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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVII (1972 / Heft 123)

L Kunstlerprotlle 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
1 Stehende, 1956. Gips für 
Bronze, H 165 cm 
2 Dicke Margat (nach Francais 
Villon), 1970 
Bronze, eigener Guß, H 32 cm 
3 Schlafende, 1971. Bronze, L 27 cm 
4 Bottoli, Werkstatthof, 
Sitzende Figur, umgearbeitet auf 
Kalksandstein, H 160 cm 
Toter Mann, 1969. 
Kalksondstein, H 165 crn 
Oskar Bottoli 
„Verwandlung der Jo", 1969-1971. 
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immer noch ist des Menschen Leib 
Der Mensch in seiner Körperlichkeit, der Leib als 
gleichbleibende, durch die Jahrtausende seit der 
Aufrichtung nicht wesentlich gewandelte 
Erscheinung, ist der Vorwurf für fast alle Arbeiten 
dieses Bildhauers. Er formt ihn immer wieder 
aufs neue aus Ton, gießt ihn in Metall, schlägt ihn 
aus dem Stein. Es ist nicht der schöne, es ist nicht 
der häßliche Mensch, es ist einfach der Mensch. 
Es ist damit ein Bekenntnis zur Leibhaftigkeit über 
alle Zeiten hinweg, zur Dauer, bei aller 
Spiritualisierung, bei aller Automatisierung, bei 
aller Technisierung. 
Bottoli wurde 1921 in Wien geboren und studierte 
von 1945 bis 1953 bei'?rof. Wotruba an der 
Akademie der bildenden Künste. Bei den frühen 
Arbeiten, wie etwa dem „Wagenlenker" (1950) 
oder dem „Sizilianischen Eselreiter" (1951) sehen 
wir schon einen vom „klassischen" Begriff 
abweichenden Kanon, der eher eine ursprüngliche, 
archaische Klobigkeit anpeilt. Doch schon mit zwei 
Arbeiten aus dem Jahre 1956, einer „Stehenden" 
und dem „Mädchen auf der Schildkröte", zeigt 
der Künstler, wofür er sich entschlossen hat. Es 
ist eine Hinwendung zur monumentalen Strenge 
der ägyptischen Plastik. Diese Aufgerichtetheit, 
ein gelassenes So-Sein, finden wir in Bottolis 
Arbeiten bis auf den heutigen Tag, ia in manchen 
Werken, besonders den Skulpturen, noch 
ausgeprägter, fast zu totemhafter Starre 
konzentriert. Die „Stehende" ist in der Haltung 
fast ein weibliches Gegenstück zur Holzstatue des 
Perhernotret der 5. Dynastie. Der Kopf, und nicht 
nur dieser, sandern viele Köpfe, die Bottoli 
schafft, findet iedoch in den sardinischen Bronzen 
eine Entsprechung, wobei besonders auf die bei 
Bottolis späteren Arbeiten oft knopfförmig 
heraustretenden Augen hingewiesen werden 
muß, wie wir sie schon in der „Barbaicina-Gruppe", 
den ausdrucksstarken Statuetten aus Sardinien, 
antreffen. Das schon genannte „Mädchen auf der 
Schildkröte" stellt in seiner Vereinigung vom 
Weiblichen und Tier, ebene in der Haltung des 
mit gespreizten Schenkeln reitenden Kindes und 
dem vorgestreckten Kopf des Reptils eine 
archetypische Darstellung des Weiblichen als Herrin 
der Tiere dar. Auch das Jungfräuliche der noch 
kindlichen Reiterin paßt in den archetypischen 
Zusammenhang, ebenso wie die Haupterhebung 
des vom Weiblichen „besessenen" Tieres. 
Vieles ist allerdings allein von der Erkenntnis 
eines richtigen architektonischen Aufbaues dieser 
Figuren abhängig. So sind Haltungen, wie sie 
„Twist ll" (1965) zeigt, aus Bemühung um die 
Beherrschung der Farm geworden. Im selben Jahr 
entstand eine „Männliche Figur" und „Die dicke 
Margot".Jede der beiden Bronzen ist 40 cm hoch und 
selbst gegossen. Seit einigen Jahren schon gießt 
der Künstler seine Werke selbst, unwahrscheinlich 
dünnwandig und wie eine prallgefüllte Haut. 
Immer wieder zeigen Battolis Frauenfiguren massige 
Körper, wobei die urstömmige, 1969 aus Kalkstein 
geschlagene mit dem Volumen wirkt und der 
kleine Kopf in die Urmasse des Steins zurück- 
genommen wird. Ein anderes Geschöpf ist die 32 cm 
große Bronze aus dem nächsten Jahr. Trotz der 
bewegten Linienführung wird der geschlossene 
Eindruck bewahrt, trotz der Leibesfülle, der 
betonten Genitalmerkmale hat diese Frauenfigur 
nichts Herausforderndes. Trotz des sinnlichen 
Gesichtsausdruck: ist hier ein gebender Typ fest- 
gehalten. Damit ist dem Künstler eine sowohl 
inhaltliche als auch formale Bereicherung 
seines umfangreichen Guvres gelungen. 
Alais Vogel
	        
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