rt zu verbildlichen suchte, gestaltet Cranach
a Vorlage tendenziös um. Die beiden Zeugen
ICI als protestantische Prediger dargestellt, der
ache trug ursprünglich die Papstkrone, die
at ob heftiger Einsprüche von gemäßigter Seite
i Friedrich dem Weisen über dessen Auftrag
röndert wurde, allerdings nur derart, doß sie
rar verunklärt, doch aber spürbar das Thema
s tiaratragenden Untiers aufgreift. Die Zeugen
ts Apokalypsetextes deutet Luther als die
:hten, frommen Prediger, die das Wort rein
halten, das Tier aus dem Abgrund ist der
pst, der Tempel das Innere der Wittenberger
hloßkirche als Zentrum der Reformation. Das
pstungeheuer wird die Zeugen des Neuen
stamentes verschlingen. Cranachs spätgotische,
tkorative Komposition mit reinem Illustrations-
arakter - und der ihr folgende Nochschnitt
vermag diese Deutung des Reformators höchst
ischaulich ins Bild, in visuell Faßbares umzu-
tzen.
rs dem Gebot der zahlreichen Aufträge vom
chsischen Kurfürstenhof, oder solcher, die die-
r vermittelte, ebenso wie der des Reforma-
rs und seines Kreises, aber wohl auch auf
rund modischer Bestrebungen baute sich Cra-
ich in Wittenberg eine Werkstatt auf, die ihn
cht nur zum führenden Künstler Sachsens und
er sächsischen Reformation machte, sondern
trüber hinaus seinen Stil durch lange Zeit
aiter erhielt.
t geht auch die Bildinrerpretation von Luthers
xvorzugtem Thema „Sündenfall und Erlösung"
if ihn zurück, bei dessen Holzschnittgestaltung
.bb. 14) sich der Sohn Lucas Cranachs (Lucas
"anach d. J.) vor allem an die Entwurfszeich-
ingen des Vaters für die Altartafel von Gotha
elt. In den einzelnen Szenen des Titelholz-
hnittes zu „Die Propheten alle Deutsch" eben-
Betrachter ein Leitfaden zum Verständnis beider
Testamente von Christus her vermittelt werden.
Es wird der Versuch einer Darstellung des re-
formatorischen Menschenbildes und der refor-
matorischen Sicht der Bibel unternommen, wobei
das dogmatische Programm sicher in Zusammen-
arbeit des Künstlers mit Martin Luther und den
Wittenberger Theologen entstand. Der Lebens-
baum scheidet mit dem verdorrten linken und
dem grünenden rechten Teil die beiden Wege
zum Tod oder zum Leben, deren Bildprogramm
nach der von Luther in Wittenberg am Tage
Johannes des Täufers im Jahre 1522 gehaltenen
Predigt nach Lucas I. 57-80 (Martin Luthers
Werk, Weimarer Ausgabe 10, III, S. 205 ff.) ge-
staltet wurde. Luther legte dar, daß in dem Ge-
setz der Tod, in Christus das Leben sei. Das
Gesetz stoße in die Hölle und töte, Christus er-
hebe in den Himmel und spende das Leben.
Demnach zeigt die künstlerische Gestaltung links
die Darstellung des Gesetzes mit Gott als stren-
gem Richter; den Menschen, der als Sünder in
selbstverschuldeter Isolierung lebt, gehetzt und
gejagt, ohne Verständnis für die Zeichen der
Rettung. Schreckende dämonische Mächte, Tod
und Teufel treiben ihn, gejagt vorn Bewußtsein
der nicht erfüllten Gebote der ihm von Moses
anklagend entgegengehaltenen Gesetzestafeln,
in die flammende Hölle.
Auf der rechten Seite wird die Überwindung
von Satan und Tod durch die von der Verkündi-
gung an die Hirten bis zur Auferstehung Christi
reichende Linie tröstlicher Verheißungen von
Freude und Leben dargestellt. Christus über-
windet die bösen Mächte im Menschen. Johan-
nes der Täufer tritt als Mittler zwischen dem
Menschen und Christus, zwischen Moses und dem
Erlöser, Gesetz und Gnade auf, denn er ver-
steht Sinn und Grenze des Gesetzes. Der Gna-
mehr den Peccator, nachdem Christus, also Gott
selber, für ihn Tod und Teufel erschlagen und
überwunden hat.
Die einzelnen Szenen sind einfach und konven-
tionell komponiert, es sind Freiraumkompositio-
nen mit weitem Landschaftshintergrund. Leicht
faßbare Illustrationen der neuen theologisdwen
Sicht, gearbeitet in stark mittelalterlichem Zu-
sammenhang mit Reminiszenzen an die Donau-
schulkunst. Mitdiesem an traditionelles Formengut
anschließenden „Reformationsstil" aber erreichte
Cranoch, und von ihm ausgehend seine Werk-
statt, daß die neue Lehre dem einfachen
Volk faßbar wurde. Er entsprach damit voll und
ganz dem Verlangen des Reformators nach
pädagogisch wirksamem Anschauungsmaterial
unter Aufgabe eigener, höherer künstlerischer
Intentionen in der Entwicklung seiner Druck-
graphik. Diese Intentionen konzentrierte er aus-
schließlich auf seine über Veranlassung des mo-
dern denkenden Kurfürstenhofes geschaffenen
Werke der Malerei.
9 Lucas Cranoch d. Ä., Die Buße des heiligen
Chrysostomus. Kupferstich; Monogramm LC mit
geflügelter Schlange und 1509 auf Tätelchen.
25,2 x 19,5 cm. Albertina (Inv.-Nr. 1929174, A).
Lit.: Bartsdi, Vll, 1; Hollstein, German Engravin s...,
Vol. VI, S. 2, Nr. I; Kut. Das Zeitalter Albredit ürers,
Albertina, Wien 1964, S. 76, Nr. 235.
10 Lucas Cranoch d. Ä, Der heilige Hieronymus.
Holzschnitt; Monogramm LC mit geflügelter
Schlange und 1509 auf Töfelchen; sächsische
gäzpxen. 36,6 x 23 cm. Albertina (lnv.-Nr. 1929!
LiL: ßurlschliVll, 63; Dodgson, Calulague II, 60; Hallstein,
German Engravings. . ., Vol. VI, S. 61, Nr. 54; Kat. Das
[Zleitazlqtzr Albrecht Dürers, Albertina, Wien 1964, S. 76,
r. .
C1 Unser Autor:
Dr. Hanna Dornik-Eger
Assistent an der Bibliothek
und Kunslblättersammlung
des Österreichischen Museums
für angewandte Kunst