Albin Rohrmoser
Bemerkungen zu den
sogenannten Orgelflügeln
des Conrad Laib
im Salzburger Museum
Carolino Augusteum
Rekonstruktion des Salzburger Altares, Werktagsseite
(geschlossener Zustand)
Solzburger Aliar, Werklagsseile (S. 6)
'I Conrcid Laib, hl. Korbinian (Oberleil des linken
Flügels - Werktagsseile], um 1449. Padua,
bischöflicher Palast
2 Conrad Laib, hl. Florian (Oberleil des rechten
Flügels - Werklagsseile), um 1449. Padua,
bischöflicher Palasl
3 Conrud Laib, hl. Korbinian [Unterleil des linken
Flügels - Werklugsseile), um 1449. Paduu,
bischöflicher Palast
4 Conrad Laib, hl. Florian (Unlerleil des rechten
Flügels - Werklagsseile], um 1449. Venedig,
Seminurio potriurcale
Sclzburger Aller, Sonnlugsseile (S. 7)
5
6
7
10
11
Conrud Laib, hl. Hermes, um 1449. Salzburger
Museum Carolino Augusieum
Conrad Laib, hl. Primus, um 1449. Solzburger
Museum Curolino Augusleum
Conrod Laib, Geburt Marine (Oberteil des lin-
ken Flügels - Sonmugsseile, um 1449. Paduu,
bischöflicher Palasl
Conrad Laib, Verkündigung (Unterteil des lin-
ken Flügels - Sonnlugsseile), um 1449. Paduu,
bischöflicher Palast
Ccnrcd Laib, Kreuzigun „mil e m Gedräng'
(Miltellafel), 1449. Wien, sterreichische Galerie
Conrud Laib, Geburt Christi (Oberteil des rech-
len Flügels - Sonnlagsseile), um 1449. Paduu,
bischöflicher Pulusl
Conrad Luib, Murieniod [Unlerleil des rechten
Flügels _- Sonnlagsseile), um 1449. Venedig,
Seminuno palriarcule
1
Anmerkungen 1-5
' Elfnede laum, Katalog des Museums mittelalterlicher
osterrelchlscher _Ku_r_ist, wie" 1971, s. 57 +1., E. Baum gibt
hier wie gute Emfuhrung m das Werk des Conrod Lo
'Rabert snessuy, Studien zur Altsalzburger Malerei in:
Reperlnrlum für Kunstwlssansdiclft, XXXIV. Bd., Berlin 1911,
s. au. Dagegen daclite an einen größeren ikonographi-
sehen Zusammenhang u. Forrn einer rhetorischen Fragestel-
lung bereits Otto Fischer, DIE altdeutsche Malerei in Salz-
burgh Lelpl? 1908, s. u.
'Iiudwig' Bsltassiwgonsraa Laib Und die beiden Ruelund
rueau , m: , . .
4 Otto Pacht, Österreichische Talalmalerei der Gatik, Augs-
burg-Wren 19W, S. 28 und 30.
' l, Baldass, a. a. O., 5.10.
6
Prospekt, Plakat und Briefmarke zur Ausstellung
„Spätgotik in Salzburg - die Malerei" haben
den Ausschnitt aus Conrad Laibs Darstellung
des hl. Hermes weithin bekannt gemacht und
zum Symbol der Ausstellung werden lassen.
Diese Tafel des „bedeutendsten alpenländischen
Malers der Jahrhundertmitte" (E. Baum)", deren
auffällige Gesamtform als rechtwinkeliges, stei-
les Dreieck mit gekappten Spitzen zu beschrei-
ben ist, wird dadurch zum Gegenstand eines
der wenigen bisher noch ungelösten Probleme
der Laib-Forschung, da sie in einer weiteren
Tafel mit der Darstellung des hl. Primus ein
Pendant erhält, mit dem zusammen sie ein in
sich geschlossenes, komplettes Flügelpoar zu bil-
den scheint. Ebenso offenkundig schien der ur-
sprüngliche Verwendungszweck. „Daß es sich
um die einstigen Deckflügei eines Orgelpfeifen-
kastens handelt, kann noch dem Format nicht
zweifelhaft sein..."', schrieb Robert Stiassny.
Die weitere Forschung folgte dieser Auffassung,
und selbst Ludwig Baldass, der die Möglichkeit
einer Einordnung der beiden Tafeln als Flügel-
aufsätze zu einem Altar mit trapezförmigem
Mittelgiebel erwogß, vermochte sich ihr insofern
nicht zu entziehen, als auch seine weitere Inter-
pretation der beiden Heiligengestalten von einer
Voraussetzung ausging, die der Orgelflügeltheo-
rie voll entsprach: Auch er sah die beiden Dar-
stellungen nicht als untergeordnete Teileinheiten
eines harmonischen Ganzen, eben des Retabels,
sondern handelte sie wie für sich isoliert be-
stehende Bilder ab. Durch Ausschaltung einer
die Komposition der Figuren möglicherweise
maßgeblich bestimmenden ursprünglichen Funk-
tion stieß auch er im Vergleich der beiden dar-