Notizen
Österreichisches Kulturinstitut Paris -
Boeckl-Ausstellung
Dem Bemühen des Leiters des Österreichischen
Kulturinstituts am Pariser Boulevard des lnvalides
30 (Vll), Dr. Hans Brunmavr, verdanken kunst-
interessierte Kreise der Seinemetropole eine Aus-
stellung des österreichischen Malers Herbert
Boeckl, „. . . dessen Lebenswerk-nach Otto Demus-
kunstgeographisch am Rande Europas entstanden,
beanspruchen darf, infolge seiner Qualitäten und
Haltung einen Platz in der Mitte der europäischen
Entwicklung zu erhalten". 107 Zeichnungen und
Aquarelle des Künstlers waren im November 1973
zu einer der sehenswertesten Expositianen Öster-
reichs seit Kriegsende 1945 in der Pariser „Cite
internationale des Arts" vereint. Der 1966 in Wien
verstorbene Herbert Baeckl hat posthum in einem
Lande mit stärkster Malertraditian mit seinen
Werken hohen Anklang gefunden. Der Kunstkritiker
des Le Monde J.-M. D. meint u. a.: „. . . devant les
admirables dessins et aquarelles d'Herbert Baeckl
(1894-1966) exposes a la Cite internationale des
Arts, on s'etanne de voir dans quelle ignorance est
tenu hors de frontieres de son pays, un peintre
celebre chez lui", und schließt seine Kritik mit
„Herbert Boeckl est enfin ,dedauanä"' (Abb. 25, 26].
n
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Aachen - Gregory Saint-Thomas
und Bensu Erdem
Mormonenenkel G. Saint-Thomas aus Salt Lake
City, seit Jahren in der Idylle Valkenburgs bei
Aachen ansässig, ist als Person wie als Künstler von
höchster Merkwürdigkeit. Pianist, Verspender von
„Satansmessen" aus Plattenrillen, doch in keiner
Weise Exorzist, hat er sich in seinem Werk als
schier unheimlicher Allraunder präsentiert. Gold-
skulpturen, filigrane Arabesken, Entwürfe aus Ton,
Plastiken aus Gold, Silber, Edelsteinen, angereichert
mit Amethysten, Achaten, Naturperlen in üppigster
Fülle und schwere riesige Bilder sind dem Themen-
kreis uralter Erosvorstellungen unterworfen. Aus
alldem scheint der Geist neuer Mythen zu strömen,
der die Alle Welt vom großen Teich - „hair"-über
zu überschwemmen droht.
Gleichzeitig, nämlich vom 24. 11. 1973 bis 6. 1. 1974,
kam in die Neue Galerie eher unschuldig und
exotisch-kindhaft Bensu Erdem, eine Türkin, seit
1966, nach akademischer Schulung in Stuttgart und
Düsseldorf, in Deutschland lebend. Die Welt der
iungen Künstlerin ist mit all dem orientalischen und
aktuell-nostalgischen Bildvokabular ausgestattet, das
wir da kennen. Neben Pferden und Kamelen tum-
meln sid1 lassowerfende Cowboys, agieren Harems-
und Zirkusschöne unter Halbmanden und Zirkus-
und sonstigen untergehenden Märchensannen.
Drawing Starys, symbolträchtig, munter wird da
fabuliert und der Phantasie des Betrachters ein
weiter Spielraum affengelassen. Und all das schließt
naturgemäß irgendwo an die Tradition indopersi-
scher Miniaturmalerei (siehe unser erster Beitrag in
diesem Heft) an, führt und rührt in faszinierender
Weise in frischerer weil „iüngerer" Art in und an
das Ewig-Geheimnisvolle des Orients (Abb. 27, 2B).
BudapestlWien - Bücher aus Ungarn
Eine weitere Ausstellung des Collegium Hungaricum
brachte unter dem Titel „Bücher aus Ungarn",
Werke aus den Anfängen ungarischer Buchdrucker-
kunst, deren Erstlingsexemplare vor bald 500 Jahren
entstanden sind. Die eindrucksvolle Schau wurde
am 6. 11. 1973 von Ministerialrat Dr. Hermann Lein
vom Bundesministerium für Unterricht und Kunst,
Wien, und dem Direktor des Corvina-Verlages,
Budapest, Dr. Peter Balaban, feierlich eröffnet.
KarlsruhelFreiburglBasel -
Eine wertvolle Privatsammlung stellt sich in
der Bundesrepublik und in der Schweiz vor
Robert Hess, ein exzellenter Kenner der etruskisdien
Kunst, besitzt eine reiche Sammlung antiker Kunst.
Zwei Drittel dieses an die ca. 150 Obiekte um-
fassenden Schatzes eines zwanzigiährigen Sammler-
lebens zeigt er nun auf einer Tour in Karlsruhe,
Freiburg und Basel. Glanzpunkt der Schau einige
wenige Bronzen von äußerstem Seltenheitswert
und etruskische lmpasto- und Buccheragefäße,
Keramiken des B. und 7. Jahrhunderts v. Chr. Die
Vasen, Bronzen und Terrakotten sind griechischer,
italienischer und orientalischer Herkunft und wurden
von Robert Hess mit echter sammlerischer Emphase
zusammengetragen. Wir bilden hier daraus eine
etruskische Adorantin aus der Zeit um 500 v. Chr.
ab. Sie ist aus Bronze und 10 cm hoch (s. I. unten).
