeder
teil mißt 100,5 x 41,5 cm, das ganze Fen-
ltSO 100,5 x 124,5 cm, mit Rahmen 109 x
n. Die über die gesamte Glasfläche kom-
rte Darstellung wird durch ein „gotisieren-
Qahmenwerk aus vier schlanken Säulen mit
tlJETSTl Spitzbogenobschlüssen so unterteilt,
ich drei Teile ergeben, von denen der linke
iie Heiligen Drei Könige, der mittlere
Maria mit dem Kinde und der rechte drei an-
betende Hirten zeigt. Die Szene spielt im Frei-
raum, Maria sitzt unter einer Art Baldachin,
im Hintergrund lassen sich Häuser und Berg-
ketten erkennen. Die schwarze Umrißzeichnung
ist kraftvoll geführt, die Bleistege folgen ihr zu-
meist. Die Modellierung der Körper sowie deren
Binnenzeichnung sind stark reduziert, so daß die
für Anton Faistauer so typischen leuchtenden
Farbflächen dominieren.
Der Werdegang dieses Glasbildes wird durch
dreizehn Briefe dokumentiert, wobei der Wunsch,
eine Arbeit von Anton Faistauer in Glas umzu-
setzen, im Dezember 1927, um die Weihnachts-
zeit, zu den ersten brieflichen Kontakten führte.
Der Schriftwechsel umfaßt acht Briefe in Ma-
schinschrift von seiten der Berliner Werkstätten,
d. h. von Gottfried Heinersdorff, und fünf von
Anton Faistauer in dessen flüssiger Handschrift.
Den ersten Brief, in dem das Projekt erwähnt
wird, schrieb Gottfried Heinersdorff von den
Berliner Werkstätten am 21. Dezember 1927.
Der letzte in dieser Sache wurde gleichfalls
von Heinersdorff am 10. April 1929 verfaßt.
Dieser enthält die Mitteilung, daß der von
Faistauer zurückgeforderte Entwurf bereits an
dessen Wiener Adresse abgegangen ist, und
1 Anton Faistauer, Anbetung der Könige und Hir-
äegrziälgälasfenster, zu drei Teilen a 100,5 x 41,5 cm.
auch die Bitte um weitere Zusammenarbeit. Da
Anton Faistauer am 13. Februar 1930 starb,
wurde wegen des ausgeführten Glasfensters
von seiten der Berliner Werkstätten nichts mehr
weiter unternommen. Das Glasfenster wurde
abgestellt und kam erst anläßlich der Auflösung
der Werkstätten in den Jahren 1969l70 wieder
zum Vorschein.
Wie aus dem Briefwechsel hervorgeht, ist die
Anbetung der Könige und Hirten nur ein Teil
eines um vieles größer konzipierten Domfenster-
entwurfes, den Anton Faistauer für das Bühnen-
bild des von Max Reinhardt inszenierten Spieles
„Mirakel" entwarfen hatte. Die Komposition ist
im engsten Anschluß an die Fresken in der
Kirche in Morzg entstanden, das Thema „auf
Glas umkamponiert". Dieses Werk aus den Jah-
ren 1927128 ist Faistauers „erstes Glasbild" -
es sollte auch sein einziges bleiben.
Es kommt nicht häufig vor, daß die vollständige
Korrespondenz, die zur Entstehung eines Kunst-
werkes führte, erhalten geblieben ist. Wir druk-
ken im folgenden alle jene Passagen aus dem
Briefwechsel ab, die sich ausschließlich auf die
Glasscheiben beziehen.
lUmseitig der Briefwechsel zur Entstehung des Werkes)
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