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nicht nur wegen seiner Zeitgemäßheit, die ihn
unter seinesgleichen auf dem flachen Lande als
fortschrittlich und über die in der Zierkunst herr-
schenden Tendenzen wohl informiert zeigt, son-
dern auch wegen der Präzision, mit der er seine
sehr ausgewogen komponierten Ornamente zu
schneiden wußte, sollte man versuchen, diesem
Meister näher auf die Spur zu kommen, seine
Herkunft, seinen Lebensweg und seine weitere
Tätigkeit ausfindig zu machen. Es würde sich
gewiß lohnen. Vorläufig sind außer der Biblio-
thekseinrichtung in Kremsmünster nur noch an-
sehnliche Arbeiten für das Refektorium und das
Ambulatoricim in Stift Lambach - Türen, Tische
und die Lesekanzel - aus dem Jahre 1709 als
archivalisch gesicherte Arbeiten von ihm be-
kannt". In Kremsmiinster könnten vielleicht auf
Grund der Ähnlichkeit in der Auffassung des
Laub- und Bandwerkornaments zwei Paare von
kleinen Tischen Melbers Werkstatt zugeschrieben
werden. Von dem einen Paar, das in den Kunst-
sammlungen steht, zeigt Abb. 21 ein Beispiel;
die beiden etwas größeren Tische, die sich in
der Prälatur befinden, sollen in einer weiteren
Folge dieses Berichts erwähnt werden. Jedenfalls
muß sich der Ennser Meister bereits einen Na-
men gemacht haben, ehe ihm von Kremsmünster
ein so umfangreicher Auftrag wie die Bibliothek
erteilt werden konnte; auch die kleinen Tische,
wenn sie von ihm stammen, zeigen ihn als ver-
sierten Könner. Aber Melber war nicht der ein-
zige Tischler von Rang, der im Raum von Enns
tätig war. Zur selben Zeit erwuchs ihm nämlich
ein scharfer Konkurrent in Stefan Jegg (1674 bis
1749), der mit dem Jahre 1706 seine Arbeit als
Tischler für das Stift St. Florian aufnahm, nach-
dem er bereits 1702 - damals noch Tischler-
geselle - geheiratet und im dortigen Markt einen
Hausstand gegründet hatte. Durch sein ganzes
Leben war er für das St. Florioner Stift tätig
und schuf gemeinsam mit dem Bildhauer Leon-
hard Sattler (1676 bis 1744) iene prunkvollen
Möbel, die wesentlich dazu beigetragen haben,
das barocke Gesamtkunstwerk dieses Klosters
zu verwirklichen und die, davon geprägt, ein
feststehender Begriff in der Möbelgeschichte des
gesamten deutschen Sprachraums geworden sind.
Damit berühren wir einen sehr wesentlichen
Punkt für die richtige Einschätzung der Krems-
münsterer Möbel. Ihren paradigmatischen Wert
für die österreichische Möbelgeschichte kann