Köln - Matta und Camacho
lm Vorwinter präsentierte die in der Kölner Hahnen-
straße 2 beim Neumarkt ansässige Galerie Ariadne
zwei interessante Künstler aus dem lateinameri-
kanischen Kreis mit neuen Farbradierungen. Der
von seiner Wiener Ausstellung im Museum des
20. Jahrhunderts im Jahre 1963 bestens bekannte
Raberto Echaurren Matta, 1912 in Santiago, Chile,
geboren, und der nach New York und Rom nunmehr
in Paris lebt, sdwuf den Zyklus „Les Oh Tamobiles".
Dies sind zehn Farbradierungen, in hundert Blättern
aufgelegt, numeriert und handsigniert. Mattas
Werk, das in besonders charakteristischer Weise
den Surrealismus prägt, steht innerhalb der inter-
nationalen Kunstszene in einer Reihe mit Magritte,
Miro, de Chirico, Max Ernst und Dali.
Der zweite lateinamerikanische Künstler Jorge
Camacho, der 1934 in Havanna, Kuba, geboren ist,
lebt seil den sechziger Jahren in Paris. Auch
Werk mündet in magisch-surrealen Formen g
eigener Prägung. Er verarbeitet vorwiegenc
Bildwelt der präkolumbianischen Kultur, so
seinen neuen Farbradierungen „Les Vitriers"
Auflage gezählte 99, gleichfalls numeriert um
handsigniert sind.
KovacicalWien -
Martin Jonas und Jan Knazovic
lm Zuge der Welle naiver Kunst, die allmähli
ihren eigenen Anhängerkreis gewinnt, waren
Anfang des Winters 1973 in der Wiener Gale
Kaiser in der Windmübhlgasse, Wien 6, die
iugoslawischen naiven Maler Martin Jonas
und Jan Knazovic mit Werken unter dem Tite
„Naive Malerei aus Kovacica" zu sehen (Abl
MünchenlChinalWien -
Vortrag von Uwe G. Fabritzek
Im Figarosaal des Palais Palffy in Wien 1,
platz 6, fand Anfang Dezember vorigen Jahri
Vortrag statt, der unter der Patronanz des ös
reichischen China-Forschungsinstituts stand.
Während man in einschlägigen Kreisen Wien
bereits die ersten großen Anstalten machte, c
große Chinaausslellung im Österreichischen
Museum für angewandte Kunst konkret vorzu
ten, sprach der Referent der Stiftung für Wiss
schaft und Politik aus München, Uwe G. Fab
zu dem Thema „Politik zwischen den Supermi
ten 3" Europäische China- und chinesische Eur
politik seit 1949.
New YorkfWien - Jenö Szeredds stel
Das Österreichische Kulturzentrum, das derr
dem internationalen Künstlerclub, vorsteht, z:
November des Voriahres Ultempera, Ulpas
Holzschnitte und Lithographien von Jenö S
aus New York.
Nürnberg - ltten-Ausstellung
Die Kunsthalle Nürnberg am Marientor lud v:
2. Dezember des Voriahres bis 3. Februar 197-
einer Ausstellung: „Johannes ltten - der Unte
richt, Grundlagen der Kunsterziehung". Die v
Professor Dr. Hans Heinz Holz, Universität M
und dem Direktor der Nürnberger Kunsthalle
Heigl, eingeführte Ausstellung legte auf eind
Weise die charakteristischen Arbeitsgrundlagi
ltten-Unterrichts dar. Im Konkreten war die l
eine Zusammenfassung erhalten gebliebener l
ginalarbeiten von ltten-Schülern, die nach Ai
kreisgebieten und Aufgabenstellungen geardr
waren. Van der Farben- und Formenlehre an '
das gesamte Register über Material- und Text
Übungen sowie Rhythmus- und Empfindungss
bis zu Gewebeskizzen und hochqualifizierten
Druck- und Jacquardstoffen gezogen. Außer
lich instruktiv konnte man verfolgen, wie ltten
impressiven, expressiven sowie konstruktiven
gaben das schöpferische Potential ieder Schül
individualität hervorhalte und durch obiektiv
mäßiges Gestalten seine Lernfähigkeiten aptii
entwickelte (Abb. 30).
PraglWien - Vera Liskova bei Lobme
Den festlichen Aktivitäten des Hauses Lobmey
Wien zum 150iährigen Firmenjubiläum reihte:
am Ende die AktionsreiheßGlas und Licht" ar
Hier wurden internationale Tendenzen der Glt
szene aufgezeigt, dabei präsentierte man u. t
von Vera Liskovo. Die ehemalige Prager Kuns
gewerbeschülerin, von Stefan Rath entscheidet
beeinflußt und zum Glase „hingedrängt", hat
Bindungen zu Labmeyr. Vera Liskovas fiihrer
künstlerische Position in ihrer Heimat ist offen
und sie ist der internationalen Gestalter- und
Designercreme, voran Aalto, Nyman, Bergh,
Ohrstroem und Venini, zuzurechnen. Als ausi
prägte Künstlerindividualität ist sie mit dem s
Phänomen einer universalen Schaffenskontim
behaftet, die von Josef Hoffmann und der Wii
Werkstätte über Generationen bis an die heut
Avantgarde reicht (Abb. 31).