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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIX (1974 / Heft 134)

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nicht nur wegen seiner Zeitgemäßheit, die ihn 
unter seinesgleichen auf dem flachen Lande als 
fortschrittlich und über die in der Zierkunst herr- 
schenden Tendenzen wohl informiert zeigt, son- 
dern auch wegen der Präzision, mit der er seine 
sehr ausgewogen komponierten Ornamente zu 
schneiden wußte, sollte man versuchen, diesem 
Meister näher auf die Spur zu kommen, seine 
Herkunft, seinen Lebensweg und seine weitere 
Tätigkeit ausfindig zu machen. Es würde sich 
gewiß lohnen. Vorläufig sind außer der Biblio- 
thekseinrichtung in Kremsmünster nur noch an- 
sehnliche Arbeiten für das Refektorium und das 
Ambulatoricim in Stift Lambach - Türen, Tische 
und die Lesekanzel - aus dem Jahre 1709 als 
archivalisch gesicherte Arbeiten von ihm be- 
kannt". In Kremsmiinster könnten vielleicht auf 
Grund der Ähnlichkeit in der Auffassung des 
Laub- und Bandwerkornaments zwei Paare von 
kleinen Tischen Melbers Werkstatt zugeschrieben 
werden. Von dem einen Paar, das in den Kunst- 
sammlungen steht, zeigt Abb. 21 ein Beispiel; 
die beiden etwas größeren Tische, die sich in 
der Prälatur befinden, sollen in einer weiteren 
Folge dieses Berichts erwähnt werden. Jedenfalls 
muß sich der Ennser Meister bereits einen Na- 
men gemacht haben, ehe ihm von Kremsmünster 
ein so umfangreicher Auftrag wie die Bibliothek 
erteilt werden konnte; auch die kleinen Tische, 
wenn sie von ihm stammen, zeigen ihn als ver- 
sierten Könner. Aber Melber war nicht der ein- 
zige Tischler von Rang, der im Raum von Enns 
tätig war. Zur selben Zeit erwuchs ihm nämlich 
ein scharfer Konkurrent in Stefan Jegg (1674 bis 
1749), der mit dem Jahre 1706 seine Arbeit als 
Tischler für das Stift St. Florian aufnahm, nach- 
dem er bereits 1702 - damals noch Tischler- 
geselle - geheiratet und im dortigen Markt einen 
Hausstand gegründet hatte. Durch sein ganzes 
Leben war er für das St. Florioner Stift tätig 
und schuf gemeinsam mit dem Bildhauer Leon- 
hard Sattler (1676 bis 1744) iene prunkvollen 
Möbel, die wesentlich dazu beigetragen haben, 
das barocke Gesamtkunstwerk dieses Klosters 
zu verwirklichen und die, davon geprägt, ein 
feststehender Begriff in der Möbelgeschichte des 
gesamten deutschen Sprachraums geworden sind. 
Damit berühren wir einen sehr wesentlichen 
Punkt für die richtige Einschätzung der Krems- 
münsterer Möbel. Ihren paradigmatischen Wert 
für die österreichische Möbelgeschichte kann
	        
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