Kostbare Chinaschätze auf dem Transportweg
per Luftfracht
Die Schätze der China-Ausstellung, noch in Spe-
zialkisten verpackt, füllen den Renaissancesaal
des Österreichischen Museums für angewandte
Kunst in Wien
Fr_au Minister Dr. Herta Firnberg öffnet im Bei-
sern des chinesischen Botschafters Wang, von
Direktor Hofrat Dr. Wilhelm Mrazek und Dr.
Herbert Fux, dem Leiter der Ostasienabteilung
des Museums, die erste Kiste
Bundespräsident Dr. h. c. Franz Jonas, der aller-
erste Besucher der Ausstellung qlkrchäologische
Funde der Volksrepublik ChinaH Frau Bundes-
minister Dr. Firnberg und Direktor Dr. Wilhelm
Angeli von der Prähistorischen Abteilung des
Naturhistorischen Museums, Wien, mit dem
Staatsoberhaupt vor der Vitrine des Lan-T'ien-
Menschen
Cäroße Eröffnungsgala der China-Ausstellung
im Usterreichischen Museum für angewandte
Kunst. Entree van Bundeskanzler Dr. Bruno
Kreisky mit Gattin
Totenkleid der Prinzessin Tau Wari, 107 v. Chr.,
Jade (tflephrit), 2160 Plättchen, in zwölf Teilen
gearbeitet. Grabfund aus der Zeit der Han-
Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.)
Die China-Ausstellung im Österreichischen Mu-
seum für angewandte Kunst, als wichtigstes Wie-
ner Ausstellungsereignis des Jahres angekün-
digt, ist ihrem Ruf gerecht geworden. Nicht nur,
woran nach den Hymnen, die ihr aus Paris und
London vorausgeeilt waren, ohnehin niemand
ernstlich gezweifelt hat, im Hinblick auf die Ex-
ponate; sie hat auch die Erwartungen auf den
massenhaften Besucherzustrom nicht enttäuscht.
Man hat sich schon nadw dem ersten Wochen-
ende gefragt, worauf denn der enorme Zulauf
zurückzuführen sei in einer Stadt, in der man
zwar schon entdeckt hat, daß Kunst eine gute
Wertanlage sein kann, in der aber die Musik
und das Theater der Schauspieler noch immer
vor der bildenden Kunst rangieren.
Massenbesuch im Museum? Hat die Gratisre-
klame im Fernsehen und in den Zeitungen, die
schon lange vor der Eröffnung einsetzte, so viel
ausgemacht? Drängen die Wiener nur zur exo-
tischen Sensation, die diese „Archäologischen
Funde aus der Volksrepublik China" zweifellos
auch darstellen, wie zu einer Panoptikums-
schau? Natürlich spielt das alles eine Rolle, aber
man soll nicht vergessen, daß es seit ein paar
Jahren die erste Wiener Ausstellungsattraktion
ist, die uns in der Sackgasse, in der wir liegen,
erreicht. Selbst die Kakoschka-Ausstellung der
Österreichischen Galerie im Oberen Belvedere
oder die gutbesuchten Albertina-Ausstellungen,
die Dürer (zu seinem 500. Geburtstag) und dem
Wiener Aquarell gewidmet waren, sind bei aller
Bedeutung hausgemachte Ereignisse von loka-
lem Rang gewesen, auch wenn sie in Kunsthi-
storikerkreisen internationale Ausstrahlung ge-
habt hoben sollten.
Die Snobs der großen Welt und die Enthusia-
sten fahren nach Salzburg, um Karaian dirigie-
ren zu sehen und dabei gesehen zu werden (in
manchen Füllen angeblich auch um die Musik,
die er macht, zu hören), die Touristen, die Wien
besuchen, wollen, sofern sie überhaupt mehr
als den Heurigen erwarten, in die Staatsoper
und in die Sammlungen der großen Museen,
aber wann kommt schon jemand nach Wien,
um eine wichtige Ausstellung zu sehen? Wann
muß er schon kommen? Soviel ich weiß, ist der
Ruf Wiens als Ausstellungsstadt im Ausland be-
scheiden. Und das durchaus zu Recht.
Um so mehr war man überrascht, als man er-
fuhr, daß die Chinesen außer Paris, London und
Stockholm ausgerechnet Wien als Station für die
Europatournee ihrer großen Archäologieausstel-
lung akzeptierten, die ia in der gegenwärtigen
weltpolitischen Situation auch als Werbefeldzug
für das neue China Maos nach der Kulturrevo-
lutian aufgefaßt werden muß. Hatte man in
Peking soviel von der Ausstellungsstadt Wien
gehört? Da war wohl eher die Lage Wiens als
Hauptstadt eines neutralen Landes inmitten Euro-
pas entscheidend.
Ausstellung
ogische