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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIX (1974 / Heft 136 und 137)

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Weberalfar der Sfadipfarrkirdwe Ried: nc 
legung der Originalfassung 1973l74. 
Detail aus Weihnachiskri pe Johann 
ääiävanthclers in Obergrün urg, nach Re 
Detail des Kopfes aus Abb. 16 zeig1 l 
werlung der Oberfläche durch mindei 
Ubermolungen. 
Sfehender Köni aus der Anbeüung 
Thomas Schwan? alers am Hochallar l 
ienfirs! von 1668: 1963 grob freigelegle L 
nachreskaurierie Originalfassung von 
Koch aus Ried. 
Detail aus Abb. 18 zeig! den zweisch 
lnkarnataufbau mit Brauenzeichnung z 
der Oberschicht sowie deren Beschödlgur 
angepoßt wurde (z. B. Alois Ferch in Ried 1845, 
Abb. 9, 10). Von der Regotisierungswelle in der 
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der andern- 
orts zahlreiche Barockaltäre zum Opfer fielen', 
blieb das bäuerlich-konservative lnnviertel weit- 
gehend verschont. Ausnahmen bilden der Ab- 
bruch des Hochaltars zu Peterskirchen von 1795 
mit Figuren Johann Peter d. Ä. Schwantholers 
irn Jahre 1881 (KaL-Nr. 181) und der des monu- 
mentalen Hochaltars Martin Zürns von 1642 in 
der Stadtpfarrkirche Braunau erst im Jahre 1906. 
Doch auch unter den auf uns gekommenen Al- 
tären wie Einzelskulpturen ist die Substanz nur 
in den seltensten Fällen heil geblieben oder be- 
friedigend wieder hergestellt worden. Um die 
Ursachen dieser Situation, mit der wir heute 
konfrontiert sind, bewußtzumochen, muß näher 
auf die Vielfalt der Schäden eingegangen wer- 
den. 
Vor der materiellen sei noch ein Blick auf die 
geistige Situation gestattet. Bereits im Titel der 
Schwanthaler-Ausstellung wird ebenso wie durch 
alte und neuere Bildhauermonographient primär 
der Bildhauer als dominierender Urheber asso- 
ziiert, während tatsächlich Auftraggeber, Schrei- 
ner, Bildhauer und Faßmaler ein mehr oder min- 
der großer schöpferischer Anteil am Ganzen, ie 
nach der Stärke ihrer Persönlichkeit oder durch 
äußere Umstände bedingt, zukommt. Dieses Un- 
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verstöndnis dem arbeitsteilig organisierten, durch 
bestimmte Zunftregeln gebundenen Werkstatt- 
betrieb als Basis komplexer Ausstattungsstruktu- 
ren und architektonisch gebundener Dekoratio- 
nen gegenüber ist noch immer vom überholten 
Geniegedanken des 19. Jahrhunderts und durch 
die völlig veränderte Arbeitswelt des industriel- 
len Zeitalters geprägt. Dabei stellt etwa das im 
Rahmen der Kunsttopogrophien aufgearbeitete 
Material eine nur selten diesbezüglich genutzte 
Fundgrube dar, deren Ergiebigkeit sich gerade 
für Altäre der Schwonthaler und ihrer Zeitge- 
nossen in Oberösterreich und Salzburg erwie- 
sen hat. Das allmähliche Zusammenbrechen die- 
ser selbstverstündlichen Art von Kooperation - 
für die das überwiegende Fehlen von Künstler- 
signoturen bezeichnend ist5 - gegen Ende des 
Barock veranschaulicht beispielhaft der im Ko- 
stenvoranschlag des Salzburger Bildhauers Jo- 
hann Hagenauer für den neuen Hochaltar der 
Pfarrkirche in Köstendarf1764 geäußerte Wunsch 
„...nebst der Bildhauer- auch die Fassarbeit 
zu übernehmen..., damit meine Freyd bey rei- 
ner Ausarbeitung und verschidtenen Ausdruck 
der Gesichter mir vollkommen bleibe und nicht 
so, wie es mir schon oft mols geschehen ist, 
durch Vergründung verpatzet wird..."'. Nicht 
zuletzt muß eine vorwiegend auf formale und 
inhaltlidwe Werte reduzierende Kunstwissenschaft 
Anmerkungen 3-9 
'Vgl. G. odolitsch, Maria Trost bei Graz - 1 
Diagnosen und Therapien an einer Walltoh 
Usterr. Zeitschrift für Kunst und Denkmalpfli 
ms, s. 165-171. Renard, Wiedoraufstellung 
gebauten Barockaltären, Jahrbuch der rheinischi 
malptlege, 11111927, S. 66-74, und Metterrnd1, 
selzun von Barockaltären, ebenda IVIWIB, S 
'Ausnagmen bestätigen die Regel wie z. B. C. Z1 
Manleultel, Die Bildhauerlamilie Zürn,1606-1666, 
horn 1969, oder die vorbildlichen Fassungsong 
Katalog der Skulpturensammlung Staatl. Museer 
lin, wss, von H. Maedebach. _ 
sSignierlu Bildwerke kennen wir von Martin Zürn, 
Braunau, von den Schwanthalern nur Arbeiten c 
kogeneratian (Johann Peter d. Ä., Kot-Nr. 177, 
Johann Georg, Kat. 750, 159). Interessant ist 
malersignatur zu KaL-Nr. a. 
'P. Buberl - F. Martin, Die Denkmale des p 
Bezirks Salzburg, Usterr. Kunsttopographie 
1913, S. so ff. 
1 Die mit allerhand sdtönen curiösen und geheir 
senschalten ausgefüllte Farbe-Belustigung . . . 
berg . . . Anna 1711, Cap. XV. 
'Diesballlgliche Beispiele größerer Figuren sind 
Ausstellung u. a. die Kuh-Nr. 66, 65, 141, ' 
Klein ruppen z. B. Kot.-Nr. 25 146. 
'M. atin, L'art du peintre, doreur, vernisseur e 
1753, deutsch: Der Statfiermaler, Leipzig 1779 
dle Neuauflagen].
	        
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