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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVII (1972 / Heft 122)

elm Mrazek 
Glasfenster 
l Anton Faistauer 
hre 1970 erwarb das Österreichische Mu- 
für angewandte Kunst ein Glasfenster mit 
nbefung der Könige und der Hirten (Abb. 
ssen Entwurf von Anton Faistauer stammte 
las in den „Vereinigten Werkstätten für 
k und Glasmalerei Puhl 8. Wagner-Gott- 
Heinersdorff" in Berlin-Treptow ausgeführt 
in war. Ein seltener Glücksfall fügte es, 
ie letzte Besitzerin dieser Werkstätten, die 
i ihrer Nähe zur Zonengrenze an Wert 
edeutung viel eingebüßt hatten, auch noch 
aszikel mit dem Briefwechsel zwischen der 
und Anton Faistauer beibringen konnte, 
ß der Werdegang dieses im Lebenswerk 
Faistauers einzigen und bisher völlig un- 
tnten Werkes genauesten: verfolgt werden 
(unstwerk selbst ist ein dreiteiliges, ver- 
s Glasfenster in einem Holzrahmen. Jeder 
teil mißt 100,5 x 41,5 cm, das ganze Fen- 
ltSO 100,5 x 124,5 cm, mit Rahmen 109 x 
n. Die über die gesamte Glasfläche kom- 
rte Darstellung wird durch ein „gotisieren- 
Qahmenwerk aus vier schlanken Säulen mit 
tlJETSTl Spitzbogenobschlüssen so unterteilt, 
ich drei Teile ergeben, von denen der linke 
iie Heiligen Drei Könige, der mittlere 
Maria mit dem Kinde und der rechte drei an- 
betende Hirten zeigt. Die Szene spielt im Frei- 
raum, Maria sitzt unter einer Art Baldachin, 
im Hintergrund lassen sich Häuser und Berg- 
ketten erkennen. Die schwarze Umrißzeichnung 
ist kraftvoll geführt, die Bleistege folgen ihr zu- 
meist. Die Modellierung der Körper sowie deren 
Binnenzeichnung sind stark reduziert, so daß die 
für Anton Faistauer so typischen leuchtenden 
Farbflächen dominieren. 
Der Werdegang dieses Glasbildes wird durch 
dreizehn Briefe dokumentiert, wobei der Wunsch, 
eine Arbeit von Anton Faistauer in Glas umzu- 
setzen, im Dezember 1927, um die Weihnachts- 
zeit, zu den ersten brieflichen Kontakten führte. 
Der Schriftwechsel umfaßt acht Briefe in Ma- 
schinschrift von seiten der Berliner Werkstätten, 
d. h. von Gottfried Heinersdorff, und fünf von 
Anton Faistauer in dessen flüssiger Handschrift. 
Den ersten Brief, in dem das Projekt erwähnt 
wird, schrieb Gottfried Heinersdorff von den 
Berliner Werkstätten am 21. Dezember 1927. 
Der letzte in dieser Sache wurde gleichfalls 
von Heinersdorff am 10. April 1929 verfaßt. 
Dieser enthält die Mitteilung, daß der von 
Faistauer zurückgeforderte Entwurf bereits an 
dessen Wiener Adresse abgegangen ist, und 
1 Anton Faistauer, Anbetung der Könige und Hir- 
äegrziälgälasfenster, zu drei Teilen a 100,5 x 41,5 cm. 
auch die Bitte um weitere Zusammenarbeit. Da 
Anton Faistauer am 13. Februar 1930 starb, 
wurde wegen des ausgeführten Glasfensters 
von seiten der Berliner Werkstätten nichts mehr 
weiter unternommen. Das Glasfenster wurde 
abgestellt und kam erst anläßlich der Auflösung 
der Werkstätten in den Jahren 1969l70 wieder 
zum Vorschein. 
Wie aus dem Briefwechsel hervorgeht, ist die 
Anbetung der Könige und Hirten nur ein Teil 
eines um vieles größer konzipierten Domfenster- 
entwurfes, den Anton Faistauer für das Bühnen- 
bild des von Max Reinhardt inszenierten Spieles 
„Mirakel" entwarfen hatte. Die Komposition ist 
im engsten Anschluß an die Fresken in der 
Kirche in Morzg entstanden, das Thema „auf 
Glas umkamponiert". Dieses Werk aus den Jah- 
ren 1927128 ist Faistauers „erstes Glasbild" - 
es sollte auch sein einziges bleiben. 
Es kommt nicht häufig vor, daß die vollständige 
Korrespondenz, die zur Entstehung eines Kunst- 
werkes führte, erhalten geblieben ist. Wir druk- 
ken im folgenden alle jene Passagen aus dem 
Briefwechsel ab, die sich ausschließlich auf die 
Glasscheiben beziehen. 
lUmseitig der Briefwechsel zur Entstehung des Werkes) 
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