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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIX (1974 / Heft 135)

 
 
 
Hans Haufe 
Aus dem Geist des 
Surrealismus- 
Eine Stimme aus Mexiko 
"l Alfredo Custoüeda, Augenblickliche Gegenwurl, 
uUllllicztol_ll.wdg 100x100 cm. Sammlung M. 
Auf ganz persönliche Weise verwendet der me- 
xikanische Maler Alfredo Castaieda dadaistische 
und surrealistische Mittel, die in seinen Händen 
erstaunliche Wandlungen erfahren. Akrylit, Ul 
und Zeichnung montiert er mit eigenen Fotos zu 
einer bedrängenden, verdichteten Realität. Seine 
„Manifestation" wirkt wie ein Lobgesang auf die 
Erde, ein Protest gegen ihre Bedrohung, oder, 
in einer anderen Version, als hintergründige Iro- 
nie aut das „Selbstverstöndnis" egazentrischer 
Splittergruppen, die - ieweils die anderen ver- 
teufelnd - für ihr eigenes Spiegelbild demon- 
strieren. Ein Grundthema der mexikanischen 
Kunst, die Auseinandersetzung mit dem Christen- 
tum, klingt direkt oder indirekt in vielen seiner 
Arbeiten an, erfahren als „Augenblickliche Ge- 
genwart", bedrückende Konfrontation mit der 
Geschichte vor dem Hintergrund einer im "I6. 
Jahrhundert von indianischen Künstlern geschaf- 
fenen Offenen Kapelle in Calpan. In „Wo sie 
mirln llmnrmnn" ninslr ("nllnnn mit Fnfn: rnliniii- 
ser Barockmalerei (EX-VOTOS), deutet er die 
Spannung mit dem Glauben seiner Kindheit. 
Geschickt arbeitet er dabei mit der „Magie der 
Leere". Die Botschaft Christi interpretiert er im 
„Steinwurf" als Schlag, der sein Bewußtsein 
trifft, zugleich zerstört und erhellt. Der Stein mit 
dem Porträt Christi wurde vorher von ihm für 
diese Montage fotografiert. 
Das Bild „Von meiner Gefangenschaft" ist Sym- 
bol und Programm zugleich: ein Boot wartet am 
Ufer, wie bei Hemingway und Saint-John Perse 
bereit zur Ausfahrt, neuen Entdeckungen, Hoff- 
nungen, Enttäuschungen, Kämpfen entgegen. Das 
Meer ist als Experimentierfeld des Lebens ge- 
sehen, einladend zu Ufern neuer Menschlichkeit, 
neuen Horizonten. Die Zahl 143.999 - die Apo- 
kalypse erwähnt 144.000 Gerechte - wird zur 
Chiffre für den Künstler, den Vorletzten der Ge- 
rechten. Zurück bleiben Zweifel und Angst der 
klassischen, hinter einer hohen Mauer gefange- 
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