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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIX (1974 / Heft 133)

Aktuelles Kunstgeschehenl Bundesländer 
Salzburg, Galerie in der Galdgasse 
Trude Engelsberger 
Gerhard Amanshauser schrieb treffend im Katalog- 
vorwort: „Eine alles durchdringende, auch in der 
Farbigkeit gespiegelte Isolation sdieint diese 
Szenerien auszuzeichnen. Die Vereinsamung der 
Figuren und Dinge wirkt endgültig, aber nicht trost- 
los und verzweifelt; etwas Verwunschenes liegt 
über dieser Welt" (4. II.-I. I2. 1973). 
Falaka Armide 
Der 1941 in der äthiopischen Stadt Nazareth ge- 
borene Maler studierte an der Kunstschule von 
Addis Abeba und lebt nun in den USA. Seine 
Bilder finden ihren Stil in einer eigentümlichen 
Mischung aus den Bildtraditionen des koptischen 
Christentums und aus künstlerischen Anschauungen 
des europäischen Expressionismus. Die Themen 
sind meist der sakralen Welt entnommen und 
behandeln vor allem das Leben und die Passion 
Christi (5. 1.-26. 1. 1974). 
Salzburg, Galerie Welz 
Friedrich Danielis. Hans Kruckenhauser 
Der 1944 in Reichenhall geborene Danielis hat ein- 
mal gesagt: „Ich weiß ietzt, daß ich recht habe, 
daß etwas genau Uberlegtes, Richtiges, vollkommen 
schon ist und wichtiger als die augenblickliche 
Avantgarde." Man geht aber fehl, eine derart 
„unzeitgemäße" Aussage als Grundlage anzu- 
nehmen für rein formale Übernahmen, etwa aus 
der von Danielis so verehrten Welt des 
Dixhuitieme. Die malerische Welt des Danielis 
ist eine des Traumes aus Gegenständlichem und 
Gegenstandslosem, eine Welt voll von Grazie und 
Galanterie (5. 2.-3. 3. 1974) - (Abb. 13). 
Hans Krudcenhauser, Assistent an der Wiener 
Akademie für bildende Künste, beweist, wie sehr die 
Iandläufige Meinung von der „Einfachheit" des 
Aquarellierens ein weit verbreiteter Irrtum ist (dafl 
dieser Irrtum allerdings Nichtkönner immer wieder 
veranloßt, sich „spontan" zu gebärden, steht auf 
einem anderen Blatt). Kruckenhausers Aquarelle 
sind iener bildnerischen Kraft, die imstande ist, 
durch meisterliche Beherrschung der Technik 
Phänomene mitteilen zu können, die nicht so sehr 
im Körperlich-Greifbaren, in der „Realität", als viel- 
mehr in einer geistigen, gedanklichen Erlebniswelt 
beheimatet sind (5. 3.-2B. 3. 1974). 
Salzbur , Kunstverein 
Anton T uswaldner und Hugo Wulz 
Der Bildhauer Anton Thuswaldner, 1929 in 
Klagenfurt geboren, hat bereits einen langen, 
kurvenreichen Weg in seinem bildnerischen 
Schaffen zurückgelegt. In den vergangenen I7 Joh- 
ren seiner einsamen Tätigkeit in Kaprun, wo er als 
Vermessungstechniker sein Brot verdient, hat er 
seine frühen, ausgezeichnet modellierten Porträt- 
büsten oder die Torsi entweder selbst völlig zer- 
stört, oder, bedingt durch eine neue, ganz andere 
Auffassung van Plastik, verändert: die Körper 
wurden verfremdet, aufgerissen, verstümmelt, mit 
Pfeilen durchbohrt. Diese seelischen „Ver- 
spannungen" - so auch der Titel einiger Zeich- 
nungen - lösten sich dann in jüngster Zeit zu 
totempfahlartigen Malen. 
Manche Gemeinsamkeiten verbinden das malerische 
Werk von Hugo Wulz mit dem seiner Studien- 
kollegen von der Wiener Akademie wie Herzig, 
Pongratz oder Korab. Die „Wirklichkeiten", unter 
deren Fahne sich die anderen zusammengeschlossen 
haben, sind für Wulz aber Wirklichkeiten aus dem 
Reich der Phantasie. Bezaubernde „Flugviecher" 
führen ein amüsiertes Leben, alte Sdiiffe ver- 
schwinden im Gestrüpp und verwandeln sich dort 
wie die Eisenbahnzüge in Herzmanovskys 
tarockanischen Ländern (3. 3.-17. 3. 1974) (Abb. 14). 
