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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVII (1972 / Heft 124 und 125)

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6A. 
5.7A.9 
gestellten Heiligen ringsum auf Unterschiede und 
reduzierte somit, wie Otto PöchV dies bereits 
lange vor ihm getan hatte, seine wissenschaftliche 
Untersuchung der beiden Figuren auf das stili- 
stische Problem der Entwicklung der isolierten 
Standfigur bei Conrad Laib. Daß bei einer sol- 
chen Problemstellung die unterschiedlichen Grö- 
ßenverhöltnisse der beiden Figuren und bei an- 
nähernd gleicher Tafelfläche ihr sehr unter- 
schiedliches Verhältnis zum Bildgrund ebenso 
wie der Grad der Anpassung der Figur an das 
gegebene Tafelformat einen kräftigen Ausschlag 
auf der Goldwaage wissenschaftlicher Verglei- 
chung ergeben mußten, versteht sich von selbst. 
Aus Gründen persönlichen Ehrgeizes hatte be- 
reits R. Stiassny die Unterschiede scharf heraus- 
gearbeitet. Für ihn galt es dabei, von seiner 
Fehleinordnung der beiden Tafeln als Spät- 
werke (l) Michael Pachers soviel wie nur möglich 
noch zu retten und sein Gesicht zu wahren. Die 
beobachteten Unterschiede führten ihn schließ- 
lich so weit, daß er die Gestalt des hl. Primus 
zum „Mitglied der zahmen Spießbürgergesell- 
schaft" der Wiener Kreuzigung des Conrad 
Laib (damals noch des Meister Pfennig) herab- 
würdigte. „Eine ganz andere, auch künstlerische 
Gesinnung spricht aus dem Bilde seines Neben- 
patrons Hermes." Ihn lößt er „nicht wenige 
Jahre, sondern geraume Zeit nach der Wiener 
Kreuzigung entstanden" sein. Damit glaubt er, 
wenigstens die Hermestafel für Pacher oder 
einen frühen Schulgenossen gerettet zu haben. 
Nachfolgende Generationen von Kunsthistori- 
kern gaben den hl. Hermes freilich wieder an 
Laib zurück. Was sich seit Stiassny hingegen in 
der Kunstgeschichte hartnäckig gehalten hat, 
das ist die Überbewertung der Unterschiede im 
Vergleich zur Primusgestalt. Diese Unterschiede 
werden allgemein als Folge einer Entstehung 
der Tafeln zu verschiedenen Zeiten erklärt. Über- 
einstimmung herrscht dabei für die Dotierung des 
hl. Primus; sowohl von O. Pöcht wie auch von 
L. Baldass wird seine Entstehung in unmittelbarer 
zeitlicher Nähe der großen Kreuzigung von 1449 
(Wien, Österreichische Galerie) angenommen. 
Kontrür aber stehen sich die Auffassungen der 
beiden Gelehrten über die Entstehungszeit der 
Hermestafel gegenüber. Nach L. Baldasss schließt 
„an die scharf profilierten, edel bewegten Ge- 
stalten der Anbetung der Könige in Cleveland 
das linke der beiden Flügelbilder des Salzburger 
Museums mit dem heiligen Hermes an". Die 
Tafel in Cleveland aber datiert er ebenso wie 
die ihr zugehörige Geburt Christi in Freising 
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