Regine Dapra 
Man hat sich längst der stillschweigenden Über- 
einkunft angeschlossen, die Richtung der „naiven" 
Malerei als einen Weg von tausend Möglichkeiten 
anzusehen. Frau Dapros Salzburger Veduten zeigen, 
wie man innerhalb einer gewissen Stilrichtung zu 
persönlichen und persönlich ansprechenden 
Darstellungen kommen kann (25. 3-6. 4. 1974). 
Franz Wagner 
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Tirol 
Innsbruck - Galerie im Taxispalais 
Fritz von Herzmanovsky-Orlondo 
Zeichnungen und Aquarelle, geboren aus über- 
schäumender Phantasie, mit großartigem Schwung, 
oft nur durch wenige Striche festgehalten. Bunt- 
stiftzeichnungen, in denen mit einigem Gekritzel so 
viel ausgedrückt, später von manchem nachgeahmt, 
meist aber kaum wieder erreicht wurde 
(16. 1.-12. 2. 1974). 
Steiermark 
Graz - Neue Galerie 
Jorrit Tornquist 
Der in Graz geborene und hauptsächlich in 
Mailand lebende Künstler könnte als Grundlagen- 
forscher im Bereich der Farbe bezeichnet werden. 
Seit Jahren geht er den WahrnehmungsmögIich- 
keiten und den daraus resultierenden Reaktionen 
des Menschen auf diesem Gebiet nach. In dieser 
Ausstellung verdeutlicht er an Hand von drei 
Problemkreisen seine Untersuchungen: Räumlichkeit 
der Farbe, Hautfarbe, Polarität der Farbe. Der 
umfangreiche Katalog mit Tabellen und Überlegun- 
gen war zum Verständnis des Gezeigten unbedingt 
notwendig (I6. II.-9. I2. 1973). 
Georg Chaimowicz 
In Wien geboren, hat Ch. in Bogota, Kolumbien, 
und in Wien Malerei studiert, nach verschiedenen 
Stilwandlungen (engagierte Periode) ist er nun bei 
Weiß gelandet. Hier zeigt er sparsamste Gestal- 
tungen auf 24 Bildflächen. Die dreidimensionalen 
Gebilde, 17 Stück, hier als „Massen" bezeichnet, 
sind etwas reicher. Mit ästhetischen Maßstäben ist 
hier kein Ansatzpunkt zu gewinnen 
(11. 1.-3. 2. 1974) - (Abb. 15). 
Helga Philipp 
Geboren und Studium in Wien, kommt von der 
Plastik, dem Obiekt, ist stark optisch orientiert. 
Verwendung serienmäßig hergestellter Teile, meist 
einer Summierung verschiedener Rundformen. Durch 
Verschiebungen und Schichtungen erreicht die 
Künstlerin Modulationen. Durch den Standpunkt- 
wechsel des Betrachters wird eine Bewegungs- und 
Zeitkomponente angesprochen 
(22. 1.-10. 2. 1974) - (Abb. 16). 
Oberösterreich 
Linz - Neue Galerie 
Kurt Moldovan 
22 Tuschezeichnungen und eine bei Tusch erschienene 
Mappe mit I8 ein- und sechs mehrfarbigen Litho- 
graphien, alle zu dem Thema „Alice im Wunder- 
land", zeugten von der unglaublich starken und 
eigenwilligen Gestaltungskraft dieses Grafikers, 
der wohl zu den Besten unseres Landes zu zählen 
ist. Moldovans Formenreichtum und Phantasie wer- 
den uns hier, wie immer wieder in seinem 
zyklischen Schaffen, besonders vor Augen geführt 
(7. 2.-2. 3. 1974) - (Abb. 17). 
Stadtmuseum im Nordico 
Wilhelm Lenhart 
Die 1l5 Exponate umfassende Gedächtnisaus- 
stellung des 1900 in Pilsen geborenen und 1973 in 
Linz verstorbenen Künstlers zeigte Ulbilder und 
Grafiken aus den verschiedensten Lebensiahren. 
Feder- und Kohlezeichnungen stellten das Gros. Aus 
vielen dieser Blätter spricht eine große Begabung, 
ein Können, das durch widrige Umstände, offenbar 
auch durch die Nöte der Zwischenkriegszeit, nicht 
zur letzten Entfaltung kam 
(B. 2.-3. 3. 1974) - (Abb. I8). 
Johannes Kreici 
Der 1912 in Enns geborene Maler zeigte 52 Werke, 
Druckgrafiken, Federzeidinungen, Ölbilder. Die 
Grafik beschäftigte sidi ausschließlich mit „Die 
Brüder Koramasoff" von Dostoiewski. Die Blätter 
sind, wie die meisten Arbeiten Kreicis, sehr dyna- 
misch, auch dort noch, wo sie zeichenhaft sein 
wollen. In dem Gebraue und Geschiebe der Farben 
seiner Ulbilder ist etwas von Urzeugung 
(8. 13.-31. 3. 1974) - (Abb. 19). 
Wolfgang Aichinger 
1932 ebenfalls in Enns geboren, beschäftigt sich 
mit verschiedenen Ausdrucksformen der bildenden 
Kunst. Hier zeigte er 33 Eisenplastiken, die nicht 
überzeugen können (8. 3.-3I. 3. 1974). 
Landeshypothekenanstalt 
Bernhard Hollemann 
Die neuen Zeichnungen zeigen einen weiteren 
Schritt dieses Künstlers zu einer neuen Hieroglyphik 
mit starker, zeitkritischer Einstellung. Man könnte 
sich ganze Wände in dieser Art bedeckt vorstellen 
(8. 2.-5. 4. 1974) - (Abb. 20). 
Niederösterreich 
Baden - Kleine Galerie am Hauptplatz 
Albert Paris-Gütersloh 
In konzentrierter Form waren hier Proben des 
Meisters, viele bis ietzt noch nie gezeigte Obiekte 
seines bildenden und schriftstellerischen Schaffens: 
Aquarelle, Zeichnungen und Manuskriptblätter. Eine 
qualitätvolle Schau 
(5. 2.-20. 2. 1974). 
Firma Schwarzatt 
Josef Hoffmann und Bernhard Hollemann 
Die im Wittmann-Möbelprogramm in der Akademie 
für angewandte Kunst in Wien gezeigten Mäbel 
nach Entwürfen von J. Hoffmann werden nun dan- 
kenswerterweise auch dem Badener Publikum ge- 
zeigt. Grafiken von B. Hollemann (siehe Linz) 
ergänzten die wichtige Schau (22. 2. bis März). 
Wiener Neustadt - Galerie 9 
Fritz Martinz und Hans Muhr 
Eine neue Galerie wurde hier vorbildlich einge- 
richtet. Sie ist ein großer Gewinn für die Stadt. Die 
beiden Künstler, die als erste ausstellten, zeigten 
Arbeiten, die noch nirgends zu sehen waren. ' 
Martinz ein großes Ölbild, große, sehr gute Blei- 
stiftzeichnungen und eine Reihe kleinerer Tusche- 
arbeiten. Es handelt sich durchwegs um sicher 
gesetzte Pferdedarstellungen. Muhr ist mit seinen 
gebündelten Stelen, mit kleinen Steinarbeiten, einer 
größeren ausgewogenen Holzskulptur und einem 
sehr praktikablen Brunnenmodell vertreten gewesen 
(23. 1.-20. 2. 1974) - (Abb. 21). 
Perchtoldsdorf - Galerie Romanum 
Christof Seiz 
Der 1940 in Berndorf Geborene präsentierte hier 
Federzeichnungen und Radierungen zu dem Zyklus 
„Der Golem von N." von K. Fleischmann. In 
dichten, energischen Strichen setzt er, am ehesten 
mit Zens vergleichbar, Dunkel gegen Licht, wobei er 
sehr kräftige lineare Verspannungen bevorzugt. 
Besonders bei den Radierungen ist die segment- 
artige Teilung der Flächen zu einem starken 
Gestaltungsprinzip vorherrschend geworden 
(13. 3.-2. 4. 1974). 
Burgenland 
Eisenstadt - Landesgalerie 
Kellerviertel Heiligenbrunn 
In Zusammenarbeit von Landeskonservator Dr. Berg, 
DipL-lng. H. Grasina von der burgenländischen 
Raumplanung und einem Team von Studenten der 
Technischen Hochschule Wien, wurde im Unteren 
Pinkatal das Kellerviertel von Heiligenbrunn in 
einem vorbildlichen Zustand erhalten. Eine Doku- 
mentation - sie wurde vorher in Wien im Museum 
des 2D. Jahrhunderts gezeigt - beweist, wie man 
alten Hausbestand und altes Hausgerät auch heute 
in einem den Anforderungen unserer Zeit 
entsprechenden Zustand erhalten kann. Freilich 
werden auch die Schwierigkeiten aufgezeigt, die 
erkennen lassen, daß nur bei geschlossenen 
Ensembles wie dieses, sich eine solche lnvestierung 
lohnt (14. 3.-31.3.1974)- (Abb. 22, 23). 
Oberpullendorf - 
Hilda Uccusic 
Eine Mappe mit zehn Lithographien, entstanden 
1973. Die Künstlerin hält auf den Blättern, 48 x 64 cm, 
Ansichten von Oberpullendorf fest, einem Ort, der 
sich stark verändert hat und der dabei ist, sich 
noch mehr zu verändern. Somit kommt den Arbeiten 
auch ein topografischer Charakter zu (Abb. 24). 
Alois Vogel
	        